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naturwissenschaftlicher Maler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jean-Gabriel Prêtre (* 20. Dezember 1768 in Genf; † 29. April 1849 in Paris) war ein naturwissenschaftlicher Maler.
Sein Vater Jean-Louis Prêtre heiratete am 28. Dezember 1767 in der Kirche Saint Germain Judith Renauld. Aus ihrer Ehe gingen die Kinder Pernette Marguerite, Jean-Gabriel und Marie hervor. Als er im Alter von zwei Jahren in der Madeleine-Kirche in Genf getauft wurde, trug man ihn zunächst fälschlicherweise unter dem Namen Jean Gabriel Praite im Kirchenbuch ein. Dieser Fehler wurde am 17. Mai 1794 per Anordnung korrigiert.[1]
Prêtre war neben Pancrace Bessa (1772–1846) einer der vielen Schüler des bekannten Pflanzenmalers Gerard van Spaendonck (1746–1832).[2] Van Spaendonck war wahrscheinlich der Grund, warum Prêtre nach Paris zog. Zunächst arbeitete er als Maler an der Menagerie von Kaiserin Joséphine de Beauharnais (1763–1814) am Schloss Malmaison. Später wurde er Naturmaler und -zeichner am Muséum national d’histoire naturelle (MNHN).[3] In Paris lebte er zeitweise in Rue des Francs Bourgeois Saint-Michel, 4.[4]
Eine große Anzahl seiner Werke kaufte die Herzogin von Berry. Für Marie Jules César le Lorgne de Savigny (1777–1851) schuf er viele zoologische Bilder für sein Werk Description de l’Égypte.[4] Neben Prêtre trugen Jean-Baptiste Marie Huet (1745–1811) und Charles Meynier (1768–1832) zu den naturwissenschaftlichen Tafeln bei.[5] Außerdem lehrte Prêtre viele Schüler zeichnen und malen.[6]
Nach dem Tod des Naturforschers und Malers Jean Baptiste Audebert (1759–1800) vervollständigte und publizierte Louis Pierre Vieillot (1748–1830) dessen Werke Oiseaux Dorés ou à Reflets Métalliques. Histoire Naturelle et Générale des Colibris, Oiseaux-Mouches, Jacamars et Promerops und Oiseaux Dorés ou à Reflets Métalliques. Histoire Naturelle et Générale des Grimpéraux et des Oiseaux de Paradis. Für seine nächsten Werke brauchte Vieillot einen neuen Maler. Seine Wahl fiel auf Prêtre, der für ihn Histoire naturelle des oiseaux de l’Amérique septentrionale: contenant un grand nombre d’espèces décrites ou figurées pour la première fois und Histoire naturelle des plus beaux oiseaux chanteurs de la zone torride, avec la manière de les élever dans tous les climats de l’Europe, et d’obtenir la propagation de ces jolies familles illustrieren durfte.[7]
Als Charles Athanase Walckenaer (1771–1852) mit seinen Co-Autoren Georges Cuvier (1769–1832) und Charles-Nicolas-Sigisbert Sonnini de Manoncourt (1751–1812) Voyages dans l'Amérique Méridionale ein Werk über eine Reise von Félix de Azara (1746–1821) publizierte, erschien zur Reise ein Atlas, für den Prêtre ebenfalls Tafeln lieferte.
Unter der Anleitung von Pierre Jean François Turpin (1775–1840) illustrierte er im Dictionnaire des sciences naturelles für André Marie Constant Duméril (1774–1860) und Anselme Gaëtan Desmarest (1784–1838) die Insekten und Krebstiere, für Henri Marie Ducrotay de Blainville (1777–1850) die Muscheln, Weichtiere, Zoophyten und Würmer, für Charles Dumont de Sainte Croix (1758–1830) die Vögel, für Frédéric Cuvier (1773–1838) die Säugetiere, für Hippolyte Cloquet (1787–1840) die Reptilien und Fische und für Alexandre Brongniart (1770–1847) die Mineralien. Die 119 Vogeltafeln des Dictionnaire fanden später auch in René Primevère Lessons (1794–1849) Atlas zu Traité d’ornithologie Verwendung.[8] Im mehrbändigen Werk Histoire naturelle des principales productions de l’Europe méridionale et particulièrement de celles des environs de Nice et des Alpes-Maritimes von Joseph Antoine Risso (1777–1845) trugen Prêtre und Turpin die Tafeln bei, wobei Turpin ausschließlich an den Pflanzentafeln des zweiten Bandes mitwirkte.
