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Film von Rainer Werner Fassbinder (1972) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die bitteren Tränen der Petra von Kant ist ein Filmdrama des deutschen Regisseurs, Autors und Darstellers Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1972. Es basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Fassbinder, das unter Regie von Peer Raben 1971 bei den vierten Experimenta-Theaterwochen im Frankfurter Theater am Turm uraufgeführt wurde.[1]
Film | |
Titel | Die bitteren Tränen der Petra von Kant |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1972 |
Länge | 124 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | Rainer Werner Fassbinder |
Drehbuch | Rainer Werner Fassbinder |
Produktion | Michael Fengler (ungenannt) |
Musik | The Platters, The Walker Brothers, Giuseppe Verdi |
Kamera | Michael Ballhaus |
Schnitt | Thea Eymèsz |
Besetzung | |
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Die reiche und erfolgreiche Modeschöpferin Petra von Kant lebt mit ihrer Sekretärin Marlene in einer luxuriösen Bremer Wohnung. Ihr erster Mann starb bei einem Autounfall, eine zweite Ehe ging vor kurzem in die Brüche. Obwohl Kant einsam ist, behandelt sie ihre schweigsame Sekretärin Marlene wie eine Sklavin und demütigt sie regelmäßig.
Durch ihre Freundin, die Baronin von Grasenabb, lernt sie das junge Model Karin Thimm kennen, das in Australien lebt und dort einen Ehemann hat. Petra von Kant verliebt sich in Karin und lädt sie zu sich nach Hause ein. Um die junge Frau an sich zu binden, bietet Kant ihr eine Anstellung als Mannequin an. Die beiden ziehen zusammen und werden ein Paar. Doch Karin ist der Beziehung schon bald überdrüssig und hat Affären, die sie kaum verheimlicht. Als ihr Mann nach Europa kommt, will Karin zu ihm zurückkehren. Kant ist verzweifelt und reagiert hysterisch. Sie beschimpft ihre Geliebte als „kleine, miese Hure“, beteuert aber gleichzeitig ihre tiefe Zuneigung und Liebe und lässt sie schließlich gehen.
Nachdem Karin ausgezogen ist, tröstet sich Petra von Kant mit Alkohol über den Verlust hinweg. An ihrem Geburtstag erhält sie Besuch von ihrer Mutter und ihrer Tochter Gabriele. Sie gelangt zu der Erkenntnis, dass sie Karin nie richtig geliebt hat, sondern sie nur besitzen wollte, und sieht ein: „Man muss lernen zu lieben, ohne zu fordern“. Als die Gäste gegangen sind, entschuldigt sich Kant bei ihrer Dienerin Marlene für die jahrelangen Erniedrigungen und bietet ihr die Freundschaft an. Marlene verlässt ihre Herrin jedoch ohne ein Wort des Abschieds.
Rainer Werner Fassbinder schrieb das Drehbuch auf der Grundlage seines eigenen Theaterstücks. Im Vorspann widmete er den Film „dem, der hier Marlene wurde“. Nach Aussagen aus dem engsten Fassbinder-Umfeld (Kurt Raab, Harry Baer) war damit in erster Linie Peer Raben gemeint. Die stark autobiographische Ausprägung des Films (wie der meisten frühen Fassbinder-Filme) lässt natürlich auch die Deutung zu, dass die Darstellerin Irm Hermann sich als hörige Dienerin ihres Herren selbst porträtierte. Petra von Kant (gespielt von Margit Carstensen) ist nach dieser Deutung (dargelegt vor allem von Baer) Fassbinder selbst, Karin Thimm entspricht Günther Kaufmann, Sidonie von Grasenapp steht für Kurt Raab und Valerie von Kant Fassbinders Mutter Liselotte Eder.
Der Film ist wie die Vorlage in fünf Akten aufgebaut und spielt ausschließlich in von Kants Appartement. Die Einstellungen sind häufig sehr lang. Das Projekt war die 12. Zusammenarbeit zwischen Fassbinder und der Schauspielerin Hanna Schygulla und bedeutete den Durchbruch für Eva Mattes.
Die bitteren Tränen der Petra von Kant wurde im Januar 1972 in nur zehn Tagen gedreht. Das Budget betrug etwa 325.000 Mark. Der Film feierte seine Premiere am 25. Juni 1972 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1972.
Der Film hat das Image eines Films, „den die Frauen nicht mögen“. Regisseur Fassbinder äußerte sich dazu: „Ich betrachte eine Frau genau so kritisch wie einen Mann. (…) Frauen sind interessanter, denn auf der einen Seite sind sie unterdrückt, aber andererseits sind sie es nicht wirklich, weil sie diese ‚Unterdrückung‘ als Terrorinstrument benutzen. (…) Meine Filme sind für die Frauen, nicht gegen sie. Aber fast alle Frauen hassen Petra von Kant – jedenfalls die, die die Arten von Problemen haben, von denen der Film handelt, die das aber nicht zugeben wollen. Das kann ich nicht ändern. (…) Alles in allem finde ich das Verhalten der Frauen genau so schrecklich wie das Verhalten der Männer, und ich versuche, die Gründe dafür zu illustrieren und vor allem zu zeigen, daß wir fehlgeleitet werden durch unsere Erziehung und durch die Gesellschaft, in der wir leben. Meine Beschreibung dieser Verhältnisse ist nicht frauenfeindlich. Sie ist ehrlich…“[2]
Die „miese, kleine Hure“ Karin Thimm trug den Namen einer Journalistin der Münchener Abendzeitung, die Fassbinder und der Action-Theater-Truppe zuerst ablehnend gegenübergestanden hatte, seit dem Erfolg von Katzelmacher jedoch „plötzlich sehr freundlich“ geworden war.[3]
Die bitteren Tränen der Petra von Kant war bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1972 für einen Goldenen Bären nominiert.
1973 erhielt der Film drei Bundesfilmpreise (heute: Deutscher Filmpreis) in den Kategorien Beste Schauspielerin (Margit Carstensen und Eva Mattes) und Beste Kamera (Michael Ballhaus).[10]
Irm Hermann erhielt für die Darstellung der „Marlene“ den italienischen Darstellerpreis.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.
Der Text diente dem irischen Komponisten Gerald Barry als Grundlage für seine englischsprachige fünfaktige Oper The Bitter Tears of Petra von Kant, die am 16. September 2005 in London uraufgeführt wurde (und auch auf CD aufgezeichnet wurde). Die deutschsprachige Erstaufführung war am 4. Mai 2008 am Theater Basel.
Der Fassbinder-Film Faustrecht der Freiheit stellt eine naturalistische, schwule Variation der ‚Petra von Kant‘-Thematik dar.
Mit Peter von Kant (2022) widmete sich François Ozon einer freien Kinoadaption von Fassbinders Theaterstück und dem Film. Die französische Produktion mit Denis Ménochet, Isabelle Adjani und Hanna Schygulla in den Hauptrollen wurde als Eröffnungsfilm der 72. Berlinale ausgewählt.
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