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Verfahren zur numerischen Lösung von stochastischen Differentialgleichungen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Euler-Maruyama-Verfahren, oft auch Euler-Maruyama-Schema oder stochastisches Euler-Schema genannt, ist das einfachste Verfahren zur numerischen Lösung von stochastischen Differentialgleichungen. Es wurde erstmals in den 1950er-Jahren durch den japanischen Mathematiker Gisiro Maruyama untersucht und basiert auf dem von Leonhard Euler stammenden expliziten Euler-Verfahren zur Lösung gewöhnlicher (deterministischer) Differentialgleichungen.
Während das explizite Euler-Verfahren seit seiner Erfindung ständig verbessert und weiterentwickelt wurde (implizites Euler-Verfahren, Runge-Kutta-Verfahren, Mehrschrittverfahren) und selbst dadurch an praktischer Bedeutung verloren hat, ist Euler-Maruyama mangels entsprechender Alternativen noch immer das in der Praxis dominierende Verfahren.
Gegeben sei ein Wiener-Prozess sowie dazu folgendes stochastisches Anfangswertproblem (S-AWP):
Zur Berechnung einer numerischen Näherungslösung auf dem Intervall mit werden wie beim gewöhnlichen Euler-Verfahren diskrete Zeitpunkte
mit und Schrittweite , gewählt. Zusätzlich wird das stochastische Differential durch die Zuwächse
ersetzt. Aus den Eigenschaften des Wiener-Prozesses folgt, dass die unabhängig und normalverteilt mit Erwartungswert und Varianz sind.
Das Euler-Maruyama-Verfahren berechnet damit eine Approximation von folgendermaßen:
Dann ist eine Näherung für .
Das wichtigste theoretische Resultat bezüglich des Maruyama-Schemas beschreibt dessen starke Konvergenz (oder stochastische Konvergenz) gegen die gesuchte Lösung : Eine Folge von stochastischen Prozessen auf einem gemeinsamen Wahrscheinlichkeitsraum konvergiert definitionsgemäß stark mit Ordnung gegen einen Prozess , wenn es eine Konstante gibt, so dass für alle :
Im Falle des Maruyama-Schemas kann nun gezeigt werden: Die Diskretisierung konvergiert für stark mit Ordnung gegen die Lösung des S-AWP, wenn für alle reellen Zahlen und alle positiven die folgende Schranke gilt:
Von schwacher oder Verteilungskonvergenz mit Ordnung spricht man hingegen, wenn für eine Konstante gilt:
für alle Funktionen , die mindestens -mal stetig differenzierbar sind und deren sämtliche Ableitungen durch Polynome beschränkt sind.
Für hinreichend glatte Koeffizientenfunktionen und hat das Euler-Maruyama-Verfahren typischerweise die schwache Konvergenzordnung .
Der folgende Beispielcode zeigt die Implementierung des Euler-Maruyama-Verfahrens zur Berechnung des Ornstein-Uhlenbeck-Prozesses als Lösung des Anfangswertproblems in Python (3.x):
import numpy as np
import matplotlib.pyplot as plt
tBegin=0
tEnd=2
dt=.00001
t = np.arange(tBegin, tEnd, dt)
N = t.size
IC=0
theta=1
mu=1.2
sigma=0.3
sqrtdt = np.sqrt(dt)
y = np.zeros(N)
y[0] = IC
for i in range(1,N):
y[i] = y[i-1] + dt*(theta*(mu-y[i-1])) + sigma*np.random.normal(loc=0.0,scale=sqrtdt)
fig, ax = plt.subplots()
ax.plot(t,y)
ax.set(xlabel='t', ylabel='y',
title='Euler-Maruyama-Verfahren zur Berechnung eines \n Ornstein-Uhlenbeck-Prozesses mit $\\theta=1$, $\mu=1.2$, $\sigma=0.3$')
ax.grid()
plt.show()
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