Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Erdrutsch
Abgleiten größerer Erd- und Gesteinsmassen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Ein Erdrutsch ist das Abgleiten größerer Erd- und Gesteinsmassen, meistens ausgelöst durch starke Niederschläge (langandauernder Regen oder Starkregen) und das dadurch bedingte Eindringen von Wasser zwischen vorher gebundene Bodenschichten. Durch die Schwerkraft und die Verminderung der Haftreibung zwischen den Bodenschichten rutscht der Hang (bei ausreichend großer Hangneigung) ab. Ein großer Erdrutsch wird auch Bergrutsch genannt; wenn kleine Flächen betroffen sind, auch Hangrutsch oder Hangrutschung.

Ein Erdrutsch unterscheidet sich vom Bergsturz durch die geringere Geschwindigkeit.
Remove ads
Ursachen

Die häufigste Ursache ist, dass der Erdboden am Hang zu große Mengen an Wasser, beispielsweise infolge heftiger Gewitterregen oder durch Schneeschmelze, aufgenommen hat. Wegen zu geringer innerer Haftreibung folgt daraus ein Verlust der Stabilität entlang einer sich ausbildenden Gleitfuge.
Andere mögliche Ursachen sind:
- Erdbeben
- ganz allgemein tektonische Bewegungen
- Erosion durch Wind und Frost
- Starke Abholzung des bestehenden Waldes (Absterben und Verrottung von den Boden stabilisierenden Wurzeln)
- Auftauen des Permafrostbodens im Hochgebirge oder von Methanhydrat (Storegga-Effekt) an Kontinentalhängen wegen der Klimaerwärmung
- Schädigung des Erdbodens durch ausgedehnten Bergbau[1]
Das Risiko eines Erdrutsches ist abhängig von:
- der Wasserdurchlässigkeit und Wasseraufnahmefähigkeit der Bodenschichten,
- dem Gefälle des Geländes,
- dem Vorhandensein oder Fehlen einer schützenden Vegetation, deren Durchwurzelung die Bodenkrume zusammenhält,
- dem Vorhandensein rutschiger Grenzflächen, beispielsweise entlang von Tonschichten.
Remove ads
Formen des Erdrutsches
Ein Erdrutsch bewegt sich meist in komplexer, rotierender Bewegung nach unten. Je nach Entstehungsort können auch Bäume, Eis- oder Schneemassen oder Bestandteile menschlicher Bauwerke zum Materialstrom beitragen.
Besondere Formen des Erdrutsches sind:
- Der Erdschlipf oder die Rutschung, bei der Erdmaterial entlang einer Schwächezone als Block abrutscht
- Die Sackung oder Rotationsrutschung, bei der ein Bodenkörper in einer kreisförmigen Bahn um eine zum Hang orthogonale Achse abgleitet
- Die Hangmure, bei der als Folge von starken Niederschlägen mit Wasser gesättigtes Erdmaterial spontan abrutscht und in Form eines Murgangs relativ weite Strecken zurücklegt
- Der Schuttstrom, bei dem Wasser und Schutt plötzlich und kanalisiert (z. B. in einem Bachbett) freigesetzt werden (Murgang)[2]
Remove ads
Beispiele für Erdrutsche
Remove ads
Mögliche Gegenmaßnahmen
Zusammenfassung
Kontext
Hangrutschungen lassen sich kaum verhindern, aber bei nicht allzu großen Erdmassen oder langsamer Bewegung in ihrer Wirkung mildern. Wichtigster Punkt dabei ist, das Wasser aus dem Hang zu entfernen. Dabei gibt es unterschiedliche Maßnahmen, unter anderem:
- Einbauen von Drainagen, entweder oberflächenhaft oder tief in den Untergrund hinein (z. B. Drainageanker);
- vorbeugende Einbauten in den gefährdeten Untergrund – analog zur Wildbach- und Lawinenverbauung;
- kurzfristige Stabilisierung bewegter Hänge durch Beton- und Stahlbewehrung (z. B. Panzerigel);
- bei kleinen Ausmaßen auch Stabilisierung durch Sandsäcke;
- großflächiges Abdecken kritischer Hangbereiche durch Planen, um weiteres Eindringen von Regenwasser zu verhindern.
- Ein Schutzwald bietet häufig eine wirksame Sicherung. Die Wurzeln der Bäume verfestigen den Boden und regulieren den Wasserhaushalt (siehe auch Durchwurzelung).
- Auch Rasensaaten stabilisieren den Hang mit ihren feinen und stark verzweigten Wurzeln.
- Abflachen des Hangs.
Diese Maßnahmen sind jedoch machtlos gegen Erdrutsche, bei denen sich Millionen Kubikmeter Erde lösen. Die beste Maßnahme gegen diese Erdrutsche ist die Vorbeugung.
- Verbote hindern Menschen daran, in gefährdeten Gebieten zu siedeln.
- Aufmerksamkeit kann eine Vorwarnzeit bis zum tatsächlichen Erdrutsch gewährleisten und eine rechtzeitige Evakuierung ermöglichen.
Remove ads
Tsunamis durch Erdrutsche
Ein Erdrutsch ist eine häufig vorkommende, aber in der Regel lokale Naturkatastrophe. Auf das betroffene Ökosystem wirkt er als Störung und öffnet Rohboden für die Wiederbesiedelung sowie einen Neustart der Sukzession.
Erdrutsche im Meer oder in Seen, insbesondere von oberhalb des Wasserspiegels in diese Gewässer hinein, können dagegen Tsunamis auslösen und dadurch auch in größerer Entfernung Zerstörungen verursachen. Bei entsprechender Größe des Erdrutsches kann die Flutwelle an benachbarten Küstenhängen Höhen von mehreren hundert Metern erreichen (Megatsunami).[13]
Vor den Inseln Hawaiis befinden sich große Schuttfächer, die durch Flankenabbrüche der Vulkane entstanden sind. Flankenabbrüche mit gefährlichen Tsunamis gibt es dort nach Schätzungen von Wissenschaftlern etwa alle 100.000 Jahre.[14]
Erdrutsche mit Tsunamis sind in der Liste von Tsunamis, andere sind in der Liste von Lawinen und Erdrutschen, Bergstürzen angegeben.
Remove ads
Vergleiche
Siehe auch
Literatur
- Kyoji Sassa, Badaoui Rouhban, Sálvano Briceño (Hrsg.): Landslides : global risk preparedness. Springer, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-22086-9.
Weblinks
Wiktionary: Erdrutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Erdrutsche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Erdrutsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Berge auf Talfahrt“ – Artikel über ein innovatives Erdrutsch-Frühwarnsystem auf dem Geowissenschaften-Portal planeterde
- Animationsfilm Hangrutsch – Bodenbewegungen frühzeitig erkennen, Geowissenschaften-Portal planeterde
- Erdrutsch: Die unterschätzte Gefahr, hitec (3sat) vom 12. April 2010
- Gefährdung der Weserbergkette durch Gesteinsabbau
- waldwissen.net: Faustformel für die Abschätzung der Volumen von Rutschungen
- Informationsplattform zum Umgang mit Naturgefahren in der Schweiz: Hangmure
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads