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romanische Sprache, wird vor allem in Katalonien, Valencia und auf den Balearen gesprochen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die katalanische Sprache (Eigenschreibweise català [[3]) gehört zur Familie der romanischen Sprachen. Katalanisch ist Amtssprache in Andorra sowie, neben dem Spanischen, regionale Amtssprache in Katalonien, auf den Balearen und in Valencia. Es ist außerdem eine der Regionalsprachen Frankreichs (im Roussillon/Département Pyrénées Orientales).
] auf Ostkatalanisch, [ ] auf Westkatalanisch; veraltet auch KatalonischKatalanisch català | ||
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Gesprochen in |
Spanien ( Aragonien, Balearische Inseln, Katalonien, Murcia, Valencia) Andorra Italien (in Alghero auf Sardinien) Frankreich (im Roussillon/Nordkatalonien) | |
Sprecher | >10 Millionen[1] | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Andorra | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
ca | |
ISO 639-2 |
cat | |
ISO 639-3 |
cat |
Manche Sprachwissenschaftler rechnen das Katalanische zu den galloromanischen Sprachen, andere ordnen es der Iberoromania zu. Auf der einen Seite besteht eine enge Verwandtschaft mit dem Okzitanischen – das Katalanische hat mehr lautliche und lexikalische Gemeinsamkeiten mit dem Okzitanischen als mit den anderen romanischen Sprachen der Iberischen Halbinsel. Auf der anderen Seite stimmt das Katalanische in einigen Merkmalen mit iberoromanischen Sprachen überein, sodass es oft als Brückensprache (llengua-pont) zwischen Galloromanisch und Iberoromanisch bezeichnet wird. Dies mag darin begründet sein, dass der Herrschaftsbereich des iberischen Westgotenreiches bis nach Septimanien reichte, mitten im okzitanischen Sprachgebiet; umgekehrt ging auch der fränkische Einfluss unter Karl dem Großen über die Pyrenäen bis in die Katalanischen Grafschaften. Die Pyrenäen bildeten also in der Entstehungszeit der romanischen Sprachen keine natürliche Grenze zwischen den politischen und kulturellen Räumen Galliens und der Iberischen Halbinsel.
Katalanisch hat etwa 4 Millionen Muttersprachler, etwa 6 Millionen sprechen Katalanisch als Zweitsprache und weitere 3,4 Millionen Menschen verstehen es.[4][5] Sein Verbreitungsgebiet umfasst folgende Regionen:
Diese Gebiete bezeichnet man zusammenfassend als Països Catalans („Katalanische Länder“). An der nördlichen Sprachgrenze steht heute die Porta dels Països Catalans bei Salses-le-Château.
Das katalanische Sprachgebiet wird als Ganzes in zwei Dialektgruppen eingeteilt: zum einen Ostkatalanisch, wozu der östliche Teil Kataloniens, der katalanischsprachige Teil Frankreichs, die Balearen und Alguer gehören, und zum anderen die westkatalanischen Dialekte. Hauptkriterium für diese Einteilung ist die Aussprache der unbetonten Vokale /o/, /e/ und /a/. Während man sie im Bereich des Westkatalanischen so ausspricht, wie sie geschrieben sind, werden in der Aussprache des Ostkatalanischen in unbetonter Position /o/ zu /u/, /e/ und /a/ zu kurzen offenen Vokalen oder zu einem Schwa-Laut ([ə]), der sich ähnlich anhört wie deutsch e in bitte.
Der Status der Sprache ist je nach Region unterschiedlich. In Andorra ist Katalanisch alleinige Amtssprache, in Spanien regionale Amtssprache. Im „Sprachengesetz von Aragón“ (Ley de Lenguas de Aragón), am 9. Mai 2013 durch das aragónesische Regionalparlament unter Führung der Partido Popular beschlossen,[6] wird die Sprache für den eigenen Regierungsbereich mit dem Glottonym Lengua aragonesa propia del área oriental (LAPAO) bezeichnet.[7][8] Im französischen Département Pyrénées-Orientales wurde im Dezember 2007 eine Charta zur Förderung der katalanischen Sprache (französisch: Charte en faveur du Catalan) zum Schutz und zur Weiterentwicklung des Katalanischen in Nordkatalonien beschlossen. In Alguer wird die lokale Sprachvarietät stundenweise in der Schule gelehrt.
