Bad Hofgastein

Marktgemeinde im Bezirk St. Johann im Pongau, Land Salzburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bad Hofgastein

Bad Hofgastein [baːt ˈhoːfɡastaɪ̯n] ist eine Marktgemeinde mit 6703 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk St. Johann im Pongau, im Land Salzburg in Österreich. Sie ist eine Kur-, Sommer- und Wintersportgemeinde.

Schnelle Fakten Marktgemeinde, Wappen ...
Marktgemeinde
Bad Hofgastein
WappenÖsterreichkarte
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Bad Hofgastein (Österreich)
Basisdaten
Staat: Osterreich Österreich
Land: Land Salzburg Salzburg
Politischer Bezirk: St. Johann im Pongau
Kfz-Kennzeichen: JO
Fläche: 103,72 km²
Koordinaten: 47° 10′ N, 13° 6′ O
Höhe: 859 m ü. A.
Einwohner: 6.703 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte: 65 Einw. pro km²
Postleitzahl: 5630
Vorwahl: 06432
Gemeindekennziffer: 5 04 02
Adresse der Gemeinde-
verwaltung:
Kurpromenade 2
5630 Bad Hofgastein
Website: www.badhofgastein.salzburg.at
Politik
Bürgermeister: Markus Viehauser[1] (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2024)
(25 Mitglieder)
7
3
12
3
7 3 12 3 
Insgesamt 25 Sitze
Lage von Bad Hofgastein im Bezirk St. Johann im Pongau
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Lage der Gemeinde Bad Hofgastein im Bezirk St. Johann im Pongau (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
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Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
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Geografie

Zusammenfassung
Kontext

Die Gemeinde liegt im Gasteinertal im Pongau im Salzburger Land. Bis Ende 2002 gehörte die Gemeinde zum Gerichtsbezirk Gastein, seit 2003 ist sie Teil des Gerichtsbezirks Sankt Johann im Pongau. Das Gemeindegebiet umfasst das mittlere Tal der Gasteiner Ache. Zu den Nebenbächen der Gasteiner Ache in Bad Hofgastein zählen der Angerbach, der Aubach, der Gadauner Bach, der Harbach, der Leidalmbach, der Rastötzenbach, der Schloßbach und der Wiedner Almbach.[2] Der tiefste Punkt der Gemeinde liegt im Norden bei 820 Meter über dem Meer. Im Osten steigt das Land zur Ankogelgruppe an. Die höchsten Erhebungen sind Laderdinger Gamskarspitz (2413 m), Frauenkogel (2424 m) und Gamskarkogel (2467 m). Im Westen liegt die Goldberggruppe mit den Gipfeln Kramkogel (2454 m), Türchlwand (2577 m) und Silberpfennig (2600 m).

Das Gemeindegebiet umfasst 103,72 Quadratkilometer. Davon sind 11 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 43 Prozent Wald und 39 Prozent Almen.[3]

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet umfasst folgende 10 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024):[4]

Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Bad Hofgastein, Harbach, Heißingfelding, Vorderschneeberg und Wieden.

Nachbargemeinden

Dorfgastein
Rauris Thumb Großarl
Bad Gastein Hüttschlag

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
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Blick vom erhöhten Ortsteil Anger am Angertal auf Bad Hofgastein in Richtung Norden. Im Vordergrund gelegen der Ortsteil Hundsdorf; im Hintergrund der Hauptort mit Kirche

Die Geschichte Bad Hofgasteins reicht in die Römerzeit zurück, denn dieser Ort war das Zentrum des Silber- und Goldbergbaus am Radhausberg, im Angertal und im Pochkar.

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Bad Hofgastein liegt an der breitesten Stelle des Tals, weshalb die Siedlung auch zum Hauptort Gasteins wurde. Hier befand sich auch die erste Pfarre des Tals und der Gerichtssitz (Gerichtshof) der Region Gastein. So erhielt die Ortschaft die Bezeichnung Hof in der Gasstein, später wurde daraus Hofgastein.

