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Film von Marcel Carné (1945) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kinder des Olymp (frz. Originaltitel Les enfants du paradis) ist ein von 1943 bis 1945 von Marcel Carné nach einem Drehbuch von Jacques Prévert gedrehter Liebesfilm. Er gilt als herausragendes Beispiel des poetischen Realismus in Frankreich. Der Film erzählt von den Beziehungen einer Frau zu vier Männern im Pariser Theatermilieu um 1835. Der deutsche Titel ist die sinngemäße Übersetzung des französischen, da der höchste Rang im Theater (französisch: paradis) auf Deutsch „Olymp“ heißt.
Film | |
Titel | Kinder des Olymp |
---|---|
Originaltitel | Les Enfants du paradis |
Produktionsland | Frankreich |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 1945 |
Länge | 190 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Marcel Carné |
Drehbuch | Jacques Prévert |
Produktion | Raymond Borderie, Fred Orain |
Musik | Maurice Thiriet, Joseph Kosma |
Kamera | Roger Hubert, Marc Fossard |
Schnitt | Henri Rust, Madeleine Bonin |
Besetzung | |
| |
→ Synchronisation |
Die vier Männerfiguren, von denen drei tatsächlich lebten, gruppieren sich um Garance, deren Schönheit und Anziehung sich niemand zu entziehen vermag. Die Handlung beginnt 1827.
Garance verlässt ihren Liebhaber, den Anarchisten und Gauner Lacenaire, und trifft auf den Pantomimen Baptiste Deburau, der sich Hals über Kopf in sie verliebt. Zunächst scheint Garance seine Liebe zu erwidern, doch Baptiste ist nicