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Großadmiral

höchster Dienstgrad des Seeoffizierskorps in den Marinen verschiedener Staaten im 20. Jahrhundert Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Großadmiral
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Großadmiral war der höchste Dienstgrad des Seeoffizierskorps in den Marinen verschiedener Staaten im 20. Jahrhundert, vor allem aber in der Kaiserlichen Marine und Kriegsmarine des Deutschen Reiches. Der Dienstgrad entsprach weitgehend dem Flottenadmiral angelsächsischer Flotten und war im Rang dem (General-)Feldmarschall der Landstreitkräfte gleichgestellt. Er wurde in der deutschen Marine 1900 eingeführt und erlosch 1945. Erster Träger des Dienstgrades war Hans von Koester, letzter Träger war Karl Dönitz.

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Großadmiral Hans von Koester
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Geschichtliche Entwicklung aus Ämtern und Titeln

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Der Begriff Admiral stammt etymologisch aus dem Arabischen und wurde im 16. Jahrhundert zu einer Bezeichnung für einen höheren militärischen Befehlshaber in den Seestreitkräften. Ein davon abgeleitetes Kronamt in Frankreich, der Admiral von Frankreich, wird in der Literatur manchmal falsch als Grand Admiral (Großadmiral) bezeichnet.[1]

Im Heiligen Römischen Reich wurde erstmals der Hamburger Konvoikapitän Berend Jacobsen Karpfanger (1622–1683) mit diesem Titel ausgestattet. Mit dem Aufkommen stehender Flotten im 17. Jahrhundert entwickelte sich daraus ein regulärer militärischer Dienstgrad, der sich bald in Konteradmiral, Vizeadmiral und (Voll-)Admiral gliederte. Dabei entsprach der Admiral der Flotte dem General des Heeres.[2] Verbunden mit der Entstehung immer größerer Flotten wurde es nötig Oberbefehlshaber zu bestimmen. Zu diesem Zweck wurde bereits im 16. Jahrhundert in England das Amt des Lord High Admiral geschaffen. Daneben entstand um 1690 mit dem Admiral of the Fleet ein neuer Dienstgrad in der Royal Navy, der allen anderen Admiralsdienstgraden übergeordnet war. An dieser Terminologie orientieren sich in den nächsten Jahrhunderten auch die Flotten Frankreichs, der Sowjetunion und der USA. In allen Fällen war der Flottenadmiral dem (Feld-)Marschall der Landstreitkräfte im Rang gleichgesetzt.

In Schweden gab es bis 1680 einen Reichsadmiral als oberstes Marineamt und danach bis 1828 einen Generaladmiral als höchsten Marinerang. Die darauffolgende Verleihung des Titels „Großadmiral“ (schw. Storamiral) an den Prinzen Karl sowie an den Kronprinzen Oskar blieb allerdings eine Ausnahme.[3] Zu bemerken ist, dass zur einheitlichen Leitung der Marine Schwedens zwischen 1827 und 1840 ein „Großadmiralsbüro“ (schw. Storamiralsämbetet) bestand, dem Kronprinz Oskar vorstand. Insofern handelte es sich wieder um ein Amt.[4]

Über verschiedene Lexika fanden diese Begriffe Eingang in die deutsche Sprache.[5] Das Wort „Großadmiral“ tauchte ab 1794 in der deutschsprachigen Literatur als Übersetzung des englischen Lord High Admiral auf.[6]

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Deutsches Reich

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Kaiserliche Marine

Großadmiral der Kaiserlichen Marine
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Rangabzeichen bis 1918

1900 wurde in der Kaiserlichen Marine der Rang eines Großadmirals geschaffen, als Pendant zum Generalfeldmarschall des Heeres.[2] Dies geschah in Verbindung mit dem zweiten Flottengesetz (14. Juni 1900), das die massive Aufrüstung der Marine und die Schaffung einer Hochseeflotte vorsah. Der erste Inhaber des neuen Dienstgrades wurde am 28. Juni 1905 Hans von Koester. Er war gleichzeitig Generalinspekteur und ab 1903 Chef des „Kommandos der aktiven Schlachtflotte“, der ständig einsatzbereiten Schlachtflotte, wenn auch „unter Vorbehalt der Patentierung“. Letztere erhielt er erst bei seiner Ablösung als Kommandeur im folgenden Jahr. Koesters Nachfolger in diesem Kommando Heinrich Prinz von Preußen rückte 1909 in den Dienstgrad eines Großadmirals auf. Er wurde 1916 auch Großadmiral der k.u.k. Marine. Henning von Holtzendorff war 1918 bei seiner Ernennung (ohne Patent) Chef des Admiralstabes.
Äußeres Zeichen der Großadmiralswürde war der Großadmiralstab und die Großadmiralsflagge.[6]