Im Hochmittelalter war Hofgastein das Zentrum des Warenaustausches zwischen Italien und Österreich bzw. Deutschland ober die beiden Gasteiner Tauern. Auf dem schon von den Römern ausgebauten Weg über den Korntauern gelangten Südfrüchte, Wein und andere Erzeugnisse in dieses Gebirgstal, um gegen Gold und Silber eingetauscht zu werden. Das Marktrecht wurde im 13. Jahrhundert verliehen.

Die Pfarrkirche wurde 894 als kleines Kirchlein errichtet und erhielt ihr heutiges gotisches Aussehen im 15. Jahrhundert.

Der Verfall des Goldpreises, Naturkatastrophen, der Ausbruch der Pest 1574 sowie die sozialen und religiösen Auseinandersetzungen während und nach dem Dreißigjährigen Krieg führten zu einem völligen Niedergang des Ortes.

19. Jahrhundert

Eine zweite Blüte erreichte Hofgastein nach der Aufhebung des Erzbistums Salzburg und dem Anschluss an Österreich seit 1807 als Heilbad. Am 23. August 1828 erfolgte die Verleihung des „immerwährenden“ Rechtes auf Bezug von Ein-Fünftel-Anteil des Thermalwassers aus den Quellen von Bad Gastein durch Kaiser Franz I. Das Wildbad (heute gibt es ein „Felsenbad“) in Badgastein war überlaufen, ein dort beabsichtigter Erweiterungsbau kam nach Verwüstung des Geländes durch ein Hochwasser 1828 nicht zustande. Anfangs wurde das Wasser von Bräuer Moser,[5] der einen Badesaal in seiner Brauerei einrichtete, mit Wagen in Fässern nach Bad Hofgastein herbeigeschafft. Pläne des Bergbeamten und Technikers Joseph Gainschnigg (1759–1835), Sohn des Böcksteiner Mesners,[6] für eine Thermalwasserleitung existierten schon länger. Ladislaus Pyrker (Erzbischof von Erlau, Patriarch von Venedig[7]) schlug den Bau einer solchen Leitung vor, im Juni 1825 wurde das Projekt Gainschnigg kommissioniert, erst am 23. August 1828 entschied sich der Kaiser per Resolution dafür. Eine Aktiengesellschaft von 34 Bürgern zur Aufbringung der Kosten wurde 1828 gegründet, Pyrker schloss sich mit einem hohen Betrag an und übernahm den Vorsitz. 1828 bis 1830 wurde die 7250 m lange Leitung aus 2235 Fichten- und Lärchenstämmen – ein Stamm je 3,24 m Länge – mit beim Einlauf 6 und dann 5 Zoll (etwa 13 cm) Bohrdurchmesser und durchschnittlich 3,24 m Länge errichtet; teils zutage liegend, teils nur wenig in die Erde gebettet. Die Regierung unterstützte das Projekt mit der Lieferung von 500 Stämmen. So flossen täglich rund 200 Kubikmeter die 140 m Höhenunterschied mit rund 3,3 Promille Gefälle von Bad Gastein herunter.

Ab 1843 wurde begonnen, die über Erde liegenden Holzrohre durch Tonröhren zu ersetzen. Im selben Jahr bestand die Leitung aus 372 Holzröhren weniger und aus 3000 Tonröhren (eine je 40 cm Länge). Das Wasser war 2¼ Stunden unterwegs, wurde mit Sandelholzspänen getestet und kühlte auch bei anhaltendem Schlechtwetter im Sommer von eingangs 38 °R (47,5 °C) nur auf 28 °R (35 °C) ab. In der wärmeren Jahreszeit ließ man das dann zu warme Wasser durch Stehen über 10–12 Stunden um 5–6 °R abkühlen. Durch die Filialbadeanstalt nahm Bad Hofgastein einen wirtschaftlichen Aufschwung. Pyrker stiftete Kaiser Franz I. 1847 ein Denkmal am Hauptplatz/Kaiser-Franz-Platz. Die Holzrohre wurden mit der Zeit ganz durch Tonröhren ersetzt, 1879 floss doppelt so viel Wasser pro Tag durch die Leitung. Die Länge blieb bis zum Neubau 1953 gleich.