Katalanisch ist kein Dialekt des Spanischen, sondern eine direkt aus dem Vulgärlatein hervorgegangene Sprache (also auch kein „Primärer Dialekt“, der lediglich der Standardisierung des Spanischen vorausgegangen wäre; im Falle des Spanischen wären dies nur Asturleonesisch, Kastilisch, Navarroaragonesisch). Historisch greifbar wird die katalanische Sprache ab dem 8. bis 10. Jahrhundert in den Grafschaften der Spanischen Mark, also dem Gebiet des karolingischen Reichs beiderseits der Pyrenäen. Katalanische Wörter können in lateinischen Texten des 9. Jahrhunderts nachgewiesen werden, erste vollständige schriftliche Zeugnisse wie z. B. die anonyme Predigtsammlung Homilies d'Organyà entstammen dem späten 12. Jahrhundert. Der Schriftsteller und Philosoph Ramon Llull, der von 1235 bis 1315 lebte, galt als der „Dante der katalanischen Literatur“ und gab der Sprache Glanz und Ansehen.
Im Mittelalter war das Sprachgebiet des Katalanischen noch recht einheitlich. Während des 12. und 13. Jahrhunderts breitete sich das Katalanische im Zuge der territorialen Eroberungen der aragonesischen Krone nach Süden und Osten aus; die Sprachgrenze wurde trotzdem erst nach der Ausweisung der Morisken 1609–1611 und der darauf folgenden Wiederbevölkerung der verlassenen Orte festgelegt.
Mit der Ausdehnung des Herrschaftsbereichs der Grafen von Barcelona und des nachfolgenden katalanisch-aragonesischen Staatenbunds in den Mittelmeerraum gewann auch die katalanische Sprache zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert an Bedeutung. So erschien als eines der ersten in katalanischer Sprache gedruckten Bücher 1502 in Perpignan ein zweisprachiges Wörterbuch, das Vocabolari molt profitos per apendre Lo Catalan Alamany y Lo Alamany Catalan („Ein gar nützliches Wörterbuch, wodurch Katalanen Deutsch und Deutsche Katalanisch lernen können“). Das Original dieses Wörterbuches bewahrt die Biblioteca de Catalunya in Barcelona auf. Der in Heidelberg geborene katalanische Buchdrucker Joan (Johann) Rosembach hatte es hergestellt. Bereits 1415 verarbeitete der deutsche sprachbegabte Dichter und Diplomat Oswald von Wolkenstein Katalanismen in seinen Gedichten.[9]
Ende des 15. Jahrhunderts vereinigten sich die Kronen von Aragón und Kastilien durch die Heirat der Katholischen Könige, Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien, wobei Kastilien von Anfang an die Oberhand hatte. Dadurch verdrängte die kastilische Sprache das Katalanische allmählich als Literatursprache. Als Rechts-, Amts- und Umgangssprache war es hingegen zunächst weniger bedrängt.
Nach Ende des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) verlor Katalonien seine politische Eigenständigkeit, und die Bourbonenkönige trieben die Entwicklung des spanischen Zentralstaats in seiner heutigen Form voran. Das kastilische Spanisch wurde als spanische Amtssprache durchgesetzt, und im Jahr 1716 wurde es per Gesetz als Unterrichtssprache verbindlich festgelegt. Von 1779 an waren sogar Theaterstücke auf Katalanisch verboten. Das 18. Jahrhundert gilt als Tiefpunkt der katalanischen Sprachgeschichte, als Zeit der decadència.
Doch bereits in der Romantik im 19. Jahrhundert erlebte das Katalanische einen erneuten Aufschwung. In der sogenannten Phase der Wiedergeburt, der renaixença, fand es zunehmend Befürworter und wurde zum Gegenstand sprachwissenschaftlicher Forschung. Die 1930er Jahre gelten als Blütezeit, die durch den Spanischen Bürgerkrieg und den Sieg der nationalistischen, zentralistisch orientierten Franco-Diktatur unterbrochen wurde.
