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Eisen zum Beschlag eines Hufes Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Hufeisen ist ein meist U-förmig gebogenes und mit Nagellöchern versehenes Eisen, das Huftieren zum Schutz ihrer Hufe durch Aufnageln, auch Beschlagen genannt, durch einen Hufschmied aufgebracht wird. Ein Schutz des Hufes kann auch durch so genannte Hufschuhe erreicht werden.
Schon in der Antike suchten die Menschen nach einem Schutz für die Hufe, die von hartem, steinigem Boden stark abgenutzt werden. Besonders mit der militärischen Nutzung des Pferdes wurde der Hufschutz zu einer Notwendigkeit, denn im Krieg wurden die Pferde über ihre natürlichen Grenzen hinweg beansprucht.
Sogenannte Hipposandalen sind antike Vorläufer heutiger Hufschuhe für Pferde.
Im alten Ägypten wurden geflochtene Sandalen aus Bast oder Lederschuhe verwendet, die mit Stricken oder Riemen ans Pferdebein gebunden wurden. Allerdings waren solche Konstruktionen wenig haltbar.
Die Römer verwendeten bereits einen mit Lederriemchen festgebundenen Hufschutz aus Bronze oder Eisen, aber auch hier müssen die Riemen Scheuerwunden verursacht haben. Zeitgenössische Quellen berichten von Hipposandalen aus Gold und Silber für Lieblingspferde des Kaiserhauses und von Hufschuhen für Maultiere auf Saumpfaden.[1] Zum schnellen Reiten waren die schweren, angebundenen Eisen nicht geeignet, da sie bei höheren Gangarten oft abfielen und mit ihrer Eisensohle nur wenig Haftung boten. Manche besaßen Stollen für den besseren Halt auf morastigem oder weichem Untergrund.[2]
Genagelte Hufeisen, wie sie bis heute verwendet werden, scheinen von den Kelten erfunden worden zu sein. Seit spätkeltischer Zeit (zweites oder erstes Jahrhundert v. Chr.) in Gebrauch, wurden sie von den Römern übernommen und modifiziert.[3] Zahlreicher werden die Funde aufgenagelter Hufeisen erst um 600.
Als weiteres Indiz zur Datierung von genagelten Hufeisen in der Antike wird oftmals der Hortfund von Neupotz angegeben. Die aktuelle Interpretation des Fundkomplexes betrachtet diesen als das im Jahre 260 verlorengegangene Beutegut eines heimkehrenden alemannischen Plündererzuges. Da bei der Bergung auch vorrömische und nachantike Fundstücke zu Tage traten, sind die gefundenen Hufeisen allerdings nicht eindeutig als römisch zu identifizieren.
Trotz einzelner antiker Belege datieren viele Historiker die Erfindung des genagelten Hufeisens, auch wegen des komplexen Hortfundes von Neupotz, später in das frühe Mittelalter.
Es gibt Falzhufeisen, die eine Falz genannte Längsrille mit Löchern für die Hufnägel aufweisen. Ein durchgehender Falz dient als Basisgleitschutz. Für Falzeisen werden Hufnägel mit einem rechteckigen Kopf verwendet, wobei dessen schmale Kante genau in den Falz passt.
Stempelhufeisen haben dagegen keinen Falz. Der Name rührt von dem Stempel her, mit dem die Löcher für die Hufnägel eingeschlagen werden. Für Stempeleisen werden Hufnägel mit einem quadratischen Kopf verwendet. Da Stempeleisen kein Profil haben, gleiten sie besser.[4] Breite, glatte und dadurch besonders rutschige Stempelhufeisen sind für den Sliding Stop beim Reining geeignet.
Aufgrund der unterschiedlichen Funktion der Vorder- und Hintergliedmaßen des Pferdes besitzen die Hufe der Vorderhand eine kreisrunde Form und die Hufe der Hinterhand eine spitzrunde Form. Die Hufeisen sind dementsprechend geformt.
