Fuhrländer
Hersteller von Windkraftanlagen von 1960 bis 2012 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hersteller von Windkraftanlagen von 1960 bis 2012 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fuhrländer AG | |
---|---|
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1960 |
Auflösung | 2012 |
Auflösungsgrund | Insolvenz |
Sitz | Liebenscheid, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | ca. 438 |
Umsatz | 242 Mio. EUR (2009)[1] |
Branche | Windenergie |
Die Fuhrländer AG war ein Hersteller von Windkraftanlagen aus dem Westerwald mit Sitz und Produktion in Liebenscheid. Ein weiterer Standort des Unternehmens befand sich am Ursprungsstandort in Waigandshain. Das konzernunabhängige Unternehmen stellte Windkraftanlagen unterschiedlicher Leistungsklassen bis 2,5 Megawatt her und realisierte weltweit Windparks. Zur Überwachung des Betriebs von Windkraftanlagen (Condition-Monitoring) unterhielt Fuhrländer ein herstellerunabhängiges Servicesystem, das durch Kommunikationstechnik bei Störungen in der Anlage den zuständigen Techniker informierte (beispielsweise per SMS) und internetbasierte Diagnose- und Dokumentationsmöglichkeiten für Betriebs- und Leistungsdaten bot.
Aufgrund einer Insolvenz wurde die Gesellschaft der Fuhrländer AG im Dezember 2012 aufgelöst.[2] Der Geschäftsbetrieb der Fuhrländer AG ist seit Sommer 2013 endgültig beendet.[3] Rund ein Drittel der Mitarbeiter ist von einem neuen Unternehmen namens FWT Trade übernommen worden. Der Rest der Mitarbeiter hat Beschäftigung u. a. bei seebaWind und Windparkservice gefunden.
Das Unternehmen wurde 1960 als metallverarbeitender Betrieb gegründet und stieg in den 1980er Jahren durch Übernahme eines renommierten Herstellers in die Windbranche ein. Durch Wartungsarbeiten an Windkraftanlagen gewann das Unternehmen an Kompetenz in diesem Sektor. Eigene Anlagen bis 250 kW folgten schnell. 1997 stieg die Fuhrländer AG in die Megawatt-Klasse ein.
In Portugal und Japan führte man eine 1,5-MW-Klasse ein, später wurde eine 60-Hz-Variante mit einer drehzahlvariablen Anlage realisiert.
In China hatte Fuhrländer für die weitere Erschließung des Marktes eine eigene Fertigung aufgebaut sowie Lizenzen an bekannte Technologie-Unternehmen vergeben.
Für die Ausfuhr von Fuhrländer-Windkraftwerken in Asien war seit 2000 die japanische, von Densei Lambda (heute TDK Lambda) selbstständig gewordene Technologie-Aus- und -Einfuhrfirma NEIC Japan mit Sitz in Tokyo zuständig (gegründet vom ehemaligen DENSEI-Partner NEIC Import-Export GmbH in Düsseldorf[4]), die mit den exportierten Fuhrländer-Windkraftwerken in Japan bereits insgesamt 30 MW Leistung erbringt[5].
2004 übernahm die Fuhrländer AG die Onshore-Aktivitäten der Pfleiderer AG. Die Fuhrländer-Pfleiderer GmbH & Co. KG war Nachfolger der Pfleiderer Wind Energy, die seit dem Jahr 2000 existierte und auf erworbenen Lizenzen von aerodyn Energiesysteme GmbH aufbaute.[6][7]
Ab 2007 wurde im Gewerbegebiet am Flughafen Siegerland ein neues Werksgelände errichtet, das im folgenden Jahr in Betrieb genommen worden ist. Neben dem Unternehmenssitz entstand eine Fabrikhalle mit einer Fertigungskapazität von 200 Windkraftanlagen pro Jahr.[8]
Ende 2011 übernahm Fuhrländer das auf die Entwicklung von Windkraftanlagen spezialisierte Ingenieurbüro W2E Wind to Energy GmbH mehrheitlich. Beide Unternehmen hatten bereits zuvor miteinander kooperiert.[9]
Im August 2012 wurde bekannt, dass die Windgröße GmbH, die im Besitz zweier ukrainischer Investoren war, die Anteile Joachim Fuhrländers übernommen hatte und nun mit etwa 80 Prozent der Anteile Mehrheitsaktionär war. Ursprünglich war gemeldet worden, dass der russische Kernenergiekonzern Rosatom Fuhrländer übernommen habe, was aber dementiert wurde.[10][11]
Am 20. September 2012 meldete Fuhrländer Insolvenz an.[12] Als Grund für die Insolvenz wurden „kundenseitige Projektverschiebungen“ genannt, die zu Verzögerungen bei diesen Projektzahlungen geführt hätten.[13] Die Gesellschaft wurde aufgrund der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 17. Dezember 2012 aufgelöst.[2]
Am 6. Februar 2013 wurde die Freistellung fast aller restlichen Mitarbeiter bekannt. Auch die 85 Auszubildenden mussten sich eine neue Ausbildungsstelle suchen. Der Insolvenzverwalter suche nach diesen Quellen nach einem Investor, überlege aber auch, die Produktion in Liebenscheid einzustellen. Alle anderen Standorte kämen auf den Prüfstand.[14]
