Ein Walmdach (früher auch Holländisches Dach[1]) ist eine Dachform, bei der beide Giebel eines Satteldachs durch je eine weitere Dachfläche (Walm, Schopf) ersetzt werden.[2]
Begriff und Beschreibung
Der Begriff Walm stammt vom mittelhochdeutschen welben mit der Grundbedeutung Wölbung, gewölbter Gegenstand[3] und deutet auf frühe Formen des Satteldaches mit gewölbten Dachflächen anstelle des Giebels.[4]
Das klassische Walmdach hat einen Vollwalm,[5] bei dem die Dachflächen rundum vom First herab auf dieselbe Traufhöhe laufen.
Das Keildach ist ein besonders steil ausgebildetes Walmdach, das vor allem als Turmhelm verwendet wird.
- Mittelalterhaus mit Walmdach und Eulenloch, 1367 (Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim)
- Goethes Gartenhaus, Weimar
- Typisch nordholländischer Bauernhof mit Walmdach. Das Zwerchhaus weist einen Krüppelwalm auf
- Modernes Walmdach-Wohnhaus in Bad Zwischenahn, Niedersachsen
- Mehrflügeliger Bungalow mit Walmdächern
- Klassizistische Dreiflügelanlage mit Walmdächern (Schloss Neuhardenberg)
- Keildach als steile Form des Walmdachs (Sebastianskapelle, St. Marein)
- Abgewalmtes Bohlendach, 1803 (Dorfkirche Jabel)
- Mansardwalmdach (Schloss Burkersdorf)
Krüppelwalm, Schopfwalm (Schopfdach), Halbwalm, Kurzwalm
Wenn der Giebel nicht vollständig abgewalmt ist, so ist er je nach Sichtweise nicht vollständig ausgebildet, d. h. verkrüppelt, oder er hat einen Schopf. Ein solcher Halbwalm oder Kurzwalm wird daher Schopfwalm oder Krüppelwalm (norddeutsch Kröpelwalm) genannt.[6]
Manchmal wird ein Schopfwalmdach auch mit einem Fußwalmdach gleichgesetzt.[7]
- Schopfwalm bei einem Firstpfostenhaus (Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim)
- Satteldach mit Halbwalm (Beispiel aus Frankreich)
- Barockbau mit Halbwalmdach (Stettfeld)
- Mansarddach mit Halbwalm (Huttenburg Altengronau)
- Bohlendach mit Halbwalm (Fleether Mühle)
Fußwalm
Ist nur der untere Teil des Daches abgewalmt (so dass ein Giebel im oberen Teil entsteht), wird dieser als Fußwalm bezeichnet.
- Fußwalm
- Traditionelle koreanische Fußwalm-Dachform
- Fußwalmdach auf Sumatra
- Traditionelle Fußwalmdächer slowakischer Berggebiete im zum Unesco-Welterbe erhobenen Dorf Vlkolínec
- „Wollmdach“ der Zipser Sachsen und anderer „Zipser Häuser“, in slowakischen Bergregionen über die Zips hinaus traditionell.
Niedersachsengiebel, Kärntner Schopf
Der Niedersachsengiebel ist ein Walm, der oben unter dem First beginnt und unten über der Traufkante endet. → Hauptartikel: Niedersachsengiebel
In Österreich ist die Bezeichnung Kärntner Schopf(walm) gebräuchlich.[8]
- Niedersachsengiebel bei einem Fachhallenhaus von 1798 (Heidemuseum Rischmannshof)
- Kärnter Schopfwalm (Maria Saal)
Walmdächer mit Spitze
Ein Walmdach hat in der Regel einen Dachfirst. Der Sonderfall eines Walmdachs, bei dem sich alle Dachflächen ohne First in einer gemeinsamen Spitze berühren, wird bei geringer Dachneigung als Zeltdach und bei steiler Dachneigung als Pyramidendach oder Helmdach (Turmdach) bezeichnet.
Ist der Grundriss der Dachfläche rund, so ergibt sich kein Walmdach, sondern ein Kegeldach, wenn das Dach ringsum geradlinig auf eine Spitze zuläuft. Ist die Dachfläche gewölbt, so spricht man von Dachhaube.
Konstruktion
Die Dachkonstruktion eines Walmdachs ist aus dem Satteldach mit aneinander gereihten Dachsparren entwickelt, wobei an den Ecken Gratsparren gebildet werden, an die Gratschifter als spezielle Dachsparren schräg (geschiftet) anschließen. Die Gratsparren bewirken eine statische Aussteifung des Dachwerks in Längsrichtigung.[9]
Ein weiterer Vorteil der Bildung von Walmdächern ist, dass rundum geneigte Dachflächen weniger Angriffsfläche für Wind und Windlast auf die Konstruktion bieten.[1]
- Dachwerk eines strohgedeckten Vollwalms von innen (historisch, Dänemark)
- Inneres eines historischen Walmdachs von einer Gratecke mit Gratsparren und Gratschifter (Allodium Cronheim, 1749)
Siehe auch
Literatur
- Marc Hirschfell: Goethes Gartenhaus. In: Das ist das Haus vom Nikolaus: Die Geschichte des Walmdachhauses als Urform und Idealtyp. 2005 (Dissertation zur Erlangung des akademischen Doctor philosophiae (Dr. phil.) vorgelegt an der Philosophischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Tag der mündlichen Prüfung: 4. Februar 2005). (Digitalisat, abgerufen am 3. Oktober 2024), S. 48 ff. zur Bauform und Konstruktion des Walmdachs.
Weblinks
- Literatur von und über Walmdach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
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