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Haarverlängerung ist eine Bezeichnung für verschiedene Methoden, das Eigenhaar am Kopf durch fremde Echt- oder Kunsthaarsträhnen kräftiger und länger erscheinen zu lassen. Der englische Fachbegriff lautet Hair Extensions. In Deutschland wird diese Dienstleistung aufgrund Bestimmungen der Handwerkskammer hauptsächlich von Friseuren angeboten. In einigen Bundesländern erteilen Handwerkskammern jedoch auch berufsfremden Personen „Ausnahmebewilligungen beschränkt auf Haarverlängerung“.[1]
Am besten geeignet ist unbehandeltes, europäisches Schnitthaar.[2] Weil dieses aber in zu geringer Menge und Qualität verfügbar ist, wird häufig Schnitthaar aus Indien[3] verwendet, das durch Vorbehandlung dem europäischen Haar farblich angepasst wird. Zuerst wird das Haar gebleicht, damit es die ursprüngliche Farbe verliert, anschließend folgt die Färbung mit gewöhnlicher Textilfarbe – somit verwäscht sich die Farbe nicht. Das indische Haar ist aufgrund der genetischen Verwandtschaft der Konsistenz des europäischen Haares am ähnlichsten. Der Grund dafür ist der elliptische Querschnitt, der sehr ähnlich dem des europäischen Haares ist. Aus Indien stammen große Mengen an Haar, da dort traditionell hinduistische Pilger ihr Haar als Opfergabe darbringen. Dieses Haar wird häufig auch „Tempelhaar“ genannt, da diese rituelle Opferung des Haares zumeist an Tempeln stattfindet.
Die Anforderungen an das Echthaar sind groß, soll es eine hohe Qualität haben: Zum einen sollte die Ausrichtung erhalten bleiben, sodass alle Haarspitzen und alle Haarwurzeln zusammen sind. Mit der richtigen Ausrichtung bleibt auch die Schuppenschicht der Haare erhalten, wodurch die Haare natürlich geschützt werden und so länger haltbar sind. Zum anderen sollte die natürliche Haarfarbe weitestgehend erhalten bleiben, damit ein Haar nicht zu viele Farbschichten aufweist und das Haar generell eine höhere Qualität besitzt. Solch hochwertiges Haar wird auch Remi-Haar (oder auch Remy-Haar) genannt. In der Haarindustrie wird auch das letzte Haar verarbeitet: Selbst minderwertiges oder bei der Herstellung von hochwertigem Zweithaar ausgekämmtes Haar wird weiterverwertet. Dieses ist dann qualitativ minderwertig und wird auch dementsprechend gekennzeichnet. Bei diesem Haar wird die Schuppenschicht in einem Säurebad abgezogen, damit das Haar nicht verfilzt oder nach dem Bürsten wie toupiert aussieht. Indische Frauen färben ihr Haar nicht mit den uns bekannten Haarfarben, in denen Oxidantien, wie Wasserstoffperoxid, enthalten sind, sondern benutzen zumeist Henna Färbungen, die aus Pflanzenfarben bestehen. Diese greifen das Haar zwar nicht so sehr an, sind aber schwer aufzuhellen, weshalb so gefärbtes Haar ebenfalls als minderwertig einzustufen ist.
Synthetisch hergestelltes Haar ist herstellungsbedingt kostengünstiger und wird daher für preiswertere Arbeiten verwendet. Beim Synthetikhaar werden zwei Haararten unterschieden: das Kunsthaar und das Kanekalon Fiber Haar. Beide Arten werden komplett synthetisch hergestellt, unterscheiden sich aber in ihren Merkmalen. Während Kanekalon Fiber Haar sehr hochwertig ist und sowohl gewaschen, geföhnt, gelockt als auch geglättet werden kann, ohne zu verschmoren, ist dies mit Kunsthaar nicht möglich. Dieses kann nicht einmal mit Wasser gewaschen werden – dazu wird ein Trockenshampoo benötigt. Zudem verfilzt Kunsthaar sehr schnell. Synthetikhaar kann generell nicht gefärbt werden.
