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Lyriker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gennadi Nikolajewitsch Aigi (tschuwaschisch Геннадий Николаевич Айхи, russisch Геннадий Николаевич Айги; * 21. August 1934 in Schaimursino, Tschuwaschische ASSR, Sowjetunion; † 21. Februar 2006 in Moskau, Russland),[1] geboren als Gennadi Nikolajewitsch Lissin (russisch Лисин), war ein tschuwaschischer Lyriker, der auf Russisch und Tschuwaschisch schrieb. Er wurde vielfach ausgezeichnet und als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt.[2]
Der Lyriker Gennadi Aigi wurde in Schaimursino in der heutigen Republik Tschuwaschien geboren. Er gehört der ethnischen Minderheit der Tschuwaschen an. Bis Juni 1969 trug er den russifizierten Namen Lissin.[3] Sein danach angenommener Name Aigi leitet sich ab von dem tschuwaschischen Wort хайхи (chaichi), das so viel bedeutet wie »der dort«, »derselbige«.[1]
Seine ersten Gedichte in den 1950er Jahren erschienen in tschuwaschischer Sprache. Der Gedichtband, mit dem Gennadi Aigi 1957 sein Studium am Maxim-Gorki-Institut für Literatur bei Michail Swetlow[1] in Moskau abschließen wollte, wurde abgelehnt. 1958 wurde er aus dem Komsomol und dem Literaturinstitut wegen „des Verfassens eines feindseligen Gedichtbandes, welcher die Grundlagen der Methode des sozialistischen Realismus untergräbt,“[3] ausgeschlossen. Zu Anfang der 1960er Jahre erschienen seine Verse zuerst im Samisdat, später auch im Tamisdat.
Durch den Dichterfreund Boris Pasternak angeregt, schrieb er seit 1960 ausschließlich russisch – ein Versuch, die Ausgrenzung sprachlich zu überwinden. Doch schon 1964 erhielt er Publikationsverbot, das rund 25 Jahre gelten sollte.[4]
Von 1961 bis 1971 war er am Majakowski-Museum Moskau tätig, ab 1972 lebte er ausschließlich von seiner literarischen Arbeit.[1]
Trotz der Isolation war Gennadi Aigi, den Roman Jakobson als den größten lebenden russischen Dichter bezeichnet hat, in Deutschland und Frankreich schon bald ein Begriff. 1971 wurde er mit dem Band Beginn der Lichtung in Deutschland zum vielbeachteten Lyriker. Er übersetzte Dante und Federico García Lorca, Wladimir Majakowski und Walt Whitman in seine Muttersprache und war Herausgeber einer Anthologie tschuwaschischer Lyrik. Seine Gedichte erschienen in 23 Ländern, wurden in 44 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.[4]
Aigis Dichtung speist sich aus tschuwaschischer Volksüberlieferung und wurzelt in einem tiefempfundenen orthodoxen Glauben. Zugleich lassen sich eine Vielzahl von literarischen Vorbildern in seinem Werk ausmachen. Hierzu gehören neben den französischen Symbolisten wie Charles Baudelaire und Arthur Rimbaud die russischen Futuristen um Majakowski.[4] Charakteristisches Kompositionsprinzip Aigis ist die durch Aufbrechen klassischer dichterischer Formen möglich gewordene extreme Verkürzung und Verdichtung der Sprache: Es gehe ihm nicht um die Beschreibung der Welt, so Aigi, sondern um die „abstrahierte Verabsolutierung von Welterscheinungen durch den Dichter“. Er sagte weiter: „Meine Arbeiten sind keine Symbole, keine Metaphern, keine Allegorien. Meine Arbeit ist Erwachen durch ein schrilles Licht, wo eine menschliche Spitze – das Wort – zum Dunstkreis wird, wo sich der Mensch mit der Natur und dem Universum vereinigt.“[4]
Gennadi Aigi war Teilnehmer beim internationalen literaturfestival berlin 2003.
Im Archiv der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen wird ein Teil von Gennadi Aigis Nachlass, unter anderem sein literarisches Werk, Korrespondenzen und Fotografien, aufbewahrt. Ein weiterer Teil des Nachlasses befindet sich im Nationalmuseum in Tscheboksary.
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