In den Anfangsjahren der Diktatur wurde das Katalanische von staatlicher Seite unterdrückt. Viele Ortsnamen im katalanischen Sprachgebiet wurden hispanisiert, auch viele Personennamen wurden ins Spanische übertragen. Erst zu Beginn der 1960er Jahre wurde der katalanischen Sprache zögerlich, zuerst im kirchlichen Bereich, wieder Raum gegeben. Eine wichtige Rolle spielte dabei das Kloster Montserrat, in dem auch während der Franco-Diktatur die Messen auf Katalanisch gefeiert wurden, sodass es zum Symbol des Katalanentums aufstieg. Nach Francos Tod 1975 dauerte es drei Jahre, bis alle Beschränkungen fielen. In den Jahrzehnten der Unterdrückung hatte das Katalanische viel Rückhalt verloren. Zudem hatte das wohlhabende Katalonien viele Spanier aus anderen Landesteilen angezogen, deren Mehrheit nicht oder nur zögerlich bereit war, Katalanisch zu lernen.
Dies ist einer der Hauptgründe, warum das Katalanische seitens der Regionalregierung in den letzten 25 Jahren stark gefördert wurde. Der normalització genannte Prozess verläuft jedoch nicht reibungslos, da viele der Zugewanderten und zentralistisch orientierten Teile des Großbürgertums die Stärkung des Katalanischen ablehnten. Durch eine geschickte Politik ist es katalanischen Politikern trotzdem gelungen, als unverzichtbare Koalitionspartner der Zentralregierung Zugeständnisse zugunsten der katalanischen Sprache zu erwirken und so die einstige Position des Katalanischen teilweise wiederherzustellen. Dieser Vorgang ist noch immer im Gange und soll nach dem Willen der Befürworter des Katalanischen erst abgeschlossen sein, wenn alle, die im ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Katalanischen leben, dieses zumindest als Zweitsprache beherrschen. Die Hispanisierung von Personennamen wurde nach der Demokratisierung Spaniens rückgängig gemacht; auch die ursprünglichen katalanischen Ortsnamen werden seither wieder offiziell verwendet.
Die spanisch-katalanische Diglossie in Katalonien unterscheidet sich heute deutlich von der unter dem Franco-Regime. Zwar können heute mehr als 95 % der in Katalonien Lebenden (also auch Einwohner mit katalanischer Muttersprache) Spanisch schreiben, doch nur 60 % der Bevölkerung Kataloniens beherrschen Katalanisch in schriftlichsprachlicher Form.[10] Das betrifft vor allem Zuwandererfamilien aus anderen Regionen und dem Ausland, aber auch die ältere Generation der Katalanischsprachigen, die aufgrund der restriktiven Sprachpolitik Francos die Schriftform ihrer Muttersprache nicht erlernt hat.
In fast allen öffentlichen Bereichen hat sich dennoch das Katalanische im Zuge der normalització durchgesetzt; eine breite Mehrheit der Bevölkerung, auch der Spanischsprachigen, befürwortet die katalanische Sprachenpolitik[11]: 90 % des Schulunterrichts wird inzwischen auf Katalanisch abgehalten, ein Großteil der Vorlesungen in den Universitäten ist auf Katalanisch, und im gesamten öffentlichen Dienst müssen Mitarbeiter Katalanischkenntnisse vorweisen. In den vergangenen Jahren haben Sprachschulen, die Katalanischzertifikate ausstellen, einen Boom erlebt.
Im alltäglichen Sprachgebrauch neigen Sprecher mit katalanischer Muttersprache meist dazu, sich der jeweiligen Muttersprache des Gesprächspartners anzupassen. Spanischsprecher hingegen bleiben auch gegenüber Katalanischsprachigen tendenziell bei ihrer eigenen Sprache. Dies führt zu einer im Verhältnis zur demographischen Verteilung stark überproportionalen Präsenz des Spanischen (Castellano) im mündlichen Bereich. Es kommt ebenso vor, dass eine Konversation zweisprachig geführt wird und sich jeder der Gesprächsteilnehmer seiner Muttersprache bedient.