Der Dienstgrad war an die Ausübung von Kommandogewalt gebunden. Alfred von Tirpitz stellt eine Ausnahme dar, da er nie Flottenchef war, sondern Staatssekretär im Reichsmarineamt (RMA). Der Kaiser und das Marinekabinett stützten Tirpitz und erhöhten ihn 1909 mit der Ernennung zum Großadmiral über die Chefs der anderen Dienststellen der Marine.[7] Er wurde lediglich mit dem „Rang und Titel als Großadmiral“ ausgestattet, nicht aber mit dem Patent bzw. dem Dienstgrad. Er erhielt daher keinen Großadmiralstab und durfte lediglich die Staatssekretärsflagge führen. Reinhard Stumpf wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Tirpitz in dieser Hinsicht den Präzedenzfall für die „Verwaltungs-Marschälle“ der Wehrmacht darstellte, die den Dienstgrad nicht wie ansonsten üblich aufgrund von erfolgreichem Kriegseinsatz, sondern in Verbindung mit einem Verwaltungsamt verliehen bekamen.[6] Es waren dies Werner von Blomberg 1936 als Reichskriegsminister, Wilhelm Keitel 1940 als Chef des Oberkommandos der Wehrmacht und Erhard Milch 1940 als Staatssekretär im Reichsluftfahrtministerium.

Legende:

  • Ernennung gibt das Datum der offiziellen Ernennung zum Großadmiral an.
  • Anmerkungen gibt Hintergründe zur Laufbahn und Dienststellung des Offiziers an und soll die Ernennung in einen Kontext einbetten.
  • Die Zeilen derjenigen Personen, die den Rang als Großadmiral als ausländische Fürsten lediglich ehrenhalber erhielten, wurden zur besseren Kenntlichmachung grau hinterlegt.
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Reichsmarine

In der Reichsmarine der Weimarer Republik wurde der Rang eines Großadmirals nicht vergeben. Admiral war der höchste Dienstgrad für Seeoffiziere.

Kriegsmarine

Großadmiral der Kriegsmarine
Rangabzeichen bis 1945

1935 wurde die offizielle Bezeichnung der Seestreitkräfte des Deutschen Reiches im Zuge der Aufrüstung der nationalsozialistischen Wehrmacht in Kriegsmarine geändert. Am 20. April 1936 wurde mit dem Generaladmiral ein dem Generalobersten entsprechender Dienstgrad für den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine geschaffen. Nur der Reichskriegsminister (Werner von Blomberg) war der einzige Höherrangige als Generalfeldmarschall.[8]

Diese Hierarchie wurde nach der Blomberg-Fritsch-Krise im Februar 1938 verändert. Blomberg wurde entlassen und die Geschäfte des Reichskriegsministeriums auf das neue Oberkommando der Wehrmacht übertragen. Hitler übernahm den Oberbefehl über die Gesamtstreitkräfte; Göring wurde Generalfeldmarschall. Bereits 1935 hatte Hitler erwogen, den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine zum Großadmiral zu ernennen. Da das jedoch die Rangordnung von 1936 unmöglich gemacht hätte, war er Raeders Vorschlag zur Einführung des Generaladmirals gefolgt.[9] Nachdem diese Ordnung nun entfallen war, wurde Raeder am 1. April 1939 zum Großadmiral befördert.[2] Nach dessen Entlassung wurde der neue Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Karl Dönitz am 30. Januar 1943 zum Großadmiral befördert.

Nach 1946 verloren die Dienstgrad- und Rangordnung ihre offizielle Gültigkeit. Karl Dönitz nutzte sowohl in seinen Memoiren als auch in seinem Briefkopf die Wendung „Großadmiral a. D.“.[10] In der Dienstgradstruktur der Bundeswehr ist der Dienstgrad nicht mehr vorgesehen und auch kein rangmäßiges Pendant vorhanden.

Dienstgrad
niedriger:
Generaladmiral

Deutsches Reich
Großadmiral

(Generalfeldmarschall)
höher:
keiner
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Österreich-Ungarn

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Großadmiral der k.u.k. Kriegsmarine
Rangabzeichen bis 1918

In der k.u.k. Kriegsmarine Österreich-Ungarns wurde der Dienstgrad des Großadmirals 1916 geschaffen. Im System der österreichisch-ungarischen „Rangklassen“ gehörte ein k.u.k. Großadmiral der 2. Rangklasse an und war somit einem k.u.k. Generalobersten gleichgestellt, unterhalb der 1. Rangklasse eines k.u.k. Feldmarschalls.[11] Unterhalb der 2. Rangklasse stand die 3. Rangklasse, mit dem Dienstgrad eines Admirals.

