Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Kasperli (Hörspiel)

Hörspielserie aus der Deutschschweiz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Remove ads

Die Kasperli-Hörspiele von Jörg Schneider finden sich in der Deutschschweiz seit 1967 in zahlreichen Kinderzimmern. Jährlich werden mehr als 50'000 Tonträger davon verkauft.

Entstehung

Zusammenfassung
Kontext

Adalbert Klingler war 1946 von Gottlieb Duttweiler als hauptberuflicher Puppenspieler im Park im Grüene in Rüschlikon engagiert worden und begeisterte mit seinen selber geschriebenen und gespielten Kasperstücken während der darauffolgenden 17 Jahre tausende Kinder und deren Eltern. Ende 1964 musste er nach mehreren Staroperationen, wegen andauernden Kehlkopfreizungen und dem Nachlassen der Kräfte seine Spielertätigkeit im Park im Grüene beenden.

1965 übernahmen Jörg Schneider und Ines Torelli das Kasperlitheater, Figuren, Bühnenbilder und Texte des Handpuppenspielers Adalbert Klingler im Park im Grüene in Rüschlikon. Klinglers herrlich geschnitzte und prächtig gekleidete Figuren sind bis heute im Park im Grüene zu sehen.

Bereits nach einigen Jahren kam vom Ex-Libris-Leiter Franz Lamprecht der Vorschlag, eine Hörspielfassung auf Schallplatte aufzunehmen. Nach anfänglicher Skepsis willigte Schneider ein und schrieb selber seine ersten zwei Kasperlistücke. Im Jahr 1967 erschien die erste Platte, die zu einem grossen Erfolg wurde und bis heute am meisten verkauft wurde. Insgesamt entstanden 22 von Jörg Schneider geschriebene Abenteuer, die von der Zürcher Plattenfirma Tudor aufgenommen wurden. Sprecher waren Jörg Schneider, Ines Torelli und Paul Bühlmann. Die Platten-Cover wurden vom Zürcher Künstler Heinz Stieger[1] gestaltet und blieben bis heute unverändert.[2] Für die zweite Kassetten-Auflage wurde dann ein Szenenfoto aus der Folge De Dicksack im Schlaraffeland als Cover verwendet, auf dem die Häx Bäsegret, Kasperli und Otti Dicksack auf dem grünen Hexenbesen sitzen. Ausser einem Kasperli-Schirm, der mittlerweile laut Tudor Recording vergriffen ist, gibt es keine Merchandising-Produkte. Da es nur Dialektfassungen in Zürichdeutsch gibt, sind die Hörspiele in anderen Ländern kaum präsent. Trotzdem produzierte Tudor 1982 die ersten beiden Platten auch in einer hochdeutschen Version mit Hans Clarin als Kasperle, zusammen mit Liselotte Pulver und Wolfgang Reichmann. Diese Folgen sind heute bei iTunes und Spotify, direkt über die Tudor-Webseite erhältlich.[3][4] Dafür wurden die Namen einiger Figuren geändert. In Schneiders Autobiografie Äxgüsi! – Aus meinem Leben aus 2015, ist ein Foto der Aufnahmesessions vorhanden.

Remove ads

Inhalt

In allen Abenteuern zieht Kasperli aus, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen. Er lehnt sich gegen Autoritäten auf und macht sich lustig über Polizisten und Lehrer. Am Ende der Abenteuer zeigt sich eine Moral und es siegen jeweils Tugenden wie Fleiss, Genügsamkeit und Pflichtbewusstsein. Viele Figuren wie Arzt, Lehrer oder Handwerker sind archetypisch angelegt und finden sich in zahlreichen schweizerischen Dörfern und Städten. Gesprochen wird ein Zürichdeutsch, wie es heute kaum mehr gesprochen wird mit teilweise heute wenig verbreiteten Ausdrücken.

Die Geschichten von Jörg Schneider wurden ohne grösseres Konzept geschrieben, er schrieb einfach drauflos. Zum Teil liess er sich von Alltagssituationen mit seinem Sohn oder Nachbarskindern inspirieren. Schneider beabsichtigte nie, seinen Geschichten einen pädagogisch-erzieherischen Wert zu geben, sondern wollte einfach unterhalten.