Für Lessons mehrbändiges Kolibriwerk lieferten neben Prêtre die Künstler Pancrace Bessa (1772–1835), Antoine Germain Bevalet (1783/84–1864), dessen Sohn Louis Victor Bevalet (1808–1887), Elisa Zoé Dumont de Sainte Croix (1806–1849), die Tochter von Charles Dumont de Sainte Croix, Antoine Charles Vauthier (1790–1879) (nach Vorlage von William Swainson) und Lessons zweite Frau Clémence Marie Lesson (1800–1834) weitere Tafeln.[8]
Für François Fulgis Chevallier (1796–1840) illustrierte er zusammen mit Paul Chrétien Romain Constant Duménil (1799–1878) im Jahr 1824 ein Buch über Krustenflechten mit dem Namen Histoire des graphidées.
In den Jahren 1805 und 1806 reiste Coenraad Jacob Temminck (1778–1858) nach Paris, um dort Prêtre mit den Tafeln zum von ihm geplanten Buch Histoire naturelle des Gallinaces zu beauftragen.[9] Für dieses Werk über Hühnervögel malte er 160 Tafeln, die aber nie publiziert wurden.[10][3] Die Tafeln gingen nach Temmincks Tod in den Besitz des Harlemer Ornithologen Jan Pieter van Wickevoort Crommelin (1830–1891) über. Schließlich wurden sie nach Tod dessen Tochter Cornelia Adolphina van Wickevoort Crommelin (1856–1936) im Jahre 1939 an das Nationaal Natuurhistorisch Museum in Leiden vermacht.[11]
Als Temminck im Jahr 1808 L’Histoire naturelle génerale des Pigeons par C. J. Temminck begann, steuerte Antoinette Paulette Jacqueline Knip (1781–1851) geb. Rifer de Courcelles die 87 Tafeln bei. Für vierzig von ihnen lieferte Prêtre die Vorlagen. Diese entstanden in Holland unter den Augen Temmincks.[12] Die Entwürfe bildeten die Vorlage für Frau Knips Tafeln, die anderen entstanden mit Hilfe von Bälgen, die im NMHN in Paris vorrätig waren.[13] Das persönliche Exemplar Temmincks, welches sich heute im Besitz des Naturalis befindet, besteht aus 74 Aquarellen. 34 davon stammen von Prêtre, aber nur sechs sind mit seinem Namen signiert. Untersuchungen ergaben, dass viele der Aquarelle von Prêtre geliefert und von Knip nur leicht modifiziert wurden. Nicht alle der 74 Aquarelle wurden in L’Histoire naturelle génerale des Pigeons publiziert, doch erschienen die meisten später im Werk Nouveau recueil de planches coloriées d’oiseaux von Temminck und Guillaume Michel Jérôme Meiffren de Laugier, Baron von Chartrouse (1772–1843).[14]
Zwischen 1822 und 1838 erschien von Temminck und Guillaume Michel Jérôme Meiffren de Laugier, Baron von Chartrouse (1772–1843) das fünfbändige Werk Nouveau recueil de planches coloriées mit 600 Vogeltafeln, die Prêtre und Nicolas Geneviève Huet (1767–1830) gemeinsam illustrierten.[15] Für Isidore Geoffroy Saint-Hilaires (1805–1861) Essais de zoologie générale schuf er sieben Vogeltafeln. Eine weitere mit einem Asiatischen Esel (Equus hemionus) stammte von Jacques Christophe Werner (1798–1856).
Nachdem Charles-Nicolas-Sigisbert Sonnini de Manoncourt (1751–1812) zahlreichen Bände unter dem Namen Histoire naturelle, générale et particulière… redige par Sonnini beendet hatte, die von Künstlern wie Jacques Eustache de Sève (1790–1830) und Jacques Barraband (1767–1809) illustriert wurden, waren es in den späteren Fortsetzungswerken, die unter den Titeln Oeuvres complètes de Buffon erschienen, Künstler wie Prêtre, Paul Louis Oudart (1796–1850), Antoine Charles Vauthier, Jean Victor Vincent Adam (1801–1867) und Édouard Traviès (1801–1876), welche die Tafeln zu den Werken lieferten.[16]
Der preußische Staatsrat Gottlob Johann Christian Kunth (1757–1829) vermittelte Prêtre 1820 nach Berlin, um dort eine leistungsfähige Kupferdruckerei aufzubauen. Prêtre hatte das Handwerk des Kupferstechers von Pierre Gabriel Langlois (1754–um 1810) in Paris erlernt.[17] So findet man seine Signatur als Drucker z. B. in den Werken Die Entwickelung, Metamorphose und Fortpflanzung der Flechten, in Anwendung auf ihre systematische Anordnung, und zur Nachweisung des allgemeinen Ganges der Formbildung in den untern Ordnungen cryptogamischer Gewächs und Flora des Königreichs Hannover - Beschreibender Theil enthaltend die in Kupfer gestochenen Abbildungen zu den vollständigen Naturbeschreibungen der im Königreiche wildwachsenden und im freien Felde angebaueten Gewächse von Georg Friedrich Wilhelm Meyer (1782–1856).
