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österreichischer Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fritz Löhner, geboren als Bedřich [tschechisch für Friedrich] Löwy;[1] auch Fritz Lohner, Pseudonym Beda, nannte sich mitunter Löhner-Beda[2] (* 24. Juni 1883 in Wildenschwert, Böhmen; † 4. Dezember 1942 im KZ Auschwitz III Monowitz), war ein österreichischer Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller. Viele seiner Werke sind noch heute ungleich bekannter als Löhner-Beda selbst.
Im Jahr 1888 zog die Familie Löwy nach Wien. 1896 änderte sie ihren Namen in „Löhner“.[3] Fritz Löhner-Beda studierte nach der Matura am Wiener Gymnasium Kundmanngasse an der Wiener Universität Rechtswissenschaften bis zur Promotion und arbeitete ab 1908 auch einige Zeit in einer Wiener Anwaltskanzlei. Während seines Studiums wurde er Mitglied der jüdischen Studentenverbindung Kadima Wien.[4][5] Er war ein hervorragender Fußballspieler und 1909 Gründungsmitglied und erster Präsident des Wiener Sportklubs Hakoah.[6] Der Verein ernannte ihn später zum Ehrenmitglied.
1910 wurde er freier Schriftsteller. Seine Leidenschaft galt der „leichten Dichtkunst“. Er schrieb zahlreiche Satiren, Sketche, Gedichte und Schlagertexte sowie zahlreiche Beiträge für Zeitungen wie die Wiener Sonn- und Montags-Zeitung. Dabei veröffentlichte er meist unter dem Pseudonym „Beda“, der Kurzform von „Bedřich“, der tschechischen Form von „Friedrich“. 1913 begegnete er Franz Lehár.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs textete er patriotisch Rosa, wir fahr’n nach Lodz zum Soldatenlied um, dann schrieb er 1916 für Franz Lehár das Operettenlibretto Der Sterngucker.[1] 1918 wurde Löhner im Alter von 34 Jahren eingezogen. Er erreichte zwar den Offiziersrang, blieb aber nach seinen Kriegserlebnissen zeitlebens Antimilitarist.[7]
In den 1920er-Jahren wurde Löhner zu einem der meistgefragten Librettisten und Schlagertexter Wiens. Auf Vermittlung seiner damaligen Freundin Friedl Weiss verhalf er 1922 Hans Moser zu seinem Durchbruch als Schauspieler in Wien, indem er für ihn auf seine Bitte hin den Solo-Einakter Ich bin der Hausmeister vom Siebenerhaus schrieb.[8] In Zusammenarbeit mit Fred Raymond und Ernst Neubach entstand das Lied Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren, das auch noch nach dem nächsten Krieg mit den ehemaligen amerikanischen Soldaten um die Welt wandern sollte.
Ab 1927 arbeitete er auch für das „Jüdisch-Politische Cabaret“ Oscar Tellers.
Zusammen mit Ludwig Herzer als Co-Autor, Franz Lehár als Komponisten und Richard Tauber als Sänger schuf er die Operetten Friederike (1928), Das Land des Lächelns (1929), Schön ist die Welt (1930) und, mit Paul Knepler als Co-Autor, Giuditta (1934; von Lehár später dem Diktator Benito Mussolini gewidmet). Mit seinem Freund Alfred Grünwald als Co-Autor und Paul Abraham als Komponisten entstanden Viktoria und ihr Husar (1930), Die Blume von Hawaii (1931), Ball im Savoy (1932) und Märchen im Grand Hotel (1934).
1934 wurde Löhner Vizepräsident der österreichischen Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger.
Ebenfalls 1934 geriet er – durch Denunziation – in das besondere Blickfeld des damaligen „Reichsdramaturgen“ Rainer Schlösser. In einem umfangreichen Aktenvermerk gab er den Inhalt der Denunziation an Joseph Goebbels weiter: „… der sicherem Verlauten nach Wiener Zionistenführer und gleichzeitig Organisator des Jüdischen Schutzbundes in Wien ist.“[9]
Am 13. März 1938, nach anderen Quellen am 14. März 1938, einen Tag bzw. zwei Tage nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Löhner-Beda verhaftet[10] und mit dem ersten „Prominententransport“ am 1. April 1938 in das KZ Dachau verschleppt.