Remove ads

Kritik

Themen wie Überfremdung, Umweltschutz, Arbeitslosigkeit, Alleinerziehende und dergleichen griff Schneider nie auf; dies wurde ihm von Vertretern der 68er-Generation, denen die politische Botschaft fehlte, manchmal vorgeworfen.

Kasperlis Abenteuer «De Schorsch Gaggo reist uf Afrika» kam wegen Ausdrücken wie «Negerhäuptling» unter Rassismus-Verdacht.[5] So wurde aus einem «Negermeitli» („Negermädchen“) ein «Afrikanermeitli» („Afrikanermädchen“). Der Name «Schorsch Gaggo» stammt übrigens nicht von Jörg Schneider; er taucht erstmals 1948 in einer Basler Fasnachtszeitung auf.[6] Es wird auch von Schneider selbst in seiner kultigen Rolle als Alois «Hügü» Vögeli im Schweizer Spielfilm «Polizist Wäckerli in Gefahr» von 1966 erwähnt.

Folgen

Zusammenfassung
Kontext
Weitere Informationen Nummer, 1. Hörspiel ...

Insgesamt wurden bis 2010 rund drei Millionen Tonträger verkauft.[7]

Für Erwachsene

Ausserdem existiert ein im Radio ausgestrahltes und nicht als Tonträger veröffentlichtes 87-minütiges Kasperlitheater für Erwachsene (Zitat Kasperli: „nicht für die Kinder, sondern für die Kindsköpfe“) mit dem Titel «König Meier de Tuusigscht oder de Untergang vom Tuurteland» aus dem Jahr 1974. Es handelt sich dabei weniger um ein für Kinder geeignetes heiteres Stück als vielmehr um eine Tragikomödie. Nebst den bekannten drei Sprechern aus den Kasperlitheatern haben in diesem Stück auch namhafte Personen aus der Schweizer Film-, TV- und Radiowelt in z. T. kleinen Rollen mitgewirkt (u. a. Inigo Gallo, Schaggi Streuli als sein Alter Ego Polizischt Wäckerli, Walter Andreas Müller).[8]

Remove ads

Neue Abenteuer

Zusammenfassung
Kontext

17 Jahre nach der letzten Aufnahme mit Jörg Schneider erschienen im März 2012 neue Abenteuer von Kasperli. Geschrieben wurden sie von den TV-Moderatoren Nik Hartmann und Andrea Jansen sowie Nadja Zimmermann, Nadia Meier und Anja Knabenhans. Neben Kasperli, der vom Parodisten David Bröckelmann gesprochen wird, gehören Nik Hartmann und Fabienne Hadorn zum Kernteam. Jedes Jahr leihen zwei prominente Gastsprecher oder Gastsprecherinnen ihre Stimme. Bisher mit dabei waren: Peach Weber, Birgit Steinegger, Sibylle Aeberli, Fabian Unteregger, Claudio Zuccolini, Kiki Maeder, Hannes Hug und Michel Gammenthaler. Die Covers gestaltet Stephanie Türck.[9][10] 2015 erschien die Geschichte «S verzauberete Flugzüüg» als illustriertes Kinderbuch in hochdeutscher Sprache mit „Kasperliausdrücken“ auf Mundart.[11]

Weitere Informationen Nummer, 1. Hörspiel ...
Remove ads

Sonstiges

  • Im Zürcher Club «Hive» werden regelmässig Veranstaltungen durchgeführt, an denen Kasperli-Aufnahmen gehört werden.[13]
  • Im Mai 2006 erschien eine Kasperli-Briefmarke des Künstlers Heinz Stieger.[14]
  • Im 2008 erschien ein Kasperli-Kaffeerahmdeckel in der Serie zum Jubiläum «40 Jahre Vereinigung zur Förderung Schweizer Jugendkultur».
  • In einer Fernsehsendung verwendete der Schweizer Politiker Christoph Blocher einen vermeintlichen Spruch Kasperlis, der weder vorkommt, noch von Schneider stammt: «Hüt en Rappe, morn en Rappe, git e schöni Zipfelchappe».[15]
Remove ads

Literatur

  • Jörg Schneider Die verhexte Insel im Tümpelsee. Tudor Recording, Zürich 1985, Bestell-Nr. 9851.

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads