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deutscher Alpen-Schriftsteller (1835–1896) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinrich August Noë (* 16. Juli 1835 in München; † 26. August 1896 in Bozen) war ein deutscher Schriftsteller (Reise-Sachbücher und Romane).
Sein Vater Heinrich Noé (* 1795) war königlicher Verwaltungsbeamter für (nacheinander) mehrere Schlösser in Bayern.
Heinrich Noë (seinen zweiten Namen ,August’ verwendete er nie) schrieb sich Noë; da oft kein e mit Trema [ë] vorhanden war, schrieb man auch „Noé“, was zur selben Aussprache führt. Der Name weist auf hugenottische Abstammung hin und wird heute auch oft „Noe“ geschrieben.
Er studierte nach dem Besuch von Gymnasien in Augsburg und Aschaffenburg (Abitur 1853) in München, dann (1854–64, Dr. phil.) in Erlangen Komparatistik und Naturwissenschaften (mitunter wird er als „Botaniker“ bezeichnet). Daneben war er auf Grund seiner Fremdsprachenkenntnisse schon 1857–1863 Hofbibliothekar in München.
Zur Vervollständigung seiner Aussprache ging er auch zu Archiv-Arbeiten nach London (ans British Museum of Natural History – er wäre auch dort angestellt worden, doch behagte ihm das Großstadtleben gar nicht). Angeblich konnte er sich in 18 Sprachen verständigen. Gerade seine Polyglottie macht es heute bereits schwierig, eventuell Gleichnamige abzugrenzen – 1861 legte er eine Rohübersetzung von Gedichten des russischen Attachés und Lyrikers Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew (1803–73) vor, der fast 20 Jahre in München gelebt hatte.[1]
Ab 1865 trat Noë immer wieder als Reiseschriftsteller in Erscheinung. Sein Vorbild war wohl Ludwig Steub. Er kam damit dem sich damals gerade entwickelnden „Fremdenverkehr“ entgegen, dessen „Bahnbrecher“ man ihn auch genannt hat. Viele entlegenere Gegenden hat er erst verlockend gemacht (Orte wie Toblach, Cortina d’Ampezzo, Arco, Abbazia). Insbesondere mit seinen Reiseberichten, die »elegant sachkundige Information mit romanhafter Staffage, genährt aus Sagenstoff und solidem Insiderwissen« verknüpften, leistete Noë »für die aufstrebende alpine Tourismusindustrie des 19. Jahrhunderts entscheidende Schrittmacherfunktionen«.[2] Man kann ihm eine Weitsicht nicht absprechen, wenn er etwa das Berchtesgadener Land mit dem Yellowstone-Gebiet für Europa vergleicht und einem künftigen Landschafts-, Kultur- und Naturschutz empfiehlt.
Bei seinen Begehungen erwies er sich als ausdauernd, witterungsunempfindlich und genügsam, aber abenteurerisch – gesellig, dann aber wieder Einsamkeit suchend. Er schrieb natürlich auch über Bahnreisen, aber das genauere Erkunden einer Gegend könne doch nur „bescheiden zu Fuß“ erfolgen – tunlich zu jeder Jahreszeit. Es fiel ihm auch nicht schwer, seinen Wohnsitz in München aufzugeben, als er dort Probleme mit den von ihm als präpotent dargestellten „Pfaffen“ (Pamphlet Ach wie dumm geht es in Baiern zu, 1866) bekam; zunächst zog er nach Mittenwald, dann eine Zeitlang als Herausgeber der „Alpenzeitung“ (1875) sogar nach Wien; fast zehn Jahre war er im Alpenbogen und darüber hinaus (in Istrien, Dalmatien, Montenegro – wo er sich nach 1878 sogar ansiedeln wollte –, Elsass, Teilen Frankreichs und Spaniens – mitunter sogar als Kriegsberichter!) ohne festen Wohnsitz unterwegs.
Im Deutschen Waldbuch von 1894 erweist sich Heinrich Noë als Botaniker und Romantiker von Graden und es ist klar, dass ihn die Nationalsozialisten zu einem der „Ihren“ erklären konnten.
1884 wurde er in Görz wohnhaft, wo ihm aber bald der Irredentismus lästig wurde. 1890 übersiedelte er ins mildere Abbazia, das seinen Ruhm ja eigentlich ihm verdankte. 1893 versuchte er sich – aus Not – noch einmal als Zeitungsredakteur (in Laibach – aber auch dort begann der Nationalismus sich gegen ihn zu regen). Zuletzt logierte er in Gries bei Bozen.
Bei seinen späteren Erkundungen begleitete ihn seine Tochter; als diese aber 1894 plötzlich starb (er hatte noch zwei jüngere; alle aus zweiter Ehe), war er gebrochen, verfiel ganz dem Alkohol und verstarb zwei Jahre später selbst an einer schon lange sich ankündigenden Gehirnkrankheit verarmt in Bozen, wo er am alten Friedhof von Gries seine Grabstätte fand, die vom Grieser Kurverein betreut wurde.[3] Im Bozener Bahnhofspark errichtete man ihm 1899 ein Denkmal.
Mit seinem Namen verbunden ist insbesondere noch der Heinrich-Noë-Steig vom Bahnhof Mittenwald der Mittenwaldbahn über die Linderspitze (2374 m) im Karwendel zur Brunnsteinhütte (Klettersteig mittlerer Schwierigkeit – ihm zu Ehren benannt, er hat ihn also nicht gefunden oder begangen – Felskletterei lag ihm gar nicht).[4]
Seine Bücher (meist gut illustriert – zunächst mit Holzschnitten, später auch schon mit Photos) beruhen auf ausgiebiger geografischer, historischer (usw.) Recherche sowie meist auf unmittelbarer Anschauung – er war auch sehr versiert im Gespräch mit den jeweils Ortsansässigen. Seine Reiseberichte und -handbücher erzielten rasch hohe Auflagen und sind noch heute von Interesse – teils unmittelbar, teils im historischen Abstand kultur- und sozialgeschichtlich; etliche werden auch jetzt neu aufgelegt oder nachgedruckt.
Ethnographisch von Bedeutung ist Noë durch seine Sagen-Sammlungen. Am bekanntesten wurde er durch hunderte Feuilletons (z. B. in der „Gartenlaube“, aber auch in Tageszeitungen – allerdings von ziemlich unterschiedlicher Qualität). Wenig glücklich war er mit seinen auf denselben Stoffen gegründeten Romanen – wohl weil darin oft eine düstere, „mystische“ Atmosphäre vorherrscht, die aber ähnlich Veranlagte (wie z. B. Vincenz Brehm) umso mehr anzusprechen vermag. Ein Vorbild war ihm hierin Henry Thoreau.
Im Folgenden seine Hauptwerke; Sonderausgaben und Neuauflagen nur fallweise berücksichtigt; aufgenommen sind auch einige Feuilletontitel; umfangreiches Werkverzeichnis in: Z. Dt.-Österr. Alpenverein, 1933, S. 228 ff.
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