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persischer Mystiker, Begründer des Mevlevi-Derwisch-Ordens Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī – kurz Rumi genannt – (Gesamtname persisch جلال الدین محمد بن شيخ بهاء الدين محمد بن حسين بلخى رومی, DMG Ǧalāl ad-Dīn Muḥammad b. Šaiḫ Bahā' ad-Dīn Muḥammad b. Ḥusain-i Balḫī-yi Rūmī), im Persischen meist Maulawī (مولوی) genannt (geboren am 30. September 1207 in Balch, heute in Afghanistan, oder Wachsch[1] bei Qurghonteppa, heute in Tadschikistan; gestorben am 17. Dezember 1273 in Konya), war ein persischer Sufi-Mystiker, Gelehrter und einer der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters. Von seinen Anhängern, insbesondere den Derwischen, erhielt er den Beinamen Maulana (arabisch مولانا, DMG Maulānā, „unser Herr/Meister“, von arabisch Maulā, türkische Schreibweise Mevlânâ, anderswo vereinfacht Mevlana). Nach ihm ist der Mevlevi-Derwisch-Orden benannt.
Rumis Werke werden heute in ihrer Originalsprache im gesamten Großraum Iran und in der persischsprachigen Welt gelesen.[2][3] Seine Gedichte wurden später in viele Sprachen der Welt übersetzt und in verschiedene Formate übertragen. Rumi wurde als der „populärste Dichter“ bezeichnet,[4] ist in der Türkei, Aserbaidschan und Südasien sehr beliebt und wurde in den Vereinigten Staaten zum meistverkauften Dichter.[5]
Rumis Vater, Baha ad-Din Walad, war ein angesehener Theologe in der historischen Region Chorasan, der bei der Geburt seines Sohnes entweder in Balch südlich des Amudarja oder in dem kleinen Ort Wachsch (Lewkand) nördlich des Flusses lebte[6] und dessen spirituelle Linie auf Ahmad Ghazali zurückgeführt wird; sein Großvater väterlicherseits, Husain, war ein bekannter Gelehrter. Einer frühen und legendenhaften Biografie zufolge soll seine väterliche Abstammung auf den Kalifen Abu Bakr zurückzuführen sein, während seine Mutter, Mu'mina, die Tochter des Choresm-Schahs Muhammad II. gewesen sein soll.
Als Rumi noch ein Kind war, fielen die Mongolen unter Dschingis Khan im Jahr 1219 in Balch ein. Das hatte sein Vater vorausgesehen, da der Choresm-Schah einige Kaufleute der Mongolen töten ließ und ein Racheakt zu befürchten war. So hatte er mit seiner Familie die Gegend schon verlassen, um nach Mekka zu pilgern. Auf dem Weg dorthin trafen sie in Nischapur auf den bekannten Sufi Farid ad-Din Attar, der zu jenem Zeitpunkt bereits ein alter Mann war.
Im Anschluss an die Pilgerfahrt nach Mekka machte sich die Familie auf den Weg nach Anatolien (Rūm, daher der Beiname Rūmī), das damals von den Rum-Seldschuken beherrscht wurde. Während eines Aufenthalts in Laranda, dem heutigen Karaman, starb Dschalal ad-Dins Mutter; ihr Grab ist bis heute ein Wallfahrtsort. Daraufhin zog die Familie nach Konya. Dort heiratete Dschalal ad-Din seine erste Frau Gauhar-Hatun (auch Dschauhar Chatun), die ebenfalls aus dem Osten geflüchtet war. Im Jahre 1221 kam ihr erster Sohn Walad zur Welt.[7] Im Jahre 1225 heiratete Rumi nach dem Tod seiner ersten Frau seine zweite Ehefrau Kira Chatun, die einer christlichen Familie entstammte; sie hatten zusammen zwei Kinder.
Der Seldschuken-Sultan Ala ad-Din Kai-Qubad I., der in der nahegelegenen Stadt Konya residierte, hörte 1228 von Baha ad-Din Walads neuem Aufenthaltsort. Weil er die Wissenschaften und die Philosophie schätzte und förderte, schrieb er an ihn, um ihm einen Wohnsitz und einen Lehrstuhl an der Madrasa (Universität) von Konya anzubieten. Dschalal ad-Din studierte dort unter seinem Vater islamische Wissenschaften und übernahm nach dessen Tod im Jahr 1230 oder 1231 seinen Lehrstuhl.
In den Sufismus wurde er von einem Murschid namens Sayyid Burhanuddin Muhaqqiq Tirmidhi eingeführt. Gemeinsam reisten sie nach Aleppo und Damaskus, wo sie Ibn Arabi aus Spanien (Murcia), einem einflussreichen Sufi-Meister, begegnet sein sollen.
