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Vicosoprano
Ortschaft in Bregaglia im Kanton Graubünden, Schweiz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Vicosoprano (in der lombardischen Ortsmundart Visavran ,[1] früher deutsch Vespran, rätoromanisch Visavraun) ist ein Dorf in der politischen Gemeinde Bregaglia im italienischsprachigen Teil des Schweizer Kantons Graubünden.
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Geographie

Unten im Tal durch Vicosoprano fliesst die Maira. Talaufwärts liegt auf 1458 m ü. M. an der Weggabelung zum Septimerpass und zum Malojapass der Ort Casaccia, wo der Bergeller Höhenweg durchführt.
Östlich von Vicosoprano liegt der Weiler Pranzaira
und der Stausee Albignasee auf 2162 m ü. M., der seit seiner Fertigstellung 1959 mit der Seilbahn oder zu Fuss erreicht werden kann. Um den Stausee liegen der Piz dal Päl
(2617 m ü. M.), der Punta da l’Albigna
(2892 m ü. M.), der Piz Cacciabella (2979 m ü. M.) und der Albignagletscher.
Zu Vicosoprano gehören die Weiler Pungel
und Roticcio
auf dem Hang der rechten, nördlichen Talseite.
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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext


Vicosoprano war schon in prähistorischer Zeit besiedelt, wie ein bei Bosca gefundener Schalenstein nachweist. Aus römischer Zeit stammt bei Caslac ein aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts stammendes Merkuraltärchen.[2] Bis 960 waren die Bewohner des Ortes Gotteshausleute von Como, dann des Bischofs von Chur. 1096 findet sich der lateinische Name Vicus Supranus «oberes Dorf» erstmals bezeugt, der sich in der Frühneuzeit schriftsprachlich gegen lombardische Schreibformen wie Visoprano und ähnlich durchgesetzt hat.[1]
Vicosoprano war im Mittelalter Hauptort der Talgemeinde Bergell, Sitz der Bergeller Port und der Ministerialenfamilien von Castelmur und Prevost. Der Bischof von Chur besass in Vicosoprano einen Galgen. Sein Vogt hielt im sogenannten Senvelenturm Gericht, dem einzigen erhaltenen mittelalterlichen Rundturm Graubündens, der 1314 erstmals erwähnt wird, aus dem 13. Jahrhundert stammt und zugleich als bischöfliche Strassenzollstätte diente. 1591/1592 wurde er ins neue Rathaus integriert und mit Kerker, Folterkammer und Pranger ausgerüstet. Die unteren Räume des Rathauses wurden als Lager für Zollwaren genutzt – zu Beginn des 21. Jahrhunderts beherbergte es ein Museum. Der quadratische, 1537 erbaute Salisturm ist das Wahrzeichen von Vicosoprano. Bis zur Reformation 1529 bzw. 1553 gehörte Vicosoprano kirchlich als Teil der Erzpfarrei Bergell zu Santa Maria auf der Porta. Die Kirche San Cassian, nördlich von Vicosoprano gelegen, erreicht man über eine Bogenbrücke aus dem 16. Jahrhundert. Sie wird 1355 erstmals erwähnt, ist aber älter. Die neue reformierte Kirche Santa Trinità wurde 1761 von der Gesamtgemeinde Obporta errichtet. 1901 erfolgte der Bau der katholischen Kirche.[2]
Während die Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle spielt, dominieren in Vicosoprano Gewerbe und Tourismus. Eine Luftseilbahn führt von Pranzaira nach Albigna, in Casaccia befindet sich ein Skilift. Die Gemeinde profitierte von hohen Wasserzinsen und Steuern der Bergeller Kraftwerke (Albignastaudamm, fertiggestellt 1959, mit Zentrale und Ausgleichsbecken in Löbbia). 1960 wurde eine Umfahrungsstrasse gebaut. Seit 1972 befindet sich die Talsekundarschule in Vicosoprano.[2]
1971 wurde das Nachbardorf Casaccia eingemeindet. Auf den 1. Januar 2010 schloss sich Vicosoprano mit den anderen Bergeller Gemeinden – Bondo, Castasegna, Soglio und Stampa – zur neuen Gemeinde Bregaglia zusammen.