20. und 21. Jahrhundert

Ab 1828 durfte der Ort den Zusatz Heilbad führen. Seit 1936 führt der Ort die Bezeichnung Bad Hofgastein.

Heutzutage fließen 1000 m³ Thermalwasser pro Tag nach Hofgastein, die ergiebigste Quelle in Badgastein schüttet mehr und mit fast 47 °C.[8][9]

Am 8. Dezember 2017 wurden nach einem Felssturz in der Woche davor etwa 250 m³ Gestein durch eine Sprengung vom Ingelsberg gelöst und von Stützbauten aufgefangen, um Häuser und die Gasteiner Straße vor Steinschlaggefahren zu schützen.[10]

Bevölkerungsentwicklung

Politik

Zusammenfassung
Kontext
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Kurhaus und Gemeindeamt Bad Hofgastein

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2024
Wahlbeteiligung: 70,9 %
 %
50
40
30
20
10
0
45,4 %
(+6,6 %p)
27,5 %
(−6,5 %p)
14,6 %
(+1,8 %p)
12,5 %
(−1,9 %p)
20192024

Die Gemeindevertretung hat insgesamt 25 Mitglieder.

Bürgermeister

  • 1999–2009 Benedikt Lang (SPÖ)[15]
  • 2009–2019 Fritz Zettinig (ÖVP)[16]
  • seit 2019 Markus Viehauser (ÖVP)[17]

Wappen

Das Wappen der Gemeinde ist: Im geteilten Schild oben in Gold Hammer und Schlägel in natürlichen Farben schräg übereinander gekreuzt und unten in silbernem Felde eine naturfarbene hölzerne Badewanne.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
  • Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt: Die Liebfrauenkirche, eine dreischiffige Staffelkirche, wurde in den Jahren 1498 bis 1507 errichtet. Der spitzbehelmte Turm stammt aus dem Jahr 1602. Das prunkvolle Herzstück der Kirche stellt der prächtige Barockaltar dar, der als das herausragende Hauptwerk des Malers Josef Andrä Eisl und des Bildhauers Paul Mödlhammer gilt. Das Zentrum des Hochaltars bildet die gotische Darstellung einer thronenden Madonna, das Gnadenbild der Hofermutter aus der Zeit um 1500. Die Kanzel und die Seitenaltäre stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
  • Evangelische Heilskirche (erbaut 1960)
  • Weitmoserschlössl

Wirtschaft und Infrastruktur

Zusammenfassung
Kontext

Bad Hofgastein ist eine international bekannte Kur- und Wintersportgemeinde mit etwa 145.000 Gästen pro Jahr und Kur-, Kongress- und Veranstaltungseinrichtungen sowie einer Fußgängerzone mit Geschäften, Hotels, Cafés und Restaurants. Daneben gibt es die Alpentherme Gastein mit dem Alpen-Kurpark und der seit Jahrhunderten bekannten Gasteiner Radon-Thermalkur (Radonbalneologie). So wurde die Therme wie auch jene in Bad Gastein zumindest von den 1900ern[18] bis in die 1930er Jahre als die Radioaktivste Therme der Welt bezeichnet.[19][20]

Das gemeinsame Skigebiet von Bad Hofgastein und Bad Gastein, die Skischaukel Schloßalm-Angertal-Stubnerkogel, ist Teil der Skiregion Gasteinertal des Schiverbunds Ski amadé, und bietet über 80 km Piste, mit gesamt 5 Seilbahnen, 7 Sessel- und 7 Schleppliften. Es zieht sich aus dem Ort auf die Schloßalm (2050 m) und die Hohe Scharte (2300 m ü. A.) unterhalb der Türchlwand, von dort in das Skizentrum Angertal auf 1175 m und den Stubnerkogel (2250 m ü. A.) über Bad Gastein.[21][22]

In der Gemeinde gibt es 120 bäuerliche Betriebe mit 7.200 Hektar Almflächen und 28 Almen.