Als Gelehrter erlangte Maulana Dschalal ad-Din (Rumi) große Berühmtheit, und er lebte und handelte, wie es sich für einen gestandenen und hochangesehenen Gelehrten traditionell gehörte. Erst als er 1244 in Konya auf den Derwisch Schams-e Tabrizi (auch bekannt als Schamsuddin Tabrizi) traf, änderte sich sein Leben von Grund auf. Schams-e Tabrizi war selber ein Schüler von Hadschi Baktasch Wali, der zur selben Zeit lebte. Schams war eine starke Persönlichkeit, ausgestattet mit großen spirituellen Fähigkeiten. Die spirituelle Bindung zwischen den beiden Freunden wurde so stark, dass Maulana (Rumi) der Welt zeitweilig entsagte, um sich ganz den Geheimnissen des Freundes zu verschreiben.
Nachdem die Eifersucht und der Neid vieler einflussreicher Konyaer zu groß geworden war, floh Schams aus der Stadt. Rumis Trauer war groß, bis Schams eines Tages zurückkehrte. Vermutlich weil die Situation nach einiger Zeit wieder ebenso unerträglich wurde wie vorher, verschwand Schams für immer. Es wird heute angenommen, dass er ermordet wurde. Die Sehnsucht nach dem Freund inspirierte Maulana Dschalal ad-Din (Rumi) zu dem bis heute nachgeahmten Reigentanz und zum Dichten seiner ebenfalls bis heute vielzitierten Verse.
Nach seinem Tod wurde Maulana Dschalal ad-Din in einem Mausoleum beigesetzt, das dem Maulawi-Orden (Türkisch: Mevlevi) daraufhin ebenfalls als Versammlungsort (Tekke) diente. Dieses Mausoleum ist seitdem das Wahrzeichen von Konya und dient bis in die heutige Zeit als Wallfahrtsort gläubiger Muslime und der Anhänger Maulanas. Als Atatürk am 2. September 1925 im Zuge der Säkularisierung öffentliche religiöse Handlungen verbot, war auch der Mevlevi-Orden davon betroffen. Trotzdem verlor Dschalal ad-Dins Grab nicht an Bedeutung. In der breiten Bevölkerung ist es Brauch, nach dem Besuch des Mausoleums, das von der türkischen Regierung zu einem Museum umgewandelt wurde, kleine Amulette in Form des Grabmals zu kaufen.
Sein Todestag, der 17. Dezember, wird traditionell mit dem şeb-i âruz (persisch شب عروسى, DMG šab-i ʿarūsī, ‚Hochzeitsnacht‘) begangen; Rumi bezeichnete seinen Todestag nämlich als große Hochzeit, da er an diesem mit Gott vereint sein würde. Die Feierlichkeiten finden in Konya statt.
Die Lehre Maulanas (Rumis) basiert darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah. Genauer gesagt ist das Universum ein Harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen in einer Liebes-Beziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann.
Der Mensch, der als ein Teil dieses harmonischen Ganzen geschaffen ist, kann die Harmonie mit sich selbst und dem Universum nur erreichen, wenn er lernt, Gott zu lieben. Seine Liebe zu Gott wird ihn dazu befähigen, nicht nur seine Mitmenschen, sondern alles von Gott Geschaffene lieben zu können.
Gott durch Liebe näher zu kommen ist für Maulana, wie für die meisten Sufis, der Weg zur wahren Erfüllung im Leben. Der Grund für seine Berühmtheit ist, dass er die Fähigkeit besaß, diese Lehre in Poesie wiederzugeben.
Die ihm, eventuell fälschlich, zugeschriebenen Verse[11][12] drücken dieses Verständnis aus:
Komm! Komm! Wer du auch bist!
Wenn du auch Götzendiener oder Feueranbeter bist.
Komm wieder! Dies ist die Tür der Hoffnung, nicht der Hoffnungslosigkeit.
Auch wenn du tausendmal dein Versprechen gebrochen hast.
Komm! Komm wieder!
Er beschrieb mit derselben Sprachgewandtheit die Freude, Gott näher zu kommen, wie die Trauer, von Gott getrennt sein zu müssen. Wie andere mystische Dichter bezeichnete er Gott als den Geliebten und die menschliche Seele, die auf der Suche nach Gott ist, als den Liebenden.
Besonders bekannt sind auch seine Vierzeiler, die in knappen Worten Lebensweisheiten ausdrücken:
„Glaubst du, ich weiß, was ich tue?
Dass ich einen Atemzug lang oder einen halben mir selber angehöre?
Nicht mehr, als eine Feder weiß, was sie schreibt,
oder der Ball vermuten kann, wohin er gleich fliegt.“
Ein berühmtes Gedicht aus dem Mas̱nawī-e ma‘nawī, das von Friedrich Rückert (1788–1866) vorzüglich ins Deutsche übertragen wurde, behandelt den Transformationsprozess des menschlichen Daseins und erinnert an den buddhistischen Kreislauf des Lebens, aber auch an Aspekte des Neuplatonismus.
UNESCO hat das Jahr 2007 zum Jahr von ‚Rumi-Balkhi‘ erklärt. Aus Anlass seines 800. Geburtsjahres ließ die Weltorganisation eine ‚Rumi-Balkhi‘-Medaille prägen.[14]
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