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Non-Profit-Organisation Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (engl. European Centre for Press and Media Freedom, ECPMF) ist eine Non-Profit-Organisation, die sich für die Durchsetzung, Bewahrung und Verteidigung des Rechts auf Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung in ganz Europa einsetzt.[2] Zu den Hauptaktivitäten des ECPMF zählen die Erfassung von Verstößen gegen die Presse- und Medienfreiheit, die Öffentlichkeitsarbeit und praktische Hilfe für Journalisten, zum Beispiel mittels Rechtsbeistand und dem Journalists-in-Residence-Programm.[3]
Europäisches Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) | |
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Rechtsform | Europäische Genossenschaft[1] |
Gründung | 24. Juni 2015 |
Sitz | Leipzig |
Geschäftsführung | Andreas Lamm |
Umsatz | 600.000 Euro (2020) |
Mitglieder | 39 (2019) |
Website | ecpmf.eu |
Das ECPMF wurde im Juni 2015 von 20 Vertretern von Organisationen aus Journalismus, Verlagswesen und Medienrecht als gemeinnützige Europäische Genossenschaft (SCE) gegründet.[4] Zu diesen zählen die Europäische Journalisten-Föderation, South East Europe Media Organisation (SEEMO), Index on Censorship (Index), Osservatorio Balcani e Caucaso Transeuropa (OBCT), Media Legal Defence Initiative, Association of Journalists of Macedonia, Ossigeno per l’informazione (Ossigeno), Independent Journalism Centre, sowie die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Zweck des ECPMF ist es, der Europäischen Pressefreiheits-Charta Geltung zu verschaffen. Sitz des Zentrums ist Leipzig (Sachsen). Die Stadt wurde als passender Standort befunden, weil von ihr 1989 die friedliche Revolution ausging, die das repressive Regime der DDR zu Fall brachte.
Ideengeber des ECPMF war Hans-Ulrich Jörges, ehemaliges Mitglied der Chefredaktion des Stern. Neben Jörges waren an der Konzeption des ECPMF und der Europäischen Pressefreiheit-Charta Christoph Keese und Lutz Mükke beteiligt. Jörges fand mit der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig einen Projektträger, der die Idee eines Pressefreiheitszentrums bis zu dessen Gründung 2015 entwickelte und finanzierte. Mükke war bis zur Gründung kommissarischer Direktor und federführender Projektleiter. Die Initiative wurde unterstützt durch ein parteiübergreifendes Bündnis im Europäischen Parlament, angeführt von Martin Schulz (SPD), Alexander Graf Lambsdorff (FDP) und Elmar Brok (CDU).
Die ECPMF-Genossenschaft besteht aus 39 Mitgliedern (Stand: Anfang 2019). Sie gehören zur Generalversammlung, die gleichzeitig das höchste Organ der Organisation darstellt. Gemäß der Satzung ist die Generalversammlung für die Wahl der Vorstandsmitglieder verantwortlich. Der Vorstand stellt den Geschäftsführer ein. Jedes Mitglied hat eine Stimme und muss mindestens einen der 100 € teuren Anteile an der Genossenschaft kaufen.[5] Alle Mitglieder müssen sich an den Verhaltenskodex halten.[6]
Das Zentrum startete als Pilotprojekt, zu 70 % finanziert von der Europäischen Kommission. Die Drittmittel und zusätzliche Förderung stellen die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, die Sächsischen Staatskanzlei, das Auswärtige Amt und die Stadt Leipzig.
Einige Projekte, wie beispielsweise das Journalists-in-Residence Programm, werden durch weitere Geber gefördert. Hierzu zählen das National Endowment for Democracy, das Auswärtige Amt, die Open Society Foundations und die Staatsministerin für Kultur und Medien.
Das Budget des ECPMF beläuft sich auf etwa 1 Million Euro pro Jahr. Da sich das Zentrum als Netzwerk und Knotenpunkt für die Verteidigung der Presse- und Medienfreiheit versteht, teilt es das Budget mit seinen Partnerorganisationen. 2018 zählten zu diesen IPI, SEEMO, OBCT, Ossigeno und Index.
Zusammen mit seinen Partnerorganisationen erfasst das ECPMF ständig den Zustand der Presse- und Medienfreiheit in Europa und schlägt Alarm, wenn Verstöße festgestellt werden. IPI konzentriert sich auf die Visegrad-Staaten, Ossigeno auf Italien und OBCT und SEEMO auf Südosteuropa. Seit Februar 2019 betreibt das ECPMF die Plattform mappingmediafreedom.org, wo Berichte über Verstöße gegen die Medienfreiheit in Europa gesammelt werden. Zuvor war die Seite von Index betrieben worden.[7]
Die Beobachtung von Verstößen gegen die Presse- und Medienfreiheit steuern die Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation:
Seit 2015 erforscht das ECPMF politisch motivierte Angriffe auf Journalisten in Deutschland. Das Phänomen wurde mit der Zunahme rechter Demonstrationen und der Brandmarkung von Journalisten als „Lügenpresse“ virulent. Die Berichte untersuchen, wie dieses „Feindbild“ die Bereitschaft zu tätlicher Gewalt beeinflusst und dokumentiert Fälle von physischer Gewalt gegen Journalisten.
Die Arbeitsbedingungen für Journalisten und professionellen Journalismus in Europa haben sich in den letzten Jahren verschlechtert. Um Journalisten bei ihrer Arbeit unter teils schwierigen Bedingungen zu helfen, bietet das ECPMF unterschiedliche Programme an:
2016 rief das Europäische Parlament einen Zuschuss für grenzübergreifenden Investigativjournalismus ins Leben. Das ECPMF wurde mit dem Budget betraut, während der Partner IPI die Verwaltung des Programms übernahm. Die Ausschreibung startete im März 2018, 65 Bewerber folgten dem Aufruf. Unter Leitung von Wolfgang Krach, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, wählte die Jury zwölf Projekte aus und verteilte eine Gesamtsumme von 315.000 €. Das Programm wurde IJ4EU (Investigative Journalism for Europe) getauft.[32]
Die Gewinner der ersten Förderung 2018 waren:
2018 ging das ECPMF eine Partnerschaft mit der Brüsseler Nichtregierungsorganisation Lie Detectors ein, die Unterrichtseinheiten zum Thema Desinformation und Fake News für Kinder und Jugendliche konzipiert. In mehr als 400 Schulklassen in Belgien, Österreich und Deutschland fanden Workshops statt.[33] In Deutschland wurden drei Mitarbeiter zu Dozenten ausgebildet und lehren regelmäßig an Schulen in Berlin und Sachsen.[34][35]
Die Europäische Pressefreiheits-Charta gilt als die „Geburtsurkunde“ des ECPMF. Die Charta wurde 2009 von 48 Chefredakteuren und führenden Journalisten aus 19 europäischen Staaten in Hamburg unterzeichnet. Auf ihrer Homepage ist die Charta in verschiedenen Sprachen verfügbar.[36]
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