Buchstabe | Variationen | Ostkatalanisch | Westkatalanisch | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
A, a | À, à | [a], [ə] | [a] | Im Ostkatalanischen: betont [a], unbetont [ə], wobei zu [ɐ] tendierend |
B, b | [β], [b] | [b] | Im Ostkatalanischen: Nur im absoluten Anlaut [b] | |
C, c | [k] | [k] | ||
C, c (vor e und i) | [s] | [s] | ||
Ç, ç (vor a, o, u und auslautend) | [s] | [s] | ||
D, d | [ð], [d] | [ð], [d] | Nur im absoluten Anlaut [d] | |
E, e | É, é; È, è | [e], [ɛ], [ə] | [e], [ɛ] | Als é [e], als è [ɛ], im Ostkatalanischen unbetont [ə], wobei zu [ɐ] tendierend |
F, f | [f] | [f] | ||
G, g | [ɣ], [g] | [ɣ], [g] | Nur im absoluten Anlaut [g], als -ig [t͡ʃ] ausgesprochen | |
G, g (vor e und i) | [ʒ] | [d͡ʒ] | tg (vor e und i) immer [d͡ʒ] | |
H, h | Das h wird nicht gesprochen | |||
I, i | Í, í; Ï, ï | [i], [j] | [i], [j] | In Vokalnähe nur als ï und í nicht [j] |
J, j | [ʒ] | [d͡ʒ] | Als tj immer [d͡ʒ] ausgesprochen | |
K, k | [k] | [k] | Nur in Fremdwörtern | |
L, l | ŀl | [ɫ] | [l], [ɫ] | Als ll [ʎ] ausgesprochen (auf den Balearen [j]), ŀl wird [ɫː] bzw. [lː] ausgesprochen |
M, m | [m] | [m] | ||
N, n | [n], [m], [ɲ], [ŋ] | [n], [m], [ɲ], [ŋ] | Vor /b/, /p/, /f/, /v/ [m], vor /g/ und /k/ [ŋ], als <ny> [ɲ] | |
O, o | Ó, ó; Ò, ò | [o], [ɔ], [u] | [o], [ɔ] | Als ó [o], als ò [ɔ], im Ostkatalanischen (außer dem größten Teil Mallorcas) unbetont [u] |
P, p | [p] | [p] | ||
Qu, qu | Qü, qü | [k], [k͜w] | [k], [k͜w] | Vor a, o, u [k͜w], vor e, i nur als <qü> als [k͜w] |
R, r | [r], [ɾ] | [r], [ɾ] | Am Wortanfang und als rr immer [r], in einigen Regionen am Wortende verstummt | |
S, s | [s], [z] | [s], [z] | Am Wortanfang und als ss immer [s], zwischen Vokalen [z] | |
T, t | [t] | [t] | Dient vor l, ll, m, n zur Längung, also tl = [ɫː] bzw. [lː], tll = [ʎː], tm = [mː] und tn = [nː], nach Konsonanten häufig am Wortende verstummt | |
U, u | Ú, ú; Ü, ü | [u], [w] | [u], [w] | In Vokalnähe nur als ü und ú nicht [w] |
V, v | [β], [b] | [v] | Im Ostkatalanischen wie b | |
W, w | [w], [β], [b] | [w], [v] | Nur in Fremdwörtern | |
X, x | [ʃ], [k͡s] | [t͡ʃ], [ʃ], [k͡s] | Ostkatalanisch: Am Wortanfang, zwischen Konsonant und Vokal, als ix [ʃ], zwischen Vokalen [k͡s], im Balearischen (insbesondere Mallorquinischen und Menorquinischen) auch zwischen zwei Vokalen [ʃ] (Caixa ‚Bank, Kasse‘: [kaʃə] („Kasche“), bzw. ugs. auch [kɑʃə])
Westkatalanisch: Am Wortanfang, zwischen Konsonant und Vokal [t͡ʃ], als ix [jʃ], zwischen Vokalen [k͡s] | |
Y, y | Kommt nur als ny vor, und wird dann [ɲ] ausgesprochen | |||
Z, z | [z] | [z] | Als tz [d͡z] ausgesprochen | |
Die Verwendung dieses Mittelpunktes ist in ihrer Bedeutung linguistisch gesehen einzigartig. Vergleichbar sind allenfalls die Verwendung des Bindestrichs zur Trennung von „s“ und „ch“ im Engadinischen, des punt interior (deutsch Mittelpunkt) im Gaskognischen oder des punt volat im Franko-Provenzalischen.
