Als Lebensphase, Entwicklungsstadium oder Altersstufe werden unterschiedliche zeitliche Abschnitte in der Entwicklung eines Lebewesens bezeichnet, die sich anhand eigenständiger Merkmale voneinander abgrenzen lassen.
Die Biologie geht bei Lebewesen von einem umfassenden Lebenszyklus aus (lateinisch cyclus „Kreis“), der in vier Abschnitte unterteilt wird:
- Vorlebensphase
- Geschlechtsunreife Phase
- Geschlechtsreifung
- erwachsene geschlechtsreife Phase, mit der Fähigkeit zur Fortpflanzung
Die zugrundeliegenden qualitativen Merkmale und die Abgrenzung der Phasen sind nicht verbindlich festgelegt, weshalb sich nicht immer eindeutige Zuordnungen ergeben.
Pythagoras gliederte das Leben des Menschen in vier, Hippokrates in sieben, Aristoteles in drei Phasen. Auch eine Einteilung in zehn Abschnitte wurde in der Antike beschrieben.[1][2]
Der Lebenszyklus des Menschen wird heute eingeteilt in die Embryogenese und die folgenden Lebensphasen der Kindheit, der Jugend und des Erwachsenenalters. Innerhalb dieser Stufen gibt es auch besondere Abschnitte, so bei der Kindheit der Säugling und das Kleinkind und bei Erwachsenen der Senior im Ruhestand oder Rentenalter. Biologisch bestimmt sind die beiden Umstellungsphasen des Körpers, die Pubertät und die Wechseljahre (das Klimakterium) von Mann und Frau. Die jeweiligen psychologischen Aspekte werden von der Entwicklungspsychologie untersucht.
Auch nach anderen Merkmalen werden Einteilungen in Lebensphasen vorgenommen, beispielsweise im Rahmen eines als „normal“ angesehenen Werdegangs der modernen Sozialisation die Lebensphasen der vorschulischen Zeit, Schulzeit, Berufsausbildung oder Studium, Erwerbsleben und Rente. Lebensphasen werden somit durch eine Abfolge von Lebensereignissen beschrieben.
Lebensphasen spielen auch im rechtlichen Sinne eine Rolle (siehe etwa Liste der Altersstufen im deutschen Recht), in wirtschaftspolitischen Betrachtungen (Alterspyramide) wie auch in der Pädagogik (Schulstufen, auf Entwicklungsphasen bezogene alternative Schulsysteme).
Die konkreten Altersangaben zu einer Lebensphase, wie auch diese selbst, sind in hohem Maße kulturell, sozial und wirtschaftlich bestimmt und Untersuchungsgebiet der Sozialpsychologie, der Ethnologie (Völkerkunde) und bezüglich Europa der historischen Volkskunde.
Die Entwicklungsbiologie spricht allgemein von Entwicklungsstadium. Bei Tieren werden grundsätzlich auch die Lebensstadien der Embryonalentwicklung, der Juvenilität (Kindheit und Jugend) und ein adultes (erwachsenes) Stadium unterschieden. Vor allem Haustiere tragen in einzelnen Phasen unterschiedliche Namen, so beim Hausschwein Ferkel – Läufer – Sau oder Eber, oder beim Hausrind Kalb – Kälbin oder Jungstier – Kuh oder Stier. Wie beim Menschen finden sich bei vielen höheren Säugetieren auch Formen eines pubertären Stadiums, eines Junggesellendaseins und des Seniorenalters.
Insekten und andere Wirbellose zeigen wesentlich komplexere Entwicklungsphasen, bekannt sind die Metamorphose und die Jungfernstadien nicht geschlechtsreifer Individuen.
Bei Pflanzen werden Lebensphasen durch den Generationswechsel bestimmt, insbesondere gibt es hier die Phase des Keimlings und die diploide vegetative Phase. Besonders im Zusammenhang mit größeren Pflanzenbeständen wie Wäldern wird von natürlichen Altersstufen gesprochen.
Niedere Lebewesen wie Algen, Pilze oder Bakterien verfügen über eine umfangreiche Vielfalt an Lebensstadien, die etwa bei der Ausbildung von Sporen die Grenze der allgemeinen Definition von „Leben“ überschreiten. Solche Lebensphasen können sich durch vollständige biologische Inaktivität auszeichnen und Jahrhunderte andauern, in einigen Fällen auch länger.
- Franz Duspiva: Grundlagen der Entwicklungsbiologie der Tiere. Fischer, Jena 1989, ISBN 3-334-00249-7.
- Erik H. Erikson: Identität und Lebenszyklus. Nachdruck. Suhrkamp, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-518-27616-7 (erstveröffentlicht 1966).
- Winfried Noack: Anthropologie der Lebensphasen. Grundlagen für Erziehung, soziales Handeln und Lebenspraxis. Frank & Timme, Berlin 2007, ISBN 978-3-86596-127-3.
- Wilhelm Wackernagel: Die Lebensalter. Ein Beitrag zur vergleichenden Sitten- und Rechtsgeschichte. Bahnmaier, Basel 1862 (Microfiche-Ausgabe: Saur, München 1991, ISBN 3-598-53071-4; Webfaksimile: PDF-Datei; 2,4 MB in der Google-Buchsuche).
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