Am 23. September 1938 wurde er ins KZ Buchenwald deportiert. Dort verfasste er Ende 1938 den Text für das Buchenwaldlied, der gleichfalls verschleppte Komponist Hermann Leopoldi komponierte die Melodie dazu.[11]
Es gibt Vorwürfe gegen Lehár, er hätte etwas für Löhner-Beda tun sollen und können, habe aber nichts unternommen.[12][13] Andererseits schrieb Peter Herz in seiner Autobiografie, Lehár sei eigens nach Berlin gefahren und habe Hitler gebeten, sich für die Freilassung Löhner-Bedas einzusetzen.[14] Dafür gibt es allerdings keine dokumentarischen Belege.[15] Lehár selbst gab nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Gespräch mit Peter Edel an, er habe vom Schicksal Löhner-Bedas nichts gewusst.[16] Lehár war mit einer Jüdin verheiratet und daher in einer prekären Position. In einem Bericht der Linzer Straßennamenkommission heißt es, die Frage, ob Lehár für Löhner-Beda interveniert habe, sei nicht eindeutig geklärt. Man gehe heute tendenziell eher davon aus, dass das nicht geschehen sei.[17] Für seinen jüdischen Librettisten Victor Léon und dessen Ehefrau sowie andere jüdische Bekannte hat er sich allerdings erfolgreich eingesetzt.[18]
Am 17. Oktober 1942 wurde Löhner-Beda nach Auschwitz transportiert. Während der Zeit, in der er im Buna-Werk der IG Farben AG Zwangsarbeit leisten musste, schrieb er noch das Buna-Lied.[19] Am 4. Dezember 1942 wurde er in der Fabrik erschlagen, nachdem eine Gruppe inspizierender I.G.-Farben-Direktoren – es handelte sich um Walter Dürrfeld, Otto Ambros, Fritz ter Meer, Carl Krauch und Heinrich Bütefisch[20] – die Arbeitsleistung des erkrankten 59-Jährigen bemängelt hatte. Die Umstände der Ermordung beschreibt Raul Hilberg in seinem Buch Die Vernichtung der europäischen Juden nach der eidesstattlichen Aussage des überlebenden Mithäftlings Raymond van den Straaten, Nürnberg 1947:[21]
„Einer der Direktoren wies auf Dr. Löhner-Beda und sagte zu seinem SS-Begleiter: ‚Diese Judensau könnte auch rascher arbeiten.‘ Darauf bemerkte ein anderer I.G.-Direktor: ‚Wenn die nicht mehr arbeiten können, sollen sie in der Gaskammer verrecken.‘ Nachdem die Inspektion vorbei war, wurde Dr. Löhner-Beda aus dem Arbeitskommando geholt, geschlagen und mit Füßen getreten, daß er als Sterbender zu seinem Lagerfreund zurückkam und sein Leben in der I.G.-Fabrik Auschwitz beendete.“
Unmittelbarer Mörder Löhner-Bedas war sehr wahrscheinlich der Kapo Josef Windeck. Bei dessen späterem Prozess erachtete jedoch das Gericht die Beweislage in diesem Todesfall als nicht hinreichend für eine Verurteilung.[22]
Der Psychiater und KZ-Überlebende Viktor Frankl veröffentlichte 1946 einen Erfahrungsbericht, dessen Titel … trotzdem Ja zum Leben sagen an das Buchenwaldlied gemahnt.
1918 heiratete Löhner Anna Akselradi (* 1894 in Krakau). Der gemeinsame Sohn Bruno wurde 1917 geboren und wuchs bei der Mutter auf. Die Ehe wurde 1925 geschieden.[23]
1925 heiratete er Helene Jellinek (* 17. November 1902) und hatte mit ihr zwei Töchter: Liselotte (* 17. November 1927) und Evamaria (* 15. Mai 1929).[24] Die Familie lebte in der Wiener Josefstadt, Lange Gasse 46. Helene widmete er den Text des Liedes Dein ist mein ganzes Herz und schenkte ihr die 1932 gekaufte Villa Felicitas in Bad Ischl, die meist Schratt-Villa genannt wird, nach der Schauspielerin Katharina Schratt.[25] Nach Löhners Verhaftung wurde Helene schrittweise enteignet, am 31. August 1942 mit ihren beiden Töchtern, nun dreizehn und vierzehn Jahre alt, nach Minsk deportiert und am 5. September 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez zusammen mit ihren Töchtern in Gaswagen ermordet.[26][27]
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