Bei einer Haarverlängerung wird fremdes Haar (Kunsthaar oder Echthaar) in das eigene Haar mittels verschiedener Methoden integriert. Es gibt warme Methoden, bei denen in irgendeiner Form Hitze verwendet wird, und kalte (auch mechanische) Methoden. Bei den kalten Methoden erfolgt die Befestigung durch Kunststoff-Verbindungen, Metall-Verbindungen, Clips, Klebestreifen oder durch Einflechten oder Einnähen. Eine weitere Möglichkeit ist die Einarbeitung von Tressen, bei der reihenweise gearbeitet wird. Die Befestigung findet vor allem am Hinterkopf statt, damit genügend Eigenhaar vom Oberkopf über die Verbindungsstellen fällt. Beim Anmodellieren mit Wärme werden Wärmezange, Hot Pod, Hot Gun, Shrinkies (Schrumpfschläuche), Wachs, thermoplastischer Kunststoff oder eine Silikonbasis bei etwa 190–200 °C benutzt, bei Ultraschall werden Bondings auf molekularer Ebene kurzzeitig erwärmt. Auch Luftdruck- oder Laserbehandlungen gehören zu den warmen Methoden einer Haarverlängerung. Häufig hört man den Begriff „Keratin“ in Verbindung mit Haarverlängerungen und Bondings. Der Begriff ist aber so nicht richtig, denn bei der Klebeverbindung bei Bondings handelt es sich um einen thermoplastischen Kunststoff, nicht um Keratin. Der Begriff wird verwendet, um Kunden zu suggerieren, dass es sich bei dem Kleber um einen Stoff handelt, der auch im menschlichen Haar vorkommt.
Die Haltbarkeit einer Haarverlängerung variiert sehr stark und ist abhängig von der verwendeten Methode, der Qualität des eingearbeiteten Haares und dem Haarwuchs der Trägerin oder des Trägers. Durchschnittlich wächst das menschliche Haar etwa einen Zentimeter pro Monat. Während kostengünstiges Zweithaar in der Regel nur einmal getragen werden kann, ist es möglich hochwertiges – unabhängig von der Methode – neu aufzubereiten und nochmals zu tragen. Haarverlängerungen, die mit warmen Methoden oder der Microring-Methode durchgeführt wurden, können etwa drei Monate getragen werden. Bei guter Qualität und abhängig von den Frisurgewohnheiten können die Extensions sogar bis zu sechs Monaten in den Haaren bleiben. Wichtig ist nur, dass die Bondings halten und sich die Verbindungsstellen gut abdecken lassen. Bei vielen Methoden der Haarverlängerung, wie Wefts und Tressen, geschieht dies durch „Hochsetzen“ der Verlängerungen. Nach etwa vier bis sechs Wochen sind die Haare so lang gewachsen, dass die Verbindungsstellen wieder sichtbar sind, daher werden die Extensions entfernt und wieder weiter oben in das Kopfhaar eingesetzt. Je nach Haartyp fallen nach etwa sechs Monaten meist so viele Eigenhaare durch den normalen Haarausfall (bis 100 Haare pro Tag) aus, dass die Eigenhaarsträhne im Verhältnis zur Zweithaarsträhne so dünn geworden ist, dass diese nicht mehr gehalten werden kann und herunterfällt[4]. Sie fällt hier nicht einfach heraus, sondern kämmt sich meist heraus, indem sie an den Borsten des Kamms hängen bleibt und sich dann einfach herausziehen lässt. Die Haltbarkeit der Extensions kann sich aber auch drastisch verkürzen, wenn die Haare nicht richtig gepflegt werden. Inhaltsstoffe von vielen Pflegemitteln sind für die Verbindungen der Haarverlängerungen nicht geeignet. Dies sind beispielsweise Alkohol und Öle. Alkohol und Öl greifen die Verbindungsstellen der Bondings an und machen diese brüchig oder klebrig. Daher empfiehlt es sich auf Pflegemittel, die Öl oder Alkohol enthalten komplett zu verzichten oder das Mittel nur in Längen und Spitzen anzuwenden, sodass die Bondings bei der Pflege ausgespart werden. Viele Friseure und Hersteller werben mit einer Tragedauer von mehr als sechs Monaten, bis die Haarverlängerung entfernt oder erneuert werden muss. Diese Zahl ist unrealistisch, da die Bondings sich dann schon fast auf Kinnhöhe befänden und nicht mehr verdeckt werden könnten. Eine gute Pflege vorausgesetzt, ist das Verfilzen von Zweithaar nicht zu erwarten, es muss lediglich vor dem Austrocknen bewahrt werden. Für das Bürsten der Haare mit Extensions werden spezielle Bürsten verwendet, die flexible Borsten haben und so das Bonding aussparen. Die Einarbeitung der Strähnen oder Tressen dauert je nach angewandter Methode und verwendeter Haarmenge unterschiedlich lang. Im Durchschnitt kann man von einer Einarbeitungszeit von zwei bis vier Stunden ausgehen.