Am 28. Februar gab man bekannt, die Verkaufspläne hätten sich zerschlagen. Demnach würde Fuhrländer liquidiert, erhalten bliebe jedoch die Service- und Wartungsabteilung mit etwa 40 Mitarbeitern, die ein Investor übernähme (s. u.). Dessen Vertrag beinhalte aber keine Anlagenlizenzen. Diese blieben beim Konstruktionsbüro W2E, an dem Fuhrländer ebenfalls beteiligt war.[15][16]
Fuhrländer stellte Windkraftanlagen mit bis zu 2,5 MW Nennleistung und mit Nabenhöhen bis 160 m her, mit denen das Binnenland und waldreiche Gebiete noch besser für die Windenergie erschlossen werden sollten. Erhältlich waren die Turbinen des Typs FL 2500, die über ein konventionelles Design mit Getriebe verfügten, mit Rotordurchmessern von 90 m, 100 m und 104 m. Im Dezember 2012 wurden im Windpark Nowy Tomyśl am Standort Paproć nahe der polnischen Kleinstadt Nowy Tomyśl die bis dato höchsten Windkraftanlagen der Welt errichtet. Die beiden Anlagen des Typs FL 2500 stehen, wie die Anlage in Laasow, auf einem 160 m hohen Stahlfachwerkturm, besitzen aber einen Rotordurchmesser von 100 m und somit eine Gesamthöhe von 210 m. Damit wird die Windkraftanlage Laasow, die einen Rotordurchmesser von 90 m hat, in der Gesamthöhe um 5 Meter übertroffen. Anfang 2014 löste der Prototyp der Offshore-Anlage Vestas V164-8.0 diese als Rekordhalter ab.
In der Megawatt-Klasse waren die FL 1500 mit einem Rotordurchmesser von 70 m bzw. 77 m und 1,5 MW Nennleistung sowie die FL MD 70/77 mit gleichen Leistungscharakteristiken erhältlich. Daneben wird auch die FL 1250 mit einem Rotordurchmesser von 62 m und einer Nennleistung von 1300 kW angeboten. Die FL 1500 ist Baugleich mit der Protec MD. Diese Anlagen der 1,5-MW-Klasse, ursprünglich entwickelt von der „pro + pro Energiesysteme“ (einem Tochterunternehmen der aerodyn Energiesysteme und Denker & Wulf), wurde als Lizenz vergeben und von diversen Herstellern gebaut: Nordex, REpower, Südwind, Jacobs Energie, Dong Fang.
Ferner existierte mit der FL 600 noch eine kleinere Anlage mit 50 m Rotordurchmesser bei einer Nennleistung von 600 kW.
Des Weiteren befand sich eine 3-MW-Anlage für moderate Windgeschwindigkeiten (IEC IIa) mit der Bezeichnung FL 3000 in der Entwicklung (konstruiert von W2E).[17] Diese Anlage verfügt über einen 120 m Rotor, womit sich eine Rotorfläche von 11.390 m² ergibt, das Verhältnis von Rotorfläche zu Nennleistung liegt folglich bei rund 3,8 m² pro kW. Der Antriebsstrang, der von dem Getriebehersteller Winergy (Flender GmbH) unter dem Markennamen HybridDrive entwickelt wurde, besteht aus einem zweistufigen Planetengetriebe sowie einem mittelschnell laufenden Permanentmagnet-Generator mit Wasserkühlung, der den Strom über Vollumrichter ins Netz speist, auf eine Kupplung und eine Stirnradstufe, wie sie bei herkömmlichen Getriebekonzepten verbreitet sind, wurde verzichtet. Dieser Antriebsstrang kommt bei der FL 3000 zum ersten Mal zum Einsatz und soll neben einer Gewichtseinsparung und einer Effizienzsteigerung verglichen mit herkömmlichen Antriebssträngen aufgrund der kompakten Bauweise auch zu einem geringeren Platzbedarf in der Gondel führen.[18][19] Die Einschaltgeschwindigkeit der FL 3000 beträgt 3 m/s, Nennleistung wird bei ca. 13 m/s erreicht, die Abschaltgeschwindigkeit liegt bei 25 m/s. Der Prototyp dieser Anlage, die auf Türmen von 90 m bis 140 m angeboten wird, sollte ursprünglich 2012 aufgestellt werden[20], durch die Insolvenz von Fuhrländer konnte dies jedoch nicht realisiert werden. Im Herbst 2013 ist der Prototyp der 3-MW-Anlage in Kankel bei Rostock errichtet worden.[21]
Anlagentyp | Nennleistung (kW) | Rotordurchmesser (m) | Bild |
---|---|---|---|
FL20 | 20 | 12 | |
FL30 | 30 | 13 | |
FL100 | 100 | 21 | |
FL250 | 250 | 29 | |
FL800 | 800 | 52,7 | |
FL1000 | 1000 | 54 | |
FL1000 Plus | 1000 | 54 | |
FL MD70 | 1500 | 70 | |
FL MD77 | 1500 | 77 | |
FL2500 | 2500 | 90 100 |
Anlagentyp | Nennleistung (kW) | Rotordurchmesser (m) | Bild |
---|---|---|---|
W2E-100 | 2000 | 100 | |
W2E-120 | 3200 | 120 |
Anlagentyp | Nennleistung (kW) | Rotordurchmesser (m) | Bild |
---|---|---|---|
FWT 3000 | 3000 | 120 |
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