Scheich Ǧaʿfar Kāšif al-Ġiṭāʾ (persisch جعفر کاشف‌الغطا; arabisch جعفر كاشف الغطاء; * um 1751; † 1812 oder 1813) war ein imamitischer Rechtsgelehrter und Theologe aus der schiitischen heiligen Stadt Nadschaf im südlichen Irak.

Kaschif al-Ghita war der Gründer einer Familie schiitischer Ulama und Mudschtahidun. Seine Söhne waren Scheich Musa ibn Dschafar (1766–1827), Scheich Ali ibn Dschafar (gest. 1837) und Scheich Hasan ibn Dschafar (1776–1848).[1]

Er war einer der berühmtesten Schüler Wahid Bihbihanis[2] (1706–1792) in Kerbela, von dem er eine Lehrerlaubnis (idschaza) erhielt, und Schüler von Bahr ul-Ulum (1743–1798) in Nadschaf.

Kaschif al-Ghita führte in Nadschaf den Widerstand während der Belagerung durch die Wahhabiten im Jahr 1805 an und war an einen blutigen Konflikt zwischen zwei Fraktionen der Bewohner seiner Heimatstadt beteiligt, was zu einer über ein Jahrhundert anhaltenden Fehde führte.[3]

Er ist Verfasser zahlreicher Werke.

Kaschf al-Ghita

Sein berühmtestes Werk ist sein fiqh (islamische Jurisprudenz) -Textbuch Kaschf al-Ghita ("Das Wegziehen der Hülle") zur Widerlegung des Achbarismus,[4] nach dem der Verfasser selbst betitelt ist.[5]

In dem um 1809 verfassten Werk führte er nach Heinz Halm aus, dass im Falle der Abwesenheit des Imams die Mudschtahids – genauer: der beste (afḍal) von ihnen – das Recht hätten, zum Dschihad auszurufen.[6]

Er ermächtige Fath Ali Schah, den Dschihad „gegen die Russen zu führen und den Beuteanteil des Imams zum Nutzen der Muslime zu verwenden“[7]:

„Da ich ein Muǧtahid bin und einer von denen, die in Anspruch nehmen können, der Agent des Herrn der Zeit (d.h. des Imams) zu sein, gestatte ich dem Sultan … Fatḥ ʿAlī Šāh, zu nehmen, was für die Ausrüstung von Soldaten und Armeen notwendig ist, und es zur Vertreibung der Ungläubigen, Rebellen und Apostaten zu verwenden.[8]

Literatur

  • Madelung, W. "Kās̲h̲if al-G̲h̲iṭāʾ." Encyclopaedia of Islam, Second Edition
  • Momen, Moojan, An Introduction to Shi'i Islam, Yale University Press, 1985
  • Behrooz Moazami: State, Religion, and Revolution in Iran, 1796 to the Present. 2013 (1743 1812&f=false Online-Auszug)
  • Meir Litvak: Shi'i Scholars of Nineteenth-Century Iraq: The 'Ulama' of Najaf and Karbala'. (Cambridge Middle East Studies, Band 10)
  • Cole, Juan Ricardo: Sacred space and holy war : the politics, culture and history of Shi’ite Islam, IB Tauris, 2002, ISBN 1-86064-736-7
  • Heinz Halm: Die Schia. 1988
  • Zackery M. Heem: Usuli Shi'ism: The emergence of an Islamic Reform Movement in Early Modern Iraq and Iran. Dissertation (The University of Utah) August 2011 (Online) * Chibli Mallat: The Renewal of Islamic Law: Muhammad Baqer As-Sadr, Najaf and the Shi'i International (Cambridge Middle East Library 29). Cambridge University Press 2008 (Online-Auszug)
  • Orkhan Mir-Kasimov: Unity in Diversity: Mysticism, Messianism and the Construction of Religious Authority in Islam (Islamic History and Civilization) 2013 (Online-Auszug)
  • Ann K. S. Lambton: 'A Nineteenth Century View of Jihad', Studia Islamica, No. XXXII, 1970, S. 181–192
  • Robert Gleave (Hrsg.): Religion and Society in Qajar Iran. 2004 (Online-Auszug)

Einzelnachweise und Fußnoten

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