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Wappen
| Blasonierung: «Geteilt von Silber (Weiss) und Schwarz, in Silber ein aufrechter schwarzer, rot bewehrter Steinbock, in Schwarz eine silberne zweitürmige Zinnenburg mit Tor» | |
|
Nach einem älteren Wappen vereinfacht. |
Bevölkerung
Sprachen
In Vicosoprano spricht man eine lombardische Mundart. Es gibt seit Jahrzehnten eine grössere deutschsprachige Minderheit. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Religionen und Konfessionen
In den drei Ortsteilen Vicosopranos wurde die Reformation zwischen 1529 und 1553 eingeführt, in der früher selbständigen Gemeinde Casaccia 1551.
Nationalität
Von den Ende 2005 453 Bewohnern waren 420 Schweizer Staatsangehörige.
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Wirtschaft

Die Arbeitsplätze stammen aus Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Gewerbe sowie dem Dienstleistungssektor und Gastgewerbe. Im Dorf stehen zwei Hotels zur Verfügung. Oberhalb des Dorfes steht am rechten Ufer der Mera der Campingplatz «Mulina».
Im Ortsteil Löbbia stehen ein Kraftwerk und ein Unterwerk des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ). Das EWZ versorgt neben Zürich auch die Bündner Talschaften, wo ein beträchtlicher Teil des Stroms produziert wird.
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Verkehr
Vicosoprano wird von der Engadiner Buslinie 4 bedient; Konzessionär ist der Schweizerische Postautodienst.
Sehenswürdigkeiten


- Die Kirchen stehen unter kantonalem Denkmalschutz. Reformierte Hauptkirche ist Santa Trinità,[3] wesentlich älter ist die reformierte Kirche San Cassiano. Regelmässige Gottesdienste finden auch in der reformierten Kirche Casaccia statt.
- Katholische Kirche San Gaudenzio[4]
- Kirchenruine San Gaudenzio im Ortsteil Casaccia
- Sogenannter Convento in Casaccia erbaut um 1520[5]
- Rathaus[6]
- Ca d’Prutz mit Sgraffiti[7][8]
- Casa Gadina[9]
- Postgebäude, um 1900; Architekt: Ottavio Ganzoni[10]
- Im Zentrum steht der runde Senvelenturm aus dem 13. Jahrhundert, der in das Rathaus eingebaut ist. An seiner Aussenmauer ist noch der Prangerblock mit der Halskette zu sehen.
- Am westlichen Dorfrand Vicosopranos steht der Salisturm, ein sechsstöckiger Wohnturm. Er stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und wurde 1580 für Rudolf von Salis umgebaut. Die Fenster wurden im 16. und 18. Jahrhundert eingebaut, weitere Umbauten erfolgten 1821.[11][12][13]
- Am westlichen Dorfausgang stehen links auf einer Waldlichtung die steinernen Säulen des Galgens
- Steinbrücke über die Maira datiert 1543[14]
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Persönlichkeiten
- Pier Paolo Vergerio (* 1498 in Capodistria; † 4. Oktober 1565 in Tübingen), Geistlicher, Diplomat und Bibelübersetzer
- Giulio da Milano (1504–1581), evangelischer Pfarrer und Reformator Vicosopranos 1546–1547.
- Familie Maurizio[15]
- Giacomo Maurizio (* 1761 in Vicosoprano; † 1831 ebenda), Zuckerbäcker in Italien, Polen und Frankreich, Podestà 1808
- Giovanni Andrea Maurizio (* 4. Juli 1815 in Vicosoprano; † 17. April 1885 ebenda), Landammann, Autor der La stria.
- Anna Cornelia Maurizio (* 4. August 1852 in Vicosoprano; † 20. März 1930 in Palazzolo sull’Oglio), Gründerin der Scuola di Macramé in Bergamo[16]
- Silvio Maurizio (* 1863 in Vicosoprano; † 3. März 1922 ebenda), Professor, Schulinspektor[17]
- Wolfgang von Juvalta (1838–1873), Historiker
- Willy Trepp (* 23. Dezember 1938 in Vicosoprano), ehemaliger Schweizer Radrennfahrer.
- Attilio Bivetti (* 1947 in Vicosoprano), Tierarzt, von 1994 bis 2008 Gemeindepräsident von Sils im Engadin; Schriftsteller[18]
- Gian Gianotti (* 10. Juni 1949 in Vicosoprano), Theaterregisseur, Autor und Theaterleiter
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Literatur
- Adolf Collenberg: Vicosoprano. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Dezember 2016.
- Lorenz Joos: Vicosoprano. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 7: Ungelt – Villarvolard. Attinger, Neuenburg 1921, S. 243 (Digitalisat).
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 530–532.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band V: Die Täler am Vorderrhein, II. Teil. Die Talschaften Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 14). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1943, ISBN 978-3-906131-20-7.
- Ludmila Seifert, Leza Dosch: Kunstführer durch Graubünden. Scheidegger & Spiess, Zürich 2008.
- Willy Zeller: Kunst und Kultur in Graubünden. Haupt, Bern 1993.
Weblinks
- Webauftritt der Gemeinde Bregaglia
- Renata Giovanoli-Semadeni: Caccia alle streghe in Bregaglia.
- Vicosoprano auf bregaglia.ch/de/unsere-perlen
- Bundesamt für Kultur: Vicosoprano im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (italienisch)
- Vicosoprano auf der Website Wanderland.ch
Einzelnachweise
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