Die katalanische Grammatik weist eine Reihe von Ähnlichkeiten zur spanischen und französischen Grammatik auf, aber auch einige Besonderheiten. Im Bereich der Substantive existiert, wie allgemein in den romanischen Sprachen, auch im Katalanischen eine Unterscheidung zwischen Feminina und Maskulina, Kasusformen bilden nur verbundene, klitische Personalpronomen, die bei der 3. Person auch noch zwischen Akkusativ- und Dativobjekt unterscheiden.[12] Katalanisch ist ebenso wie Spanisch, aber anders als Französisch, eine Pro-Drop-Sprache, d. h. erlaubt die Weglassung von Subjektpronomen und benutzt unverbundene Subjektpronomen daher vor allem kontrastiv.
Die Konjugation umfasst einfache (synthetische) Zeitbildungen im Konjunktiv, Konditional, Präteritum und Futur (das auch hier, wie z. B. im Französischen, auf der Basis der Infinitivformen gebildet wird). Es gibt hinsichtlich der Konjugationsmuster drei Verbalklassen, die erste Gruppe mit dem Infinitiv auf -ar, die zweite auf -er und -re, und die dritte auf -ir. Auffällig dabei ist aber, dass nicht alle Verben mit derselben Infinitivendung gleich konjugiert werden, es gibt eine große Zahl von Ausnahmen. Els verbs conjugats von Joan Baptista Xuriguera zählt 120 Konjugationstabellen auf.
Bei den zusammengesetzten Zeiten gibt es auch im Katalanischen die häufig anzutreffenden Passivformen mit dem Hilfsverb „sein“ + Partizip und Perfektbildungen mit dem Hilfsverb „haben“. Daneben besitzt das Katalanische auch noch eine weitere und sehr ungewöhnliche periphrastische Vergangenheitsform (genannt pretèrit perfet perifràstic), die mit einem Hilfsverb anar ‚gehen‘ gebildet wird, dessen Präsensformen vom lateinischen vadere herrühren (vgl. vaig, vas, va, vam/vàrem, vau/vàreu, van/varen), und dazu dem Infinitiv des Vollverbs. Beispiel:[13]
El teu germà va venir anit Der dein Bruder „geht“ kommen letzte-Nacht (bzw. heute-Nacht) = Dein Bruder kam gestern Nacht
Man vergleiche die äußerlich gleiche französische Konstruktion (il) va venir, die jedoch die Bedeutung eines Futurs hat (ebenso das Westromanische allgemein, so auch span.-port. ir (+ a) + Inf.). Das Katalanische ist die einzige romanische Sprache (und vielleicht auch die einzige überhaupt), bei der das Hilfsverb „gehen“ eine Vergangenheitsform bezeichnet. Allerdings ist zu ergänzen, dass einige Formen in der eigentlichen Bedeutung „gehen“ anders lauten als in dieser Funktion als Hilfsverb, etwa anem ‚wir gehen‘ gegenüber vàrem venir ‚wir kamen‘.
Besonderheiten finden sich auch in der Wortstellung. Meistens wird die Wortstellung im Satz des Katalanischen (wie bei den anderen romanischen Sprachen) als Subjekt-Verb-Objekt (SVO) angegeben.[14] Bei näherem Hinsehen findet sich jedoch, dass vor allem die Stellung des Subjekts maßgeblich je nach der Informationsgliederung variiert: Wenn das Subjekt einem Topik entspricht, d. h. bekannte Information aufnimmt, steht es vor dem Verb, wenn es jedoch neuer Information entspricht, muss es am Satzende stehen. Man sieht dies am Verhalten im Kontext von Fragen:[15]
Què va portar en Joan? | En Joan va portar el llibre. |
„Was brachte Joan?“ | „Joan brachte DAS BUCH“. |
Qui va portar el llibre? | El llibre el va portar en Joan. |
„Wer brachte das Buch?“ | „Das Buch (pron) brachte JOAN“. |
Dieses Verhalten unterscheidet sich von dem in strikten SVO-Sprachen wie dem Englischen: What did John bring? — John brought the BOOK. und ebenso Who brought the book? – JOHN brought the book.
