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Körpergröße, welche die Tauglichkeit zur jeweiligen Gardeeinheit aufweist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Gardemaß definiert im ursprünglichen militärischen Sprachgebrauch eine bestimmte Körpergröße, welche die Tauglichkeit zur jeweiligen Gardeeinheit aufweist. Der ursprüngliche Gedanke dahinter war, dass sich durch die einheitliche Größe der Soldaten in der jeweiligen Garde ein einheitliches Bild bei Paraden ergibt.
Das Gardemaß wurde besonders im Königreich Preußen angewandt. Das Leibregiment Friedrich Wilhelms I. wurde nach dessen Krönung 1713 zum Königsregiment, dessen Soldaten als die Langen Kerls bekannt wurden.
Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff „ein entsprechendes Gardemaß haben“ auf alle äußerlichen Merkmale ausgeweitet, um die beschriebene Person – rein äußerlich – zu einer bestimmten Gruppe zuzuordnen.
Erste schriftliche Überlieferungen über ein Mindestmaß bei der römischen Armee stammen von Flavius Vegetius Renatus. Er stellt besonders die gute physische Verfassung von Soldaten als eminentes Merkmal heraus. Bei der Musterung soll sich die körperliche Verfassung der Rekruten auf Körperhaltung, Körpersprache, Gliedmaßen, Gesicht, Augen und Größe fokussieren. Der ideale Legionär sollte dabei über einen muskulösen Oberkörper sowie über starke Arme und Hände verfügen.[1]
Für Renatus beträgt die ideale Größe eines Soldaten zwischen fünf und sechs römische Fuß (1 röm. Fuß = 29,6 cm). Er verweist in seinen Ausführungen zum Idealmaß auf die sogenannte „Vorzeit“, ohne diese Zeitspanne präzise zu benennen.[2]
Als einer der ersten römischen Kaiser aus der von Renatus beschriebenen „Vorzeit“, der ein Gardemaß für eine römische Truppengattung eingeführt hatte, kann Kaiser Nero aufgeführt werden. Nero ließ eine Legion mit einem Mindestmaß von mindestens sechs römischen Fuß aufstellen, die Legio I Italica. Zu dieser Zeit waren allerdings sechs römische Fuß nicht das Mindestmaß der Legionäre, denn die sechs Fuß waren ein außergewöhnliches großes Gardemaß. Laut dem Codex Theodosianus lag das erforderliche Mindestmaß um 367 n. Chr. bei fünf Fuß (pedes) und sieben Fingerbreiten (digiti).[3]
Einen Höhepunkt der Aufstellung von Gardetruppen mit einem normierten Gardemaß wurde in Preußen unter der Ägide von Friedrich Wilhelm I. praktiziert. 1713 wurde Friedrich Wilhelm I. König in Preußen und sein Leibregiment erhielt die Aufwertung zur Garde, die für Ehrenwachdienste oder repräsentative Zwecke eingesetzt wurde. Keiner der Gardesoldaten durfte eine Körpergröße von weniger als sechs preußischen Fuß (1,88 Meter) aufweisen.
Zur Beschaffung von geeigneten Rekruten wurden den Werbern vom preußischen König alle verfügbaren Mittel bereitgestellt. So zogen viele preußische Werber durch die umliegenden Länder und warben geeignete Rekruten mittels Geld, Entführung oder Gewalt. Die wenigsten der neuen Rekruten kamen freiwillig. Viele großgewachsene Männer flohen deshalb aus dem Königreich Preußen, um sich vor dem Zugriff der preußischen Werber zu entziehen. Ausländer mit besonderer Körpergröße wollten nicht mehr in Preußen studieren. Ein prominentes Beispiel ist der hochgewachsene Dichter Johann Christoph Gottsched, der 1724 von Königsberg nach Leipzig floh, um nicht in das Garderegiment des Königs eingezogen zu werden. 1721 trat der preußische König der Westindien-Kompanie der Vereinigten Niederlande Groß Friedrichsburg für 7200 Dukaten und zwölf groß gewachsene Afrikaner für seine Garde ab.[4] 36 Millionen Taler mussten die preußischen Steuerzahler während seiner Regierungszeit für die Aufstellung und den Unterhalt des Regiments aufbringen.[5]
Optisch vergrößert wurde die für damalige Verhältnisse riesenhafte Größe noch durch die hohe rote Grenadiermütze. Gefundene Knochenpräparate eines anonymen Langen Kerls wiesen eine Größe von 2,23 Meter auf. Friedrich Wilhelm I. überließ die sterblichen Überreste seiner Soldaten oft dem 1713 eingerichteten Anatomischen Theater in Berlin zu medizinischen Zwecken, bevor sie mit militärischen Ehren bestattet wurden.[6]
Der russische Zar Peter I. pflegte sich alljährlich für die kostbaren Geschenke, die ihm der preußische König gemacht hatte, mit einer Lieferung von „Riesen“ zu revanchieren. Die Besoldung und Verpflegung der preußischen Garderiesen lag weit über dem damaligen Durchschnitt. Der König stiftete seinen Gardisten Land und Häuser. Um eine besonders große Anzahl von großen Menschen in Preußen anzusiedeln, vermählte der König diese mit großen und kräftigen Bauernmädchen und übernahm Patenschaften für die Kinder aus dieser Ehe.
Besonders große Mitglieder der Garde waren:
Nur extreme Hässlichkeit, Hautkrankheiten oder fehlende Schneidezähne waren Ausschlussgründe für den Dienst in der Garde.[8]
Ohne vorhandene Schneidezähne konnten die Papierpatronen für die Munitionierung der Musketen nicht abgebissen werden. Die Ladung bestand aus Papierkugeln, die um Schwarzpulver und unterkalibrige Rundkugeln gewickelt waren. Zum Laden musste das Ende der Papierpatronen mit den Zähnen abgebissen werden, um mit dem Schwarzpulver die Pulverpfanne des Schlosses zu befüllen. Der Rest des Pulvers wurde in den Lauf geschüttet. Danach konnte das Geschoss mit dem Papier in den Lauf gesteckt werden und mithilfe des Ladestocks fest auf die Pulverladung gestopft werden.
Das Königsregiment hatte sich demnach zu einer experimentalen Einheit entwickelt, in dem die für die gesamte Armee verbindlichen Exerzierreglements erprobt und ausgearbeitet wurden, das aber gleichzeitig die Repräsentationsfunktion erfüllte. Diese Gardeeinheit wurde von Friedrich II. auf ein Bataillon reduziert, dienstältere Soldaten wurden auf bestehende Regimenter, vor allem seinem persönlichen Regiment Garde und dem Füsilier-Regiment seines Bruders verteilt zugeordnet.[9]
In der chinesischen Armee existieren auch reine Frauengarden. Das entsprechende Gardemaß ist mit 1,75 Meter angegeben.[10]
Im Wachregiment „Friedrich Engels“ galt das Gardemaß von mindestens 1,80 Meter. Die speziell ausgesuchten Gardisten wurden aus den Reihen von Reservisten und Wehrpflichtigen ausgewählt. Nach damaligen Vorgaben sollten die Wehrkreiskommandos Bewerber auswählen, die zudem noch „fotogen“ sein sollten.[11]
Die „Gardetruppe“ der Bundeswehr ist das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung (WachBtl BMVg). Die formale Tauglichkeit definiert sich durch folgende Anforderungen:[12]
Beim Gardebataillon gelten folgende Kriterien:[14]
In der zivilen Luftfahrt wurde von einigen Fluggesellschaften ein Gardemaß für ihre Flugbegleiter festgelegt, diese Restriktion stieß jedoch auf Kritik:
Im deutschsprachigen Raum ist seit dem Jahr 2012 für die Teilnahme an der TV-Show Germany’s Next Topmodel eine Mindestkörpergröße von 1,76 Meter vorgesehen. In den früheren Folgen war die o. g. Körpergröße noch nicht maßgebend. So wiesen die vergangenen Gewinnerinnen Barbara Meier (1,74 Meter) und Jana Beller (1,73 Meter) eine geringere Körpergröße auf. Die Gewinnerin aus dem Jahr 2009, Sara Nuru, schafft es mit ihrer Größe von 1,76 Meter die geforderte Mindestgröße genau zu erreichen.[22] Diese Regelung wurde aber zwischenzeitlich aufgehoben.[23]
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