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englischer Philosoph und Linguist, Begründer der Sprechakttheorie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
John Langshaw Austin (* 26. März 1911 in Lancaster; † 8. Februar 1960 in Oxford) war ein britischer Philosoph und der Begründer der Sprechakttheorie. Er ist nicht mit dem Rechtsphilosophen John Austin zu verwechseln.
John Austin besuchte seit 1924 die Shrewsbury School mit altsprachlichem Schwerpunkt. 1929 erhielt er ein Stipendium für das Balliol College der Universität Oxford, wo er sich zunehmend mit griechischer Philosophie beschäftigte, insbesondere mit Aristoteles, und vor allem durch den Moralphilosophen Harold Arthur Prichard (1871–1947) geprägt wurde. Nach dem Studienabschluss im Jahre 1933 wurde Austin Fellow am All Souls College und 1935 Tutor am Magdalen College. Vor dem Zweiten Weltkrieg hielt er Vorlesungen über Aristoteles und Leibniz und er veröffentlichte einen Aufsatz über apriorische Begriffe. Zwischen 1936 und 1939 führte er regelmäßig Diskussionen mit Isaiah Berlin und Alfred Jules Ayer. Während des Zweiten Weltkriegs diente Austin als Offizier im britischen Geheimdienst.[1]
1941 heirateten John Langshaw Austin und die Philosophin Jean Coutts (1918–2016).[2] Der Ehe entstammten vier Kinder: Charles, Harriet, Lucy (seit Sommer 1974 verheiratet mit Sari Nusseibeh) und Richard. Nach dem Krieg richtete Austin die Samstag-Vormittag-Seminare ein, in denen u. a. Ludwig Wittgensteins Philosophische Untersuchungen, Gottlob Freges Grundlagen der Arithmetik und Noam Chomskys Syntactic Structures diskutiert wurden. Von 1952 bis zu seinem plötzlichen Tod war Austin White´s Professor für Moralphilosophie an der Universität Oxford;[3] dazwischen hatte er Gastprofessuren an der Harvard University (1955), wo er über performative Verben und Sprechakte las,[4] und an der University of California, Berkeley (1958–1959). 1958 wurde er zum Mitglied (Fellow) der British Academy gewählt.[5]
Austin starb im Alter von 48 Jahren an Lungenkrebs.
In der 1962 veröffentlichten Schrift How to Do Things with Words (ab 1955 wiederholt als seine Sprechakttheorie begründende Vorlesung an der Harvard University gehalten) wirft Austin den Verifikationisten und anderen Philosophen vor, dass sie irrtümlicherweise dächten, sprachliche Bedeutung beschränke sich auf Wahrheitsbedingungen. Seine Kritik zielt darauf ab, dass Sprachphilosophen in der Regel übersähen, dass eine Äußerung immer zugleich eine Handlung darstelle. In einer ersten Theorie unterscheidet Austin zunächst zwischen performativen und konstativen Äußerungen. Performative Äußerungen können gelingen oder misslingen, während konstative wahr oder falsch sind. Später ergänzt er diese Theorie um eine Theorie, nach der jede Äußerung simultan drei Dimensionen haben kann:
Er verknüpft beide Ansätze zu einer Theorie: „Die Lehre von der Unterscheidung zwischen performativen und konstatierenden Äusserungen verhält sich zur Lehre von den lokutionäre und illokutionären Akten im Sprechakt wie die spezielle zur generellen Theorie“ (Hervorhebung im Original).[6]
Austin zeigt auf, dass es für illokutionäre Akte Gelingensbedingungen gibt, die für den Vollzug des Aktes bestimmte Vorbedingungen fordern, und die den Vollzug des Aktes mit bestimmten konventionalen Konsequenzen verbinden; sie unterscheiden sich kategorial von den dichotomischen Wahrheitsbedingungen (wahr / falsch) der klassischen Aussagenlogik und ergänzen diese.
In Sense and Sensibilia, der posthum erschienenen Mitschrift einer Vorlesungsreihe, kritisiert Austin detailliert und mit vielen Beispielen die damals gängige erkenntnistheoretische Theorie der Sinnesdaten (Phänomenalismus), der zufolge nicht materielle Gegenstände Objekt der Sinneswahrnehmung sind, sondern Sinnesdaten, über die der Wahrnehmende absolut sicheres Wissen besitzt. In erster Linie argumentiert er dabei gegen Alfred Jules Ayer.
John Langshaw Austin zählt zu den Begründern der Philosophie der normalen Sprache (auch Philosophie der üblichen Sprache engl. Ordinary Language Philosophy). Dieser Einfluss ergibt sich nicht primär aus seinen Veröffentlichungen, sondern aus seiner Lehrtätigkeit. Austin veröffentlichte zu Lebzeiten nur wenige Aufsätze; die beiden Monographien sind als Bearbeitungen seiner Vorlesungen erst posthum erschienen. Hieraus können sich unvollständige und widersprüchliche Darstellungen seiner Entwicklung der sprachphilosophischen Theorie der Sprechakte ergeben.[7]
Da die von Austin vertretene Art des Philosophierens vor allem von seiner Persönlichkeit und Lehre getragen wurde, verlor die Oxforder Schule nach seinem Tod schnell an Bedeutung. Erhalten geblieben ist Austins Einfluss auf die Entwicklung der Sprechakttheorie in Sprachphilosophie und Linguistik. Diese Untersuchungen sprachlicher Handlungen nahm Paul Grice bereits 1957 in seine Bedeutungstheorie auf. Beide Ansätze hat Peter Strawson im Begriff der Illukationshandlung miteinander verbunden. John Searle arbeitete Austins Theorie zur eigentlichen Sprechakttheorie aus, die dann Eike von Savigny weiterentwickelte. Donald Davidson und Arthur C. Danto griffen Austins Untersuchungen zu sprachlichen und nichtsprachlichen Handlungen auf und systematisierten sie.[8] Wolfgang Stegmüller gelangt zu folgendem Urteil über Austin:
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