Weiterhin findet man bei intransitiven Verben, dass es generell „schwer festzustellen ist, ob die Stellung des Subjekts vor oder nach dem Verb neutraler wirkt“.[16] Diese und andere Eigenschaften nachgestellter Subjekte haben dazu geführt, dass einige Linguisten die Stellung des Subjekts am Satzende (also VOS) für die Grundstellung halten.[17][18][19] Die Möglichkeit eines nachgestellten Subjekts (Inversion) besteht in anderen romanischen Sprachen ebenfalls, ist aber im Katalanischen (ähnlich wie im Spanischen und Portugiesischen) stärker ausgeweitet als z. B. im Französischen oder Italienischen.
Katalanisch ist innerhalb der romanischen Sprachen sehr nahe mit dem Okzitanischen verwandt, wie es sich unter anderem am Wortschatz erkennen lässt.
Im Gegensatz zum Spanischen ist es beim Katalanischen nicht zu einer umfangreichen Diphthongierung (von /o/ zu /we/ und von /i/ zu /je/) gekommen. Auch gab es die Entwicklung, mit f anlautende Wörter zu /h/ (heute stumm) zu verschieben, nicht:
Katalanisch | Okzitanisch | Spanisch | Französisch | Portugiesisch | Italienisch | Rumänisch | Deutsch |
---|---|---|---|---|---|---|---|
bo | bon | bueno | bon | bom | buono | bun | gut |
corda | còrda | cuerda | corde | corda | corda | coardă | Kordel |
farina | farina | harina | farine | farinha | farina | faină | Mehl |
fill | filh | hijo | fils | filho | figlio | fiu | Sohn |
Es dienen für das Galloromanische auch andere Etyma als Grundlage als im Iberoromanischen. Auch hier wird die Stellung des Katalanischen als Übergangssprache (llengua-pont) deutlich:
Katalanisch | Okzitanisch | Spanisch | Französisch | Portugiesisch | Italienisch | Rumänisch | Deutsch |
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demà | deman | mañana | demain | amanhã | domani | mâine | morgen |
papallona | parpalhon | mariposa | papillon | borboleta/mariposa | farfalla | fluture | Schmetterling |
formatge | formatge | queso | fromage | queijo | formaggio (cacio) | brânză | Käse |
Andere Wörter wiederum deuten auf keine Verwandtschaft mit dem Spanischen oder Französischen:
Katalanisch | Okzitanisch | Spanisch | Französisch | Portugiesisch | Italienisch | Rumänisch | Deutsch |
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groc | jaune/cròc | amarillo | jaune | amarelo | giallo | galben | gelb |
gos/ca | gos/can | perro | chien | cachorro/cão | cane | câine | Hund |
Eine Besonderheit des Katalanischen ist, dass das auslautende /n/ bei vielen Wörtern geschwunden ist. Bei der Pluralbildung wird es jedoch wieder beachtet:
Katalanisch | Okzitanisch | Spanisch | Französisch | Portugiesisch | Italienisch | Rumänisch | Deutsch |
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capità | capitani | capitán | capitaine | capitão | capitano | căpitan | Kapitän |
capitans | capitanis | capitanes | capitaines | capitães | capitani | căpitani | Kapitäne |
informació | informacion | información | information | informação | informazione | informație | Information |
informacions | informacions | informaciones | informations | informações | informazioni | informații | Informationen |
Das katalanische Lexikon weist auch germanischstämmige Wörter auf, die in der Zeit der Völkerwanderung ihren Weg in die Sprache gefunden haben. Allerdings machen sie nur einen kleinen Teil des Wortschatzes aus:
Katalanisch | Okzitanisch | Spanisch | Französisch | Portugiesisch | Italienisch | Rumänisch | Deutsch |
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blau | blau | azul | bleu | azul | azzurro/blu | albastru | blau |
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:
„Tots els éssers humans neixen lliures i iguals en dignitat i en drets. Són dotats de raó i de consciència, i han de comportar-se de forma fraternal els uns amb els altres.“
Deutsch: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
Es ist üblich, das Katalanische in zwei Dialektgruppen einzuteilen, die sich hauptsächlich durch den Vokalismus in unbetonten Silben unterscheiden: Das Westkatalanische (català occidental) und das Ostkatalanische (català oriental). Diese Ausdrücke können insofern zu Verwechslungen führen, da sie in der Alltagssprache auf die Dialekte innerhalb des eigentlichen Kataloniens bezogen, also im engeren Sinne gebraucht werden.
