Beruflicher Werdegang
Dryander besuchte das Pädagogium in den Franckeschen Stiftungen in Halle und begann 1832 ein Theologiestudium an der Universität Halle unter anderem bei August Tholuck und Carl Christian Ullmann. Zu seinen Kommilitonen gehörte der spätere Geograph Hermann Adalbert Daniel, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Er bestand das erste Staatsexamen und beendete seine Studien an der Berliner Universität. In Berlin besuchte er noch Vorlesungen von August Neander und Friedrich Schleiermacher und absolvierte erfolgreich das zweite Staatsexamen.
Dryander wurde zunächst als Lehrer an der Töchterschule der Franckeschen Stiftungen in Halle angestellt. 1834 erhielt er eine Berufung als Diakon an der Marktkirche Unser Lieben Frauen. Am 7. Dezember 1834 wurde er von dem Superintendenten Ferdinand Guericke in das Amt eingeführt, am 3. Advent 1834 hielt er dort seine Antrittspredigt. Nach dem Ruhestand von Fürchtegott Christian Fulda wurde Dryander 1844 einstimmig zum Archidiakon an der Marktkirche gewählt, ein Amt, der er bis 1876 ausübte. 1846 erhielt Dryander die Berufung als Superintendent der zweiten Landephorie Halle. 1847 gehörte er zu den Mitbegründern des Frauenvereins für Armen- und Krankenpflege, dessen Vorsitz er ab 1848 selbst übernahm. Außerdem war er, zusammen mit August Tholuck, ein großer Förderer des Gustav-Adolf-Vereins. Für eine Neuauflage des Halleschen Stadtgesangbuches übernahm er die Redaktion.
Im Oktober 1858 erkrankte er schwer und konnte erst wieder im Mai des folgenden Jahres sein Amt als Archidiakon antreten. 1866 berief ihn das Konsistorium zum Pfarrer des Amts Giebichenstein, was er aber ablehnte. Noch im gleichen Jahr wurde er als Mitarbeiter in das Konsistorium der preußischen Provinz Sachsen aufgenommen und zum Konsistorialrat ernannt. Für seine Verdienste erhielt Dryander am 21. Juni 1867 von der Theologischen Fakultät der Universität Halle die Ehrendoktorwürde. Bei der außerordentlichen Generalsynode 1874 stimmte Dryander für die Annahme der neuen Synodalverfassung. 1876 wurde er Oberpfarrer an der Marktkirche Unser Lieben Frauen in Halle und Superintendent der Stadtephorie Halle. Mit dem Amt des Oberpfarrers übernahm er gleichzeitig als Bibliothekar die Leitung der Marienbibliothek, eine der ältesten und größten Kirchenbibliotheken in Deutschland.
Hermann Ludwig Dryander starb am 15. Februar 1880, im Alter von 70 Jahren, in Halle an einer Lungenentzündung. Er wurde auf dem halleschen Stadtgottesacker bestattet, sein Grab befindet sich im Gruftbogen 41, dem Erbbegräbnis der Familie Dryander.