An den Vorderbeinen werden meist Eisen mit einem Zehenaufzug (Zehenkappe) verwendet. Ein Aufzug ist ein flaches Stück Eisen, das am äußeren Rand des Hufeisens blattförmig hochgezogen wird (Kappe ziehen). Die vordere Zehenspitze des Hufes wird ein wenig weggeraspelt, damit der Aufzug bündig abschließt. Durch den Aufzug hat das Eisen einen besseren Halt am Huf. Ein mittiger Aufzug beeinträchtigt den Hufmechanismus nicht. Im Rennsport werden Eisen mit Zehenaufzug verwendet, um das Abrollen zu beschleunigen. Es gibt mehrere patentierte Varianten der Zehenkappe.[5][6]
An den Hinterbeinen werden meistens Hufeisen mit zwei Seitenaufzügen (Seitenkappen) verwendet. Durch die beiden seitlichen Aufzüge kann das Eisen etwas nach hinten versetzt werden und die Gefahr, dass sich das Pferd mit dem Hinterhuf die Vordereisen abzieht, ist geringer. Ein Eisen mit zwei Aufzügen sitzt fester auf dem Huf und ist besonders geeignet, wenn der Huf spröde ist oder Teile des Hufes ausgebrochen sind. Die beiden seitlichen Aufzüge beeinträchtigen jedoch den Hufmechanismus.
Die Größe kann in Länge × Breite in Millimetern angegeben werden. Die Größenauswahl reicht von 8×0 bis 16 (für Kaltblüter). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Größenangaben je nach Hufeisenhersteller in den Länge-/Breite-Abmessungen sowie der Hufeisenform variieren.
Das klassische Hufeisenmaterial ist Eisen (bzw. Stahl), daneben finden aber auch Werkstoffe oder Werkstofflegierungen aus Aluminium und Kupfer ihre Anwendung. Heute werden oft auch unterschiedliche Kunststoffe eingesetzt. Diese werden dann teilweise auch angeklebt.
Die Nagellöcher müssen auf einem Hufeisen so angebracht werden, dass mit dem Hufnagel die weiße Linie des Hufes getroffen wird. Nach dem Abstand der Löcher vom Außenrand des Hufeisens spricht man von regelmäßiger, flacher oder tiefer Lochung. Bei flacher Lochung besteht die Gefahr des Ausbrechens der Hufwand, die tiefe Lochung kann zur Vernagelung führen. Zudem werden die Löcher nur im vorderen Teil der Schenkel angebracht, um den Hufmechanismus nicht zu behindern.
Der Winkel zwischen Hufeisentrage- und Hufeisenbodenfläche kann rechtwinklig (regelmäßige Ränderung) oder abgeschrägt sein. Bei der bodenweiten Ränderung ist die Sohlenfläche abgeschrägt, der Winkel der Hufeisenbodenfläche also spitz, bei der bodenengen Ränderung die Bodenkante abgeschrägt, der Winkel der Hufeisenbodenfläche also stumpf.
Stollen geben dem Pferd bei schlechten Bodenverhältnissen mehr Bodenhaftung. Sie werden im Spring- und Geländereitsport verwendet, um dem Pferd bei Sprüngen, aber auch im Parcours den nötigen Halt zu geben. Im Winter werden sie eingesetzt, damit das Pferd mit ihnen etwaige Eisschichten aufbrechen kann und nicht darauf ausrutscht.
Es gibt Anschweißstollen, Steckstollen, Schraubstollen und angeschmiedete Stollen, englisch Calkins. Pferde im schweren Zug auf hartem Boden nutzen die Zehen übermäßig ab, für sie kann an die Spitze des Eisens ein rechteckiges Metallstück, „Griff“ genannt, angebracht werden. Im Winter können die angschmiedeten Stollen und der Griff für eine bessere Bodenhaftung auch angeschärft werden („Eisgriff“).[7]
Zum Aufbringen von Schraubstollen müssen in das Hufeisen an den beiden Enden Löcher gebohrt und in diese Gewinde eingebracht werden. In diese Löcher werden die Stollen dann mit Hilfe eines Stollenschlüssels eingeschraubt. Steckstollen werden einfach in die Stollenlöcher eingeschlagen. Es sind Stollen in verschiedene Größen, Breiten und Formen erhältlich, die den jeweils vorhandenen Bodenverhältnissen entsprechend ausgewählt werden können. Es gibt beispielsweise Vierkantstollen, Langstollen, Kegelstollen, H-Stollen (für den Winterhufbeschlag der Pferde),[8] Spitzstollen, Rasenstollen und Schlammstollen.
