Heißläufer
unzulässig hohe Erwärmung eines Radsatzlagers bei einem Schienenfahrzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
unzulässig hohe Erwärmung eines Radsatzlagers bei einem Schienenfahrzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Heißläufer ist bei einem Schienenfahrzeug eine unzulässig hohe Erwärmung eines Radsatzlagers. Fälschlicherweise wird manchmal angenommen, dass es sich bei einer Wärmeentwicklung durch eine feste Bremse auch um einen Heißläufer handelt. Unter dem Begriff Heißläufer wird aber nur eine unzulässige Erwärmung des Radsatzlagers verstanden. Allerdings kann eine feste Bremse zu einem Heißläufer führen, nämlich dann, wenn die entstehende Wärme auf das Radsatzlager übertragen wird und dort Schaden anrichtet. Ein Heißläufer wird als betriebsgefährlicher Schaden eingestuft, weshalb das Fahrzeug sofort aus dem Betrieb genommen werden muss.[1]
Eine Flachstelle entsteht auf der Radsatzlauffläche, wenn der Radsatz beim Bremsen blockiert, bevor der Zug zum Stehen gekommen ist. Die Räder des blockierten Radsatzes werden durch die Massenträgheit des Zuges im nicht drehenden Zustand über die Schienen gezogen (dieser Vorgang wird als Gleiten bezeichnet), was an der aufliegenden Stelle der Radsatzlauffläche durch die erhöhte Reibung zu einem verstärkten Materialabtrag führt. Die dadurch entstandene abgeflachte Stelle (Flachstelle) erzeugt bei jeder Radumdrehung einen Schlag, der als Geräusch hörbar ist und durch den Radkörper weitergeleitet auch auf die Bauteile des Radsatzlagers einwirkt. Wird die Flachstelle über eine längere Zeit nicht beseitigt, so kann die Belastung des Radsatzlagers durch diese Schläge zu einem Lagerschaden führen.
Spezielle Erdungskontakte, im Fachjargon auch „Frostkontakte“ genannt (abgeleitet vom Namen eines Unternehmens, das solche Kontakte herstellt), sorgen dafür, dass Ströme über Drehgestell, Radsatz und Schiene zur Erde abgeleitet werden. Sie verhindern so, dass Ströme durch das Radsatzlager fließen und dort zu einer Funkenbildung führen. Kommt es durch einen defekten Erdungskontakt zu einer solchen Funkenbildung, entstehen Lagerschäden durch Aufschweißungen im Radsatzlager.
Das Lagerfett hat die Aufgabe, die Reibung im Radsatzlager zu verringern. Einerseits kann durch Austritt von Lagerfett durch ungenügende Abdichtung des Lagers die Reibung so weit erhöht werden, dass das Lager schließlich schadhaft wird. Andererseits kann ein Fettaustritt aber auch auf einen bereits vorhandenen Lagerschaden hindeuten, welcher eine erhöhte Wärmeentwicklung erzeugt und dadurch die Viskosität des Lagerfettes herabsetzt. Die Wärmequelle kann aber auch eine feste Bremse sein, deren Wärme sich auf das Lager überträgt. Durch diesen Effekt kann sich ein Kreislauf aus Wärmeentwicklung durch einen Lagerschaden (oder durch eine feste Bremse), daraus resultierender verstärkter Fettaustritt und Verschlimmerung (Entstehung) des Lagerschadens durch Schmiermittelmangel entwickeln, der das Schadhaftwerden des Lagers beschleunigt. Ist der Fettaustritt geringfügig, so soll das Fett entfernt und der Radsatz weiter beobachtet werden. Bei erneutem Fettaustritt oder starkem Fettaustritt (das Fett hat sich auf der gesamten Radscheibe oder gar auf dem Drehgestell verteilt) muss das Fahrzeug sofort aus dem Betrieb genommen werden.
Zusammenfassend führen die genannten Ursachen zu Lagerschäden durch mangelnde Schmierung. Durch die erhöhte Reibung erwärmt sich der Radsatz stärker als die anderen.
Bei einem Heißläufer können im Radsatzlager hohe Temperaturen entstehen, die im Extremfall nahezu 1000 °C erreichen können. Dadurch besteht zum einen Brandgefahr, zum anderen nehmen die Festigkeitseigenschaften des Materials so stark ab, dass es zum Achsbruch und damit zur Entgleisung kommen kann. Auch können bei einem Heißläufer, der zum Stillstand kommt, die Radlager irreversibel verschweißen und die Achse blockieren.
An vielen Eisenbahnstrecken sind Heißläuferortungsanlagen (HOA) installiert, die ungewöhnlich hohe Wärmeabstrahlungen an den Fahrzeugen registrieren und einen Alarm auslösen. Die Messergebnisse der HOA (Heißläufer oder Warmläufer) entscheiden über den Ort, an dem der Zug anzuhalten ist.[2] Anschließend muss der Triebfahrzeugführer entlang des Zuges die betroffene Achse mithilfe der sogenannten Handrückenprobe ermitteln. Wird ein Fahrzeug untersucht, das schon einige Zeit abgestellt ist, ist in der Regel keine Wärmeabstrahlung mehr festzustellen. Man kann aber dann den Heißläufer durch Farbabbrand am Lagergehäuse erkennen.
Wichtig ist es auch, auf Schäden zu achten, die zu einem Heißläufer führen können, z. B. unnormale Fahrgeräusche, die auf einen Lagerschaden hindeuten, Fettaustritt am Radsatzlager, Flachstellen oder beschädigte Erdungskontakte.
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