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Railjet bei Bad Hofgastein

Verkehr

Der Bahnhof Bad Hofgastein an der Tauernbahn befindet sich ungefähr drei Kilometer nördlich des Stadtzentrums im Ortsteil Breitenberg; die näher am Ort gelegene Station Bad Hofgastein Haltestelle wurde aufgelassen. Bad Hofgastein liegt an der Gasteiner Straße, die von Lend im Salzachtal nach Böckstein führt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten

  • Franz Fuchs (1870–1925), Fotograf
  • Bernhard Gruber (* 1982), Skifahrer (nordische Kombination)
  • Helmut Kohl (1930–2017), Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland; oftmaliger oder gar jährlicher Gast zur Fastenkur

Bildergalerie

Literatur

  • Hofgastein. Ein Führer für Curgäste und Touristen. H. Dieter in Commiss., Salzburg 1877.
  • Führer durch das Thermalbad Hofgastein. Kurkommission Hofgastein, 1902.
  • Edith Ranzoni-Riedel, Olga Zaremba: Hofgastein. 1924.
  • Josef Ziegler: 100 Jahre Thermalbad Hofgastein. Festschrift zur Jahrhundertfeier August 1928. Marktgemeinde Hofgastein, Hofgastein 1928.
  • Bad Hofgastein. Aus der Geschichte des Tales und seines Hauptortes. Verlag St. Peter, Salzburg 1959.
  • Elisabeth Gollackner: Die Entwicklung der Bauernhöfe in den Gemeinden Badgastein und Hofgastein seit der Jahrhundertwende. 1961.
  • Johannes Klammer: Der Fremdenverkehr in Bad Hofgastein. 1973.
  • Sebastian Hinterseer: Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins. Gewidmet zur Erinnerung 150 Jahre Heilbad Hofgastein 1828–1978. Salzburger-Nachrichten-Verlag, Salzburg 1977.
  • Werner Bätzing: Bad Hofgastein. Gemeindeentwicklung zwischen Ökologie und Tourismus. Perspektiven für eine Gemeinde im Brennpunkt des alpinen Fremdenverkehrs. ISR, Berlin 1985.
  • Dehio Salzburg 1986, Bad Hofgastein, S. 32–37.
  • Josef Hackl, Konrad Zirm, Martin Schamann, Felix Fibich, Herbert Schentz, Harald Mauser, Martin Holzwieser, Gottfried Otepka, Ulrich Bilek: Waldzustandserhebung Bad Hofgastein. Wien 1989, S. 1–140 (umweltbundesamt.at [PDF; abgerufen am 4. Mai 2025]).
  • Peter Deetjen: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Kur in Badgastein und Bad Hofgastein. Forschungsinstitut Gastein-Tauernregion, 1992.
  • Peter Faller: Verkehrswirtschaft – Verkehrsplanung – Verkehrspolitik. Herausforderung Tourismus. Dokumentation des Internationalen Verkehrssymposiums 1996 in Bad Hofgastein, Salzburg. Wien 1996.
  • Franz Hochwarter: Nostalgisches Bad Hofgastein. Bad Hofgastein 1998.
  • Günther Bacher: Rehabilitationszentrum Bad Hofgastein. 2000.
  • Otto Kapfinger, Roman Höllbacher, Norbert Mayr: Baukunst in Salzburg seit 1980: Ein Führer zu 600 sehenswerten Beispielen in Stadt und Land. Ein Führer zu 600 sehenswerten Beispielen in Stadt und Land. Initiative Architektur, Salzburg 2010, S. 301–307 (Wohndorf Arche Noah 1985; Sonderkrankenanstalt, Umbau und Erweiterung 2006; Seniorenwohnhaus am Griespark 1998; Alpentherme Bad Hofgastein 2004; BORG, Umbau und Aufstockung 2008; Tourismusschule 2010).
Commons: Bad Hofgastein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bad Hofgastein – Reiseführer

Einzelnachweise

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