Der Nachteil von Stollen ist die Verletzungsgefahr, sowohl die Selbstverletzung (Kronentritt, Stollenbeulen) als auch für andere Pferde beim Ausschlagen des mit Stollen versehenen Pferdes. Stollen beeinträchtigen die Gleitphase des Hufes beim Auftreten. Der Huf wird beim Auftreten sofort gestoppt, das führt zu erhöhter Belastung von Sehnen und Gelenken.
Es gibt auch Spezialhufeisen für spezielle Anforderungen an das Pferd oder den Huf:
Als Arbeitstiere eingesetzte Rinder (Fahrkühe) und Ochsen (Zugochsen) bekommen normalerweise Klaueneisen, die in der Regel kalt aufgesetzt wurden, also präzise vorgearbeitet werden mussten.[9]
Dem Material Eisen im Allgemeinen und im Besonderen der Form des Hufeisens werden im Volksglauben Zauberkräfte nachgesagt. Es mache unverwundbar, schütze gegen böse Geister und könne Naturkatastrophen abwehren. Diese Ansicht kann durch den früher hohen Preis von Eisen befördert worden sein.[10] Hufeisen wurden und werden über Türen, Eingängen, Kaminen, an Schiffsmasten usw. angebracht. Während des Höhepunkts des Hexenwahns in der Frühen Neuzeit glaubte man, dass Hexen deshalb auf einem Besen durch die Lüfte schwebten, weil sie sich vor Pferden fürchteten. Jede Erinnerung an ein Pferd würde daher Hexen ebenso wirksam abhalten wie Knoblauch einen Vampir. Zur Verhinderung der Auferstehung brachte man daher auf dem Sargdeckel hingerichteter Hexen ein Hufeisen an. Auch im islamischen Volksglauben wurde mancherorts dem Hufeisen eine unheilabwendende oder glückbringende Kraft zugeschrieben. Im Maghreb sollte beispielsweise ein über der Haustür aufgehängtes Hufeisen vor dem bösen Blick schützen.[11]
Keine Einigkeit besteht darin, wie ein Hufeisen aufgehängt werden sollte. Mit der Öffnung nach oben könnte es die Hörner des Teufels darstellen. Es kann auch für einen Brunnen oder eine Pforte stehen, durch welche das Glück eintreten kann. Darum dürfe man es nicht mit der Öffnung nach unten aufhängen (sonst fällt das Glück heraus).[12] Nach einer anderen Deutung sei genau dies nötig. Das Hufeisen müsse mit der Öffnung nach unten aufgehängt werden, damit das Glück zu einem herausfließen könne.[13] Außerdem wurde so das Hufeisen „schützend über das Haus“ aufgehängt, weil man glaubte, weder der Teufel noch böse Geister könnten unter einem Bogen von Eisen durchgehen. Auf dieselbe Weise sollten auch Blitzeinschlag abgehalten werden, denn in ländlichen Gegenden galt es auch als Glück, wenn man ein Gewitter unbeschadet überstanden hatte. So findet man über manchen Türen zwei Eisen, eines mit der Öffnung nach unten, eines mit der Öffnung nach oben. Eine dritte Möglichkeit ist, es mit der Öffnung nach rechts aufzuhängen. In diesem Fall symbolisiert es ein „C“ für Christus.
Ein gefundenes Hufeisen galt neuzeitlich als Glücksbringer, besonders wenn es noch mindestens drei Nägel hatte. Voraussetzungen waren allerdings, dass man es gefunden und nicht gesucht hatte und es mit der Öffnung nach oben aufhängte.
Dieses Wurfspiel wird meist draußen gespielt. Dabei gilt es, das Hufeisen so zu werfen, dass es einen freistehenden Stab umschlingt oder ihm näher liegt als der gegnerische Wurf. Spielregel: das Umschlingen des Stabs zählt 3 Punkte, das dem Stab am nächsten liegende Eisen 2 Punkte, das zweitnächste 1 Punkt.
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