Das Westkatalanische umfasst:
Das Ostkatalanische umfasst:
Jeder dieser sechs Dialekte mit Ausnahme des Algherischen hat wiederum seine Unterdialekte. Zudem gibt es Übergangsdialekte (parlars de transició), namentlich zwischen Nordwestkatalanisch und Valencianisch (Zentrum: Tortosa) sowie zwischen Roussillonesisch und Zentralkatalanisch.[20]
Das Mallorquinische wie auch das Valencianische verfügen über eine größere Anzahl von sprachlichen Dokumenten und Literatur.[21]
Besonders hervorzuheben sind die bestimmten Artikel in den balearischen Dialekten (Mallorquinisch, Menorquinisch und Ibizenkisch), die anders als in allen anderen romanischen Sprachen und Dialekten (mit Ausnahme des Sardischen) auf lat. IPSE, IPSA und nicht auf lat. ILLE, ILLA zurückgehen: es, s (mask.), sa, s (fem.) < lat. IPSE, IPSA, vgl. auch sard. su, sa „der“, „die“. In der Verbalflexion ist die 1. Ps. Sg. hervorzuheben, die dem Verbstamm entspricht: lat. CANTO > mallork. cant aber kat. (Standard): canto. Im Wortschatz zeigen sich auch einige Nähen zur Galloromania: cercar „suchen“ (vgl. frz. chercher, ital. cercare) aber kat./ span. buscar, qualque „einige“ (vgl. frz. quelque, ital. qualche), aber kat./ span. algun.
Im Valencianischen fällt auf, dass auslautendes -/r/ (auch im Infinitiv) im Gegensatz zum Standardkatalanischen gesprochen wird. Die 1. Ps. Sg. Präsens des Verbs lautet auf -/e/: cante statt canto „ich singe“.
In geringem Umfang (rund 20.000 Sprecher)[22][23] wird eine katalanische Varietät (L’Alguerés) auch in Alghero (katalanisch: L’Alguer) auf Sardinien gesprochen. Im Deutschen findet man auch den Namen Algueresisch.[24] Die Stadt gehörte seit 1354 zum Königreich Aragón; ihre ursprünglichen Einwohner wurden von katalanischen Siedlern aus Campo de Tarragona, Barcelona, Valencia, Tortosa und Mallorca vertrieben. In dieser Varietät vermischen sich ostkatalanische, valencianische und mallorquinische mit nordkatalanischen Einflüssen aus dem Roussillon und Elementen des Sardischen. Schon in der unterschiedlichen Schreibweise des Namens des Dialekts (westkatalanisch: alguerés oder ostkatalanisch: alguerès) drückt sich die mangelnde Übereinstimmung in der Frage der ost- oder westkatalanischen (valencianischen) Herkunft des Dialekts aus. Der spanisch-italienische Linguist Eduardo Blasco Ferrer konstatiert die Dominanz valencianischer und balearischer Elemente.[25] Der in Alghero geborene Linguist Rafael Caria, der sich für die Anerkennung der Varietät als schulisches Wahlfach einsetzte, hält die älteren Sprachdokumente in lexikalischer, morphologischer und phonetischer Hinsicht für westkatalanisch.[26] Diese Ansicht vertritt auch die Akademie für die valencianische Sprache. Nach dem Abbrechen der Kontakte nach Valencia und den Balearen verstärkten sich jedoch die Einflüsse des Ostkatalanischen (vor allem in phonetischer Hinsicht: kurze offene Vokale) und des Spanischen und Italienischen. Daher wird die Mundart in der von der offiziellen Sprachenpolitik der katalanischen Regierung dominierten internationalen Katalanistik heute zumeist zum Bloc oriental des Katalanischen gezählt, also zu den ostkatalanischen Varietäten gerechnet.[27] Andreu Bosch lässt die Frage offen.[28] Die Varietät ist auf Sardinien als Minderheitensprache anerkannt.[22]
Italienische Lehnwörter im Algherischen sind beispielsweise: esvilupo „Entwicklung“, guiatxo „Eis“, ugual „gleich“; sardischen Ursprungs ist z. B. murendu „Esel“.[29][30]
La Plataforma per la Llengua ist eine 1993 gegründete zivilgesellschaftliche Organisation, die sich für die Anerkennung und Verbreitung der katalanischen Sprache einsetzt.
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