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Sternwarte in Spanien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Roque-de-los-Muchachos-Observatorium (span. Observatorio del Roque de los Muchachos, kurz ORM) ist zwischen 2350 und 2400 Metern Höhe eine Ansiedlung von Sternwarten am Hang des Roque de los Muchachos auf der Kanareninsel La Palma. Zusammen mit dem Teide-Observatorium auf Teneriffa bildet das ORM das European Northern Observatory.
Die astrophysikalischen Observatorien wurden 1985 eröffnet. Mehrere europäische Länder sind an der Anlage beteiligt, die eine der wichtigsten dieser Art weltweit ist. Ausschlaggebend für den Standort des Projektes waren die klimatischen Bedingungen auf der höchsten Erhebung von La Palma.
Das ORM beherbergt sowohl Nacht- als auch Sonnenteleskope und gilt als eines der größten Observatorien weltweit.
Zurzeit sind etwa 170 Forschungsinstitute und 31 Staaten an den Instrumenten der ENO beteiligt.
Die internationale Beteiligung stieg seit 2012 stark an, nachdem die Regierung der Kanaren ein Glasfasernetz bereitstellte, das es erlaubt, die generierten Daten der Forschungsinstrumente schnell in alle beteiligten Länder zu übertragen.[1]
Das ORM ist dabei neben dem Paranal-Observatorium in Chile Teil der Cherenkov Telescope Array (CTA), welches das weltweit größte Projekt zur Forschung an der Gammastrahlen-Astronomie ist.
Vor allem die large-size Teleskope auf La Palma machen dieses Observatorium so besonders, denn diese sind auf Gammastrahlen im niedrigsten Energiebereich (20 Gigaelektronenvolt) spezialisiert und schnell beweglich, was sie zu einem idealen Werkzeug zur Beobachtung vorübergehender Ereignisse im Universum machen.
Quellen, die Gammastrahlung aussenden, findet man zum Beispiel in der Nachbarschaft von Schwarzen Löchern oder Neutronensternen.
Die riesigen Teleskope ermöglichen es, diese verschiedenen Quellen der Gammastrahlung zu untersuchen.
Neben diesen großen Teleskopen gibt es aber auch kleinere Teleskope, die zusammen das breite Spektrum an Gammastrahlen zwischen 20 Gigaelektronenvolt und 300 Teraelektronenvolt abdecken.[2]
Nachdem erkannt wurde, dass auf La Palma nahezu ideale Bedingungen für die astronomische Beobachtung und Forschung vorliegen, wurde dort das Observatorium errichtet.
Durch die einzigartigen Umstände, wie beispielsweise den sehr dunklen Nachthimmel oder die fast partikelfreie Luftschicht auf 2400 Metern Höhe, kommen hervorragende Bilder über die installierten Kameras der Teleskope zustande, wodurch der Standort des Observatoriums auf La Palma einer der bedeutendsten weltweit ist.
Auch die kürzere Entfernung zu Europa, im Vergleich zu anderen Observatorien (Hawaii, Chile), verschafft einige Vorteile.
1988 wurde zum Schutz La Palmas vor Lichtverschmutzung das weltweit erste Gesetz erlassen. Das sogenannte Ley del Cielo enthält Regelungen zu Faktoren, die die Qualität der Atmosphäre verschlechtern könnten, regelt aber auch Aspekte zur elektromagnetischen Umweltverträglichkeit.
2012 wurde La Palma als weltweit erstes UNESCO-Starlight Reserve zertifiziert, welches die gesamte Insel sowie Teile des umgebenden Atlantiks und der kanarischen Nachbarinsel Teneriffa umfasst (siehe Lichtschutz auf La Palma).
Im Jahr 1979 unterzeichneten in Santa Cruz de La Palma die Staaten Spanien, Schweden, Dänemark und das Vereinigte Königreich ein Abkommen, das ihnen astrophysikalische Forschungen auf dem Roque de los Muchachos gestattet. Weitere Länder schlossen sich dem astronomischen Verbund an (die Bundesrepublik Deutschland 1983). Am 29. Juni 1985 schließlich wurde in Anwesenheit zahlreicher Wissenschaftler, der Staatsoberhäupter der beteiligten Länder sowie des spanischen Königspaares das Observatorio Roque de los Muchachos feierlich eingeweiht.
Am 24. Juli 2009 wurde das mit 10,4 m Durchmesser – weltweit – größte der Spiegelteleskope, das Gran Telescopio Canarias (GRANTECAN) durch den spanischen König Juan Carlos und Königin Sophia feierlich in Betrieb genommen.[3]
Die größeren Observatorien sind mit Spiegelteleskopen ausgestattet, die im Folgenden nach dem Durchmesser des Hauptspiegels sortiert sind:
Die mit (ING) bezeichneten Teleskope sind in der Isaac Newton Group zusammengefasst.
In Zusammenarbeit mit dem Teide Observatorium konnte das ORM schon zahlreiche wichtige Entdeckungen machen.
So wurde beispielsweise 1992 das erste mögliche Schwarze Loch in unserer Milchstraße entdeckt und 1995 der erste sogenannte Braune Zwerg in den Plejaden. 2001 wurde ein weiteres Schwarzes Loch in der Nähe unserer Milchstraße gefunden.[2]
Die Gammastrahlen-Astronomie hat ein außerordentlich großes wissenschaftliches Potenzial, was Messungen mit verschiedenen Teleskopen zeigen. Zusammen entdeckten diese Instrumente mehr als 150 Gammastrahlen-Quellen und erzielten bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse.
Durch die Messung der Gammastrahlen in höchsten Energiebereichen sind Wissenschaftler in der Lage, die physikalischen Prozesse in turbulenten Himmelsregionen auszuwerten. Man geht davon aus, dass die CTA Hunderte von Objekten in der Milchstraße und außerhalb entdecken wird, wie zum Beispiel:
Durch die CTA können außerdem transiente Phänomene beobachtet werden, da Transienten Gammastrahlen mit sehr hoher Energie aussenden.
Der Ursprung der kosmischen Strahlung war lange Zeit unbekannt.
Welchen Beitrag Supernova-Überreste und Dunkle Materie zur kosmischen Strahlung leisten, sind weitere wissenschaftliche Rätsel, welche aber möglicherweise bald durch das ORM geklärt werden könnten. Man geht derzeit davon aus, dass sich Teilchen der dunklen Materie gegenseitig auslöschen können, wenn sie miteinander wechselwirken, wobei Gammastrahlung entsteht.
Des Weiteren erhoffen sich Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Beschaffenheit der großen Leerräume im Universum.[2]
Finanziert wird das Observatorium durch die kanarische beziehungsweise spanische Regierung, aber auch in großen Teilen durch andere Länder und deren Universitäten wie beispielsweise von Deutschland, Schweden oder den USA, welche sich an der Errichtung von Teleskopen finanziell beteiligen. Dadurch kann das Observatorium auf La Palma einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Universums beitragen.
Spanien steuerte schon viele Millionen Euro bei, der Großteil kommt aber aus dem europäischen Förderbudget.[5]
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