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britischer Ökonom deutscher Herkunft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernst Friedrich „Fritz“ Schumacher (* 16. August 1911 in Bonn; † 4. September 1977 während einer Eisenbahnfahrt von Lausanne nach St. Moritz) war ein britischer Ökonom deutscher Herkunft.
E.F. Schumacher wurde 1911 in Deutschland als Sohn des Nationalökonomen Hermann Schumacher und Edith Zitelmann geboren, einer Tochter von Ernst Zitelmann. Er hatte vier Geschwister. Seine jüngere Schwester Elisabeth heiratete 1937 Werner Heisenberg. Trotz seiner Vorliebe für die Musen beugte er sich dem Willen seines Vaters und studierte Ökonomie mit den Beigaben, die seinen eigentlichen Interessen entsprachen, inspiriert und als Querdenker.[1] Nach dem Abitur studierte er mit diesen Voraussetzungen Volkswirtschaftslehre zunächst in Bonn, dann in Berlin. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs floh er nach England, um dem Nazi-Regime zu entkommen, wo er an der London School of Economics and Political Science sowie als Rhodes-Stipendiat in Oxford studierte. Trotz einer anfänglichen Internierung als Enemy Alien („feindlicher Ausländer“) während des Krieges wurden seine außerordentlichen Fähigkeiten erkannt und er konnte der britischen Regierung bei der ökonomischen und finanziellen Mobilmachung helfen.
Wenig bekannt ist, dass es offensichtlich Schumacher war, der Anfang der 1940er Jahre den Vorschlag von John Maynard Keynes zu einer neuen Währungsordnung mit der Verrechnungseinheit Bancor ausgearbeitet hatte. Im umgesetzten Bretton-Woods-System der US-Amerikaner hatten sich jedoch letztendlich rivalisierende Positionen durchgesetzt. So findet man in einem Lebenslauf von Schumacher folgende Passage:
„In dieser Zeit [1940–1945] näherte sich Schumacher sozialistischen Ideen, mit denen er sich sein Leben lang auseinandergesetzt hat. Aus der unscheinbaren landwirtschaftlichen Tätigkeit riß ihn dann seine berühmt gewordene Studie, in der er den Plan eines neuartigen Verrechnungssystems für Devisenzahlungen entwarf. Lord Keynes übernahm diesen Plan sofort als offiziellen Regierungsvorschlag des Vereinigten Königreiches; [...]“
Man könnte Schumacher damit sogar als einen der Väter der Europäischen Währungseinheit bzw. des Euro bezeichnen.
Nach dem Krieg arbeitete Schumacher als Wirtschaftsberater bei der britischen Steuerkommission, die mit dem Umbau der deutschen Wirtschaft betraut wurde. Von 1950 bis 1970 war er Chief Economic Advisor (Chefökonom) der britischen Kohlebehörde, die über 800.000 Angestellte verfügte. Mit seiner weitsichtigen Planung (er sagte den Aufstieg von OPEC und die Probleme der Atomenergie voraus), half er Großbritannien bei seinem Wirtschaftsaufschwung.
In London begegnete er 1953 auch dem Marxisten Edward Conze, einem Buddhismuskundler und Buddhisten, der einige Jahre vorher bereits zum Thema Buddhismus veröffentlicht hatte und, wie er, von Deutschland nach England emigriert war. Bis 1958 besuchte er dessen Vorlesungen, hin und wieder zusammen mit seiner ersten Frau. Der sieben Jahre ältere Conze hatte sich, wie auch Schumacher, aufgrund seiner Emigration vom enthusiastischen Marxisten zum britischen Sozialisten entwickelt. Er beeinflusste Schumachers Denken deutlich. Conze war stark vom Denken D.T. Suzukis inspiriert. Schumacher hatte in seinem Bücherschrank Werke von Aldous Huxley, und des Öfteren wurde auf Ähnlichkeiten zwischen Schumachers letztem Buch und Huxleys The perenniel Philosophy von 1945 hingewiesen.[3]
1955 reiste Schumacher als ökonomischer Berater nach Birma. Dort entwickelte er die Grundregeln von dem, was er „Buddhist Economics“ nannte. Diese Wirtschaftslehre basiert auf der Überzeugung, dass gute Arbeit für eine richtige menschliche Entwicklung wesentlich ist und dass „Produktion von lokalen Betriebsmitteln für die lokalen Notwendigkeiten die rationalste Weise des Wirtschaftens ist.“
1971 konvertierte Schumacher als Atheist, der sich schwerpunktmäßig mit dem Buddhismus beschäftigt hatte, zum katholischen Glauben. Über sein Verhältnis zur katholischen Kirche vor seinem Übertritt sagte er einmal: „It was a long standing illicit relationship.“[4]
1973 vollendete Schumacher sein Buch Small is beautiful im Hause seines Freundes Leopold Kohr in Aberystwyth; das Buch wurde ein Bestseller. 1977 wurde Schumacher von US-Präsident Jimmy Carter ins Weiße Haus eingeladen, um sein Buch zu präsentieren.
„[...] Ever-bigger machines, entailing ever-bigger concentrations of economic power and exerting ever-greater violence against the environment, do not represent progress: they are a denial of wisdom. Wisdom demands a new orientation of science and technology towards the organic, the gentle, the nonviolent, the elegant and beautiful.“
Schumacher hatte vier Kinder mit seiner ersten Frau Anna Maria und vier mit seiner zweiten Frau Verena.
Zur Archivierung und Erschließung des Nachlasses, insbesondere Schumachers privater Büchersammlung, gründete sich 1980 in Great Barrington das Schumacher Center for a New Economics.[5] Die Einrichtung verlegt inzwischen auch aktuelle Publikationen anderer Autoren, beispielsweise zu sozioökologischer Transformation, Commoning und Community Land Trusts (CLT). In Großbritannien betreibt der Schumacher Circle das Schumacher College, sowie diverse Forschungseinrichtungen und Verbände.[6]
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