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Die Forschungsstelle Deutsch-Jüdische Zeitgeschichte e.V. (FDJZ) wurde 1991[1] von Michael Wolffsohn am Historischen Institut der Universität der Bundeswehr München gegründet. Die Arbeit der Forschungsstelle „dient der wissenschaftlichen Erforschung der deutsch-jüdischen Zeitgeschichte in allen ihren Aspekten. Ihr Schwerpunkt liegt in der Regel, jedoch nicht ausschließlich, auf dem Zeitraum nach 1945.“[2]. Ihr Hauptanliegen ist es, ein umfassendes und wissenschaftlich fundiertes Konzept von Erinnerung zu etablieren. Neben Fragestellungen, die sich im traditionellen Rahmen und nationaler Geschichte bewegen, sind internationale und vergleichende Ansätze ein weiteres Hauptfeld der wissenschaftlichen Arbeit. Die Forschungsstelle deutsch-jüdische Zeitgeschichte wird institutionell gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie durch Spenden von Stiftungen, Institutionen, Vereinen und Privatpersonen.
Die Forschungsstelle erfüllt ihre Aufgaben durch Planung und Ausführung selbständiger mehrjähriger Forschungsprojekte. Im Rahmen dieser Projekte vergibt sie Stipendien und schließt Werkverträge. Darüber hinaus fördert sie Magisterarbeiten und Dissertationen, deren Thematik in ihren Aufgabenbereich fällt. Die Forschungsergebnisse werden in der Regel in Form von selbständigen Publikationen oder Zeitschriftenaufsätzen – die dann jeweils einen Hinweis auf die Fördertätigkeit der Forschungsstelle Deutsch-Jüdische Zeitgeschichte enthalten – veröffentlicht.
Forschungsschwerpunkte bilden die deutsch-jüdisch-israelischen Beziehungen seit 1949 (u. a. DDR und deren Beziehung zu Israel, DDR im Umgang mit ihrer jüdischen Bevölkerung, Instrumentalisierung der „Judenpolitik“ in den Beziehungen der DDR zur Bundesrepublik Deutschland), die bundesrepublikanische Vergangenheitsbewältigung im Bereich der Außenpolitik (u. a. Deutsch-japanische Beziehung seit 1949), das Verhältnis der katholischen Kirche und dem Judentum seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Aktuelle Projekte beschäftigen sich mit der Sozialgeschichte der europäischen Juden im 19. und 20. Jahrhundert.
Neben der wissenschaftlich-rationalen Aufarbeitung aktuell diskutierter Themen der deutsch-jüdischen Zeitgeschichte werden auch Projekte unterstützt, die neue wissenschaftliche Methoden entwickeln. So beispielsweise der neue Ansatz, Vornamen als Indikatoren für öffentliche Meinung in vordemoskopischer Zeit zu verwenden.[3]
Zudem engagiert sich die Forschungsstelle in einem groß angelegten Forschungsprojekt „Opfer des Holocaust“, das darauf zielt, möglichst viele der während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermordeten deutschen und europäischen Juden namentlich zu dokumentieren und die gewonnenen Daten nach sozialhistorischen Kriterien im Sinne einer „Sozialgeschichte der europäischen Juden zwischen Emanzipation und Vernichtung“ wissenschaftlich zu analysieren und zu publizieren.
Eine weitere Hauptaufgabe der Forschungsstelle besteht in der Erweiterung und Pflege des Archivs Wolffsohn als einer wichtigen Basis der Forschungsarbeit. Diesem Archiv, das Michael Wolffsohn seit 1977 führt, werden sämtliche Dokumente hinzugefügt, die im Laufe der Forschungstätigkeiten von Wolffsohn, seinen Mitarbeitern und Doktoranden und den Mitarbeitern der Forschungsstelle bei der Beschäftigung mit ihren jeweiligen Forschungsthemen gesammelt werden. Bis 2000 kamen zudem laufend aktuelle Auswertung von Zeitungen, Zeitschriften, Informationsdiensten und Umfrage-Veröffentlichungen hinzu. Insgesamt ist so eine Zusammenstellung der einerseits medialen und der anderseits wissenschaftlichen Wahrnehmung der deutsch-jüdischen Beziehungen in all ihren Facetten entstanden. 1992 wurde das „Archiv Wolffsohn“ dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv unentgeltlich als Eigentum überlassen.
2013 wurde das Archiv aufgeteilt: Alle Dokumente und Zeitungsmeldungen wurden an das Archiv der Hochschule für Jüdische Studien übergeben und werden dort allmählich digitalisiert. Die gesamte Korrespondenz von Michael Wolffsohn ist nun im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte in München zugänglich und wird schrittweise ebenfalls digitalisiert.
Die Forschungsstelle ist ein eingetragener Verein mit anerkannter Gemeinnützigkeit.
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