Erhard Altdorfer war der jüngere Bruder des Albrecht Altdorfer,[1] von dem er wahrscheinlich auch ausgebildet wurde und mit dem er vermutlich gegen 1506 eine Werkstattgemeinschaft bildete. Gegen 1510 wird eine Arbeit für die österreichischen Stifte Lambach, St. Florian und Klosterneuburg vermutet, wo er wahrscheinlich erstmals mit Arbeiten von Lucas Cranach d. Ä. in Berührung gekommen sein könnte. 1512 übersiedelte er nach Schwerin, wohin ihn Herzog Heinrich V. („der Friedfertige“) von Mecklenburg-Schwerin als Hofmaler und Baumeister berufen hatte. Auf einer Reise mit dem Herzog wird er vermutlich 1512 auch Lucas Cranach getroffen haben. Ein 1516 im Auftrag der Herzöge Heinrich und Albrecht VII. geschaffener Altar für die Heilig-Blut-Kapelle der Stadtkirche Sternberg in Sternberg wurde im Jahr 1741 durch einen Brand vernichtet.
Für die 1533/34 bei Ludwig Dietz gedruckte Lübecker Bibel in der niederdeutschen Übertragung von Johannes Bugenhagen lieferte er Holzschnitte.[2] Für seine Arbeiten wird er vom Herzog 1537 mit einem Haus beschenkt. Zwischen 1546 und 1551 wird er mit mehreren Bauaufträgen bedacht, die jedoch so allgemein gehalten sind, dass man sie heute nicht mehr fassen kann. Ab 1552 wurde er vom Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg auf dessen schriftliche Anforderung an Herzog Heinrich übernommen. Für Herzog Johann Albrecht I. war er zwischen 1552 und 1555 vermutlich der leitende Architekt des Fürstenhofes in Wismar. Gegen 1561 wird er letztmals erwähnt.[3]
Er nahm Einfluss auf ihm nahestehende Tafelmaler[4] und zumindest Teile von Altären in der Sammlung des St.-Annen-Museums werden ihm direkt zugeschrieben.[5]
Im Gegensatz zu seinem Bruder zeigt sich Erhard Altdorfer in seinem künstlerischen Werk weniger selbstständig und kreativ und greift vielfach auf vorgefertigte Muster anderer Künstler wie seinem Bruder, Jacopo de’ Barbari und vor allen Dingen der Cranach-Werkstatt zurück. Er war vorwiegend als Zeichner und Grafiker tätig und hat anscheinend nur wenige Gemälde geschaffen. Nur wenige seiner Arbeiten sind signiert, so dass ein Großteil der ihm heute zugewiesenen Arbeiten lediglich Zuschreibungen sind.
Katharina Packpfeiffer: Studien zu Erhard Altdorfer. VWGÖ, Wien 1978 (Dissertationen der Universität Wien; 137) Vollst. zugl.: Univ., Diss., Wien 1974.
Julia Trinkert: Flügelretabel in Mecklenburg zwischen 1480 und 1540. Bestand, Verbreitung und Werkstattzusammenhänge (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte, Bd. 120). Imhof Verlag, Petersberg 2014, S. 168–171.
Lange verschollen: Ein Lübecker Kunstschatz ist wieder aufgetaucht. Zwei Flügel des Maria Magdalenen-Altars können erworben werden, Lübeckische Blätter 189 (2024), S. 228f (Digitalisat)
Den einzig erhaltenen Abdruck verwahrt die Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern. Eine gute Abbildung und einen von Andreas Röpcke kommentierten Auszug von S. 46–53 aus der ungedruckten Diss. von Ulla Stöver dazu bieten die Mecklenburgischen Jahrbücher, 136, 2021, S. 365–375.