Grundsätzlich können die vielen verschiedenen Methoden zur Haarverlängerung in zwei Gruppen unterteilt werden, in die warme und kalte oder mechanische Methode. Bei der warmen Methode wird Wärme – in irgendeiner Form – verwendet, um das Eigenhaar mit den einzuarbeitenden Haarsträhnen zu verbinden. Bei Laser- oder Ultraschallmethoden beispielsweise kommt keine direkte Hitze zum Einsatz, die Methoden zählen aber dennoch zu den warmen Methoden. Als Verbindungsstoff wird meist ein thermoplastischer Kunststoff verwendet. Das Lösen der Verbindung geschieht mittels vergälltem Ethanol, welcher die Klebestellen wieder auflöst. Bei der kalten Methode werden die Eigenhaare mit den Haarsträhnen durch Metall- oder Kunststoffhülsen rein mechanisch verbunden. Die Verbindung ist rasch hergestellt und hält sehr fest. Das Lösen der Verbindung ist oft sehr einfach, da nur die Hülsen entfernt werden müssen und keine Kleberrückstände am Haar verbleiben. Jedoch sind diese Hülsen, im Gegensatz zu thermoplastischen Klebstoffen, hart und können speziell beim Liegen als störend empfunden werden. Eine weitere Besonderheit der Hülsen ist, dass sie im Innern mit einer Gummierung oder Silikon ausgestattet sind, damit die Eigenhaare nicht vom blanken Metall abgedrückt werden und an dieser Stelle brechen könnten. Es gibt bei beiden Methoden – warm und kalt – wiederum Praktiken, bei denen einzelne Strähnen mit wenigen Millimetern Durchmesser verarbeitet werden, und Methoden, die ganze Haar-Tressen von mehreren Zentimetern Breite verarbeiten.
Bei den folgenden Methoden werden nur einzelne Haarsträhnen verwendet, die in ihrer Breite und Fülle ungefähr gleich sind. Kalte und warme Methoden sind hier vermischt.
Tape Extensions System
Bei dieser Methode werden zwei Tapes mit je einer Strähne an einer Strähne des eigenen Haares angebracht. Ein Tape wird unterhalb der Eigenhaarsträhne platziert, das andere wird passgenau oberhalb der Eigenhaarsträhne auf das untere Tape geklebt. Aus diesem Vorgehen leitet sich auch der Begriff der Sandwich-Methode ab, da das Eigenhaar zwischen den beiden Tapes und den daran befestigten Extensions liegt. Das Tape Extensions System ist im Vergleich zu anderen Methoden besonders schonend zum Eigenhaar und verursacht weder beim Einsetzen der Extensions noch beim herausnehmen der Haarverlängerung oder Haarverdichtung Haarbruch. Auch ein Säuberungsschnitt ist nicht notwendig. Mit dem Tape Extensions System können vollständige Haarverlängerungen und Haarverdichtungen in unter einer Stunde erfolgen. Als Erfinder des Tape Extensions Systems gilt Günter Alex, Gründer und einer von zwei Geschäftsführern der deutschen hairtalk GmbH, der die Methode 2005 entwickelte und etablierte.[5]
Bei den nun folgenden Methoden werden ganze Haartressen verarbeitet, die deutlich breiter sind als die einzelnen Haarsträhnen. Kalte und warme Methoden sind hier ebenfalls vermischt.
Die folgenden Methoden eignen sich auch für das Haar afrikanischstämmiger Träger und sind z. B. bei Afroamerikanerinnen populär, die sich nicht nur längeres, sondern auch glatteres, leichter frisierbares Haar wünschen. Häufig wird auch farbiges Fremdhaar verwendet. Alle folgenden Methoden basieren eher auf Handarbeit als auf modernen industriellen Befestigungstechniken. Wenn das Fremdhaar durchgeflochten wird, werden die Enden häufig mit kochendem Wasser versiegelt.
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