Zwischen 1839 und 1856 erschien von Ramón de la Sagra (1798–1871) dreiundzwanzig Bände von Histoire physique, politique et naturelle de l’île de Cuba von denen zehn Atlanten waren. Die zoologischen und botanischen Abhandlungen wurden von unterschiedlichen Autoren und Künstlern bearbeitet. Für den Reptilienatlas von Jean Théodore Cocteau (1798–1838) und Gabriel Bibron (1805–1848) steuerte Prêtre alle 30 Tafeln bei. Im Atlas über Säugetiere und Vögel, finden sich 17 Vogeltafeln von ihm. Hier hatten de la Sagra für die Säugetiere und Alcide Dessalines d’Orbigny (1802–1857) für die Vögel den Text geliefert. Für d’Orbigny fertigte er weitere sieben Tafeln für den Molluskenatlas an.
Für Pierre-Louis Duclos (1783–1853) malte er die Tafeln für Histoire naturelle générale et particulière de tous les genres de coquilles univalves marines à l’état vivant fossile, die von Henry Legrand gestochen wurden.
Im Jahr 1841 brachte Jules Paul Benjamin Delessert (1773–1847) ein Werk über Muscheln heraus, das von Jean-Charles Chenu (1808–1879) zusammengetragen wurde. Es enthielt viele Tafeln aus der Sammlung von Delessert und Jean-Baptiste de Lamarck (1744–1829). Die meisten Tafel stammen aus der Hand Prêtres, einige wenige von René Ménard (1827–1887). Auch dem zweibändigen Werk Illustrations conchyliologiques ou description et figures de toutes les coquilles connues vivantes et fossiles, classées suivant le système de Lamarck modifié d’après les progrès de la science et comprenant les genres nouveaux et les espèces rècemment découvertes von Chenu wurden von Prêtre Tafeln beigetragen.
Als im Jahr 1822 der erste Band von Mémoires de la Société linnéenne de Paris herauskommt, wird er als Zuhörendes Mitglied (Membre Adieur) der Société linnéenne de Paris geführt.[18]
Im Jahr 1830 beschrieb Temminck zum ersten Mal die Prachtamazone (Amazona pretrei), der er den französischen Trivialnamen Perroquet Prêtre (Psittacus pretei) gab. Die Tafel zur Beschreibung zeichnete Prêtre, dem auch das Artepitheton gewidmet war.[19][20]
Im Jahr 1831 beschrieb Lesson eine Unterart der Kuba-Streifenkopftangare (Spindalis zena pretrei), die er Le Tangara de Prêtre (Tanagra pretrei) nannte. Die Zeichnung zum Text stammte ebenfalls von Prêtre.[21] Im Jahr 1843 beschrieb Frédéric de Lafresnaye Tanagra (Euphonia) Pretrei, ein Name der heute ein Synonym für den Schwarzbrauenorganist (Chlorophonia pyrrhophrys (Sclater, PL, 1851)) ist. Da Lesson für seine Kuba-Streifenkopftangare ebenfalls den Namen pretrei verwendete, hatte dieser nach den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur Vorrang.[22] Noch im gleichen Jahr lieferte Prêtre eine Tafel zu Lafresnayes Beschreibung.
Auch der wissenschaftliche Name des Zimtrot-Schattenkolibris (Phaethornis pretrei), den Adolphe Delattre (1805–1854) und René Primevère Lesson (1794–1849) im Jahr 1839 erstmals beschrieben, beinhaltet eine Ehrerbietung an den Künstler.[23]
André Marie Constant Duméril (1774–1860) und Gabriel Bibron (1805–1848) beschrieben 1839 ihm zu Ehren eine zur Familie der Eigentlichen Doppelschleichen gehörende Art unter dem Namen L’Amphisbene de Prêtre (Amphisbaena pretrei).[24]
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