Einziger k.u.k. Großadmiral war Anton Haus als Oberbefehlshaber der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine. Lediglich Kaiser Karl I. führte in seiner Eigenschaft als Oberkommandierender der Streitkräfte Österreich-Ungarns u. a. auch diesen Dienstgrad. Die beiden anderen Ernennungen zum k.u.k. Großadmiral erfolgten ehrenhalber und betrafen Heinrich Prinz von Preußen und Kaiser Wilhelm II.

Legende:

  • Ernennung gibt das Datum der offiziellen Ernennung zum Großadmiral an.
  • Anmerkungen gibt Hintergründe zur Laufbahn und Dienststellung des Offiziers an und soll die Ernennung in einen Kontext einbetten.
  • Die Zeilen derjenigen Personen, die den Rang als Großadmiral als ausländische Fürsten lediglich ehrenhalber erhielten, wurden zur besseren Kenntlichmachung grau hinterlegt.
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Andere Länder

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In Anlehnung an den deutschen Dienstgrad führten auch Italien und Peru eine Rangstufe ein, die dem deutschen Vorbild verwandt war. In Italien konnte auch ein Rückgriff auf den Grande Ammiraglio del Regno di Napoli herangezogen werden.

Italien

Grande Ammiraglio
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Ärmelstreifen
Paolo Thaon di Revel

Seit 1922 regierte Benito Mussolini als Ministerpräsident in Italien, wo sich die Auseinandersetzungen zwischen faschistischer Bewegung und antifaschistischen Kräften 1924 zuspitzten. Es war Mussolini wichtig sich des Militärs zu versichern. Er rehabilitierte den ehemaligen Chef des Generalstabes Luigi Cadorna und führte 1924 den Maresciallo d’Italia (Marschall von Italien).[12] Gleichzeitig wurde ein entsprechendes Pendant für die Seestreitkräfte, der Grande Ammiraglio (Großadmiral) geschaffen. Dem folgte am 26. März 1925 die Festlegung eigener Dienstgradabzeichen. Einziger Träger des Dienstgrades wurde Paolo Thaon di Revel.[13]

Thaon di Revel diente seit den 1870er Jahren in der italienischen Marine, befehligte 1911 im Italienisch-Türkischen Krieg einen Flottenverband, war im Ersten Weltkrieg Chef des Admiralstabes und ab April 1917 Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte. 1922 war er Marineminister. Als Großadmiral stand er über allen anderen Seeoffizieren. Er wurde 1925 entlassen. 1947 wurde der Dienstgrad Grande Ammiraglio abgeschafft.[14]

Peru

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Admiral Miguel Grau in zeitgenössischer Darstellung

Der peruanischen Kongress führte am 24. November 1967 den Rang eines Gran Almirante Del Perú (Großadmiral von Peru) ein, verlieh ihn postum an den Nationalhelden Miguel Grau Seminario.[15] Grau hatte als Kapitän zur See der peruanischen Marine bereits am Spanisch-Südamerikanischen Krieg teilgenommen, wurde schließlich Abgeordneter des Parlaments und Leiter der Marineschule. Im Salpeterkrieg (1879–1884) leitete er als Admiral die Operationen der peruanischen Seestreitkräfte und kommandierte die Huáscar. Er siegte 1879 im Gefecht von Iquique, überfiel zahlreiche chilenische Küstenstädte und erbeutete eine große Zahl von Transportschiffen. Das verzögerte die chilenische Invasion Perus, bis die Huáscar wenig später am 8. Oktober 1879 im Gefecht von Angamos von einer Übermacht niedergekämpft und erobert wurde, wobei er und alle Offiziere fielen.

Grau wurde in der Folge zum beinahe mythischen peruanischen Volkshelden stilisiert und als Caballero de los Mares (Ritter der Meere) bekannt.[16]

Bei der Verleihung des Ranges eines Großadmirals handelt es sich um eine Ausnahme, die den Nationalhelden postum im Rang über alle anderen Offiziere setzen sollte.

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Siehe auch

Literatur

  • Reinhard Brühl u. a.: Wörterbuch zur Deutschen Militärgeschichte. Band 1, Militärverlag der DDR, Berlin 1985, ISBN 3-327-00477-3.
  • Jörg C. Steiner: Die Rang- und Distinktionsabzeichen der k.u.k. Armee. S und H, Wien 1992, ISBN 3-901215-02-6.
  • Reinhard Stumpf: Die Wehrmacht-Elite – Rang und Herkunftsstruktur der deutschen Generale und Admirale 1933–1945. Boldt-Verlag, Boppard (Rhein) 1982, ISBN 3-7646-1815-9.
  • Georg Zivkovic: Heer- und Flottenführer der Welt. Die Inhaber der höheren militärischen Würden und Ämter der Staaten Europas, der USA und Japans. Biblio Verlag, Osnabrück 1971, ISBN 3-7648-0666-4.
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Wiktionary: Großadmiral – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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