Remove ads
deutscher Soziologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ferdinand Sutterlüty (* 1962 in Egg, Österreich) ist ein deutscher Soziologe, der sich mit Gewalt- und Kriminalsoziologie, Sozialisation, Familien- und Jugendsoziologie, sozialer Ungleichheit und Exklusion, ethnischen Konflikten sowie mit Religionssoziologie beschäftigt.
Ferdinand Sutterlüty studierte zunächst Katholische Theologie an der Universität Innsbruck, dann Soziologie an der Universität Konstanz und der Freien Universität Berlin. Ab 2001 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main, seine weiteren akademischen Stationen führten ihn nach Gießen und Paderborn.
Seit 2012 hat er die Professur mit dem Schwerpunkt Familien- und Jugendsoziologie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main inne. Weiterhin ist Sutterlüty seit dem ersten Jahrgang (2004) Mitherausgeber der interdisziplinären Zeitschrift „WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung“; seit 2007 ist er auch als Mitglied des Kollegiums am Institut für Sozialforschung in Frankfurt tätig. Er nahm Forschungsaufenthalte am Canadian Centre for German and European Studies an der Université de Montréal (2011) und am Centre for Research on Families and Relationships, University of Edinburgh (2015–2016) wahr.
Mit einer empirischen Untersuchung zu „Gewaltkarrieren“ von Jugendlichen machte sich Sutterlüty einen Namen in der sozialwissenschaftlichen Forschung. In dieser auch in der breiteren Öffentlichkeit viel beachteten Studie, die auf Interviews mit jungen Intensiv- und Wiederholungstätern und Täterinnen beruht, entwickelte er neue Konzepte für die Gewaltforschung; unter anderem prägte er die Begriffe „gewaltaffine Interpretationsregimes“, „epiphanische Gewalterfahrung“ und „intrinsische Gewaltmotive“. Auf diese Monographie ließ Sutterlüty zahlreiche Aufsatzpublikationen zur Gewaltforschung sowie einen Band mit Rolf Haubl zur Faszination des Bösen folgen.
Im Kontext eines Forschungsprojekts zu „Negativen Klassifikationen“, das er gemeinsam mit Sighard Neckel durchgeführt hat, entstanden mehrere Publikationen zu abwertenden interethnischen Zuschreibungen und deren Folgen für die Sozialintegration der beteiligten Bevölkerungsgruppen. Sutterlütys Monographie „In Sippenhaft“ erklärt unter anderem das Paradox, dass die Alteingesessenen in ehemaligen Arbeiterquartieren gerade die Aufsteiger unter ihren türkischstämmigen Nachbarn stigmatisieren, obwohl sie sich die Norm der ethnischen Gleichheit zu eigen gemacht haben. Im Umfeld dieser Studie ist auch der gemeinsam mit Peter Imbusch herausgegebene Band „Abenteuer Feldforschung“ entstanden, in dem Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler ihre Erkenntnisse aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen erfahrungsnah und erzählerisch darbieten.
Seine religionssoziologische Arbeit konzentriert sich aktuell auf die ethnographische Studie „Religiöser Antikapitalismus?“, die er gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Claudia Willms durchführt.
In den vergangenen Jahren hat sich Sutterlüty verstärkt der Familien-, Sozialisations- und Kindheitsforschung zugewandt. Gegenwärtig forscht er zusammen mit Sarah Mühlbacher im Projekt „Paradoxien des Kindeswohls“, in dem kontraproduktive Effekte des Familienrechts und deren Wirkungen auf die Rechtsentwicklung untersucht werden. Aus dem thematischen Feld dieser Studie sind bereits einige Publikationen hervorgegangen, unter anderem der mit Sabine Flick herausgegebene Band „Der Streit ums Kindeswohl“. Zusammen mit Axel Honneth hat Sutterlüty auch programmatisch zum Konzept „normativer Paradoxien“ gearbeitet.
Seit Anfang 2019 war Ferdinand Sutterlüty kommissarischer Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.[1] Zum 1. Juli 2021 übernahm Stephan Lessenich.[2]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.