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Die Ganga-Dynastie war eine indische Dynastie legendenhafter Herkunft, welche in einigen Abschnitten der Geschichte Indiens auftaucht. Vor allem ist ihr Name mit der Regierung Orissas im 12.–14. Jahrhundert verknüpft.
Die Herkunft der Dynastie ist von mehreren verschiedenartigen Legenden und Theorien umwoben. Eine Legende spricht z. B. von einem Ahnherren namens Gangadatta, der nach einem Bad seiner Mutter im Ganges geboren worden sein soll. Weiterhin ist laut einer Inschrift des Jaina-Guru Simhanandi und anderen Indizien eine Herkunft aus der „Gangavamsa“- bzw. „Kaivartta“-Gemeinschaft möglich, welche damals über Kalinga nach Südindien gewandert sein soll.
Der erste bekannte Ganga war ein gewisser Konganivarma Madhava (ca. 350–370). Seine Dynastie war lange Zeit zweitrangig, der Pallava-König Simhavarman soll Harivarman Ganga gegen 450(?) auf den Thron gesetzt haben. Für gewöhnlich waren die Ganga Verbündete oder (im späten 5. Jahrhundert) Vasallen der Pallava im südlichen Bergland von Karnataka.
Ihren Machthöhepunkt erlebte sie unter König Durvinita (reg. ca. 495–535), der die Kadambas verdrängte und sich mit den Pallava zerstritt, weil diese einen Bruder in der Nachfolge seines Vaters Avinita (reg. ca. 466–495) unterstützt hatten. Der Krieg zog sich hin (u. a. Sieg von Anderi um 500) und Durvinita verbündete sich dabei in einer Heiratsallianz mit den Chalukya. Der König war religiös tolerant und förderte die Literatur.
Im 8. Jahrhundert schwand das Glück der Dynastie – König Shivamara II (reg. ca. 788–816) bekam mehrmals Schwierigkeiten mit den Rashtrakuta und wurde von diesen gefangen genommen. Seine Nachfolger waren dann wiederholt mit den Rashtrakuta verbündet, z. B. per Heiratsallianz. Butuga II. (reg. ca. 935–960) unterstützte z. B. den Rashtrakuta Krishna III. (reg. ca. 939–968) bei Takkolan 949 gegen die Chola. Im frühen 11. Jahrhundert wurde König Rakkasa Ganga (reg. 985–1024) ein Vasall der Chola und dieser Zweig der Ganga verschwand von der Bühne der Geschichte.
Die Ganga in Talakad bevorzugten den Jainismus. Unter ihrer Herrschaft wurde um 950 Mysuru gegründet und um 981–984 Rachamalla IV. (reg. 974–984) auch die Kolossalstatue des Jaina-Propheten Bahubali/Gomateshvara in Shravanabelagola aus einem natürlichen Felsen herausgearbeitet.
Der erste bekannte Ganga-König von Kalinga im heutigen Andhra Pradesh war Indravarman I. (um 537). Indravarmans zweiter Nachfolger Hastivarman machte dann Kalinganagar zur Hauptstadt. Zu der Zeit waren die Ganga aber nur eine von mehreren zweitrangigen Lokaldynastien entlang der Küste, ohne ernstzunehmende Verwaltung.
Im Mittelalter erstarkten überall in Indien Lokaldynastien und schufen sich eigene territorial gegliederte und gestaffelte Verwaltungen, eigene Heere, Festungen und Städte. So wurde Orissa z. B. von der Somavamshi-Dynastie regiert, welche vom 10.–12. Jahrhundert fünf Stammlande in Orissa unter ihrer Verwaltung vereinigt hatte. Unter König Vajrahasta V. (reg. 1038–1070) wurden die Ganga von den Somavamshi-Königen unabhängig und gingen eigene Allianzen mit den Kalachuris und mit Sri Lanka ein.
Die Großmacht der östlichen Ganga-Dynastie wurde um 1112 durch König Anantavarman Codaganga (reg. 1078–1147, kam als Kind auf den Thron) aus Kalinganagar begründet, welcher König Kamadeva (reg. ca. 1090–1118) von der Somavamshi-Dynastie in Orissa überwand und dessen Land bald darauf annektierte. Anantavarmans Beiname zeugt von seiner Verwandtschaft mit den Chola, mit denen er aber verfeindet war. Der Chola-König Kulottunga I. (reg. 1070–1120) führte zwei erfolgreiche Kriege gegen ihn. Mit dem Tod des Pala-Königs Ramapala (reg. ca. 1082–1124) dehnte Anantavarman Codaganga seinen Machtbereich weiter nordwärts aus, so dass er schließlich ein Küstenreich von 800 km Länge kontrollierte.
Der Titel der Ganga-Könige von Orissa war „Raja Gajapati“, d. h. ‚Herr der Elefanten‘. Der Staatsgott war seit 1230 Jagannatha, dem schon König Anantavarman Codaganga – obwohl selbst Shivait – einen Tempel in Puri errichten ließ. Die Jagannatha-Verehrung war wahrscheinlich ein Relikt früher Stammeskulte und wurde von den Ganga unterstützt, um die Loyalität der Bevölkerung Orissas zu gewinnen.
Zur Zeit der islamischen Invasion (vgl. Delhi-Sultane) behauptete sich Orissa unter dem König Anangabhima III. (reg. 1216–1239) und seinem Sohn Narasimha I. (reg. 1238–64). Anangabhima III. hatte es vor allem seinem General Vishnu zu verdanken, dass sein Staat alle Bedrohungen überstand. Schließlich sicherte er sich mit einer Heiratsallianz mit den Kalachuris zusätzlich ab. Narasimha I. ließ den Sonnentempel von Konark bauen und kam 1243 sogar bis Lakhnaur, der Hauptstadt des Delhi-Statthalters in Bengalen. Das war möglich geworden, weil der Statthalter Izzu’d-din Tughril die Unabhängigkeit von Delhi angestrebt und sich somit isoliert hatte.
Zu jener Zeit verzeichnet man angesichts der äußeren Bedrohung auch eine Militarisierung der Gesellschaft; so wurden um 1230 vielen lokalen Militärführern auch Verwaltungsaufgaben übertragen.
Auch im frühen 14. Jahrhundert stellten die Gajapatis noch einen Machtfaktor dar, der die Übergriffe des mächtigen Delhi-Sultans Muhammed Tughluk (reg. 1325–1351) um 1324 abwehrte. Erst als der Delhi-Sultan Firuz Schah Tughluq (reg. 1351–1388) 1361 einen erfolgreichen Kriegszug gegen Orissa unternahm, schwand ihr Ansehen rapide. Der König Bhanudeva III. (reg. 1352–1378) wurde von Firuz Schah überrascht, floh auf eine Insel und musste für eine Weile Tribut zahlen. Der Jagannath-Tempel in Puri soll damals zerstört worden sein.
Als 1435 der Ganga-König Bahnudeva IV. (reg. 1414–1435) kinderlos starb, bemächtigte sich ein General namens Kapilendra (reg. ca. 1435–1468 als König) des Throns und gründete die Suryavamshi-Dynastie.
Die baulichen Monumente der östlichen Ganga sind der Lingaraja-Tempel in Bhubaneswar, der Jagannath-Tempel in Puri und der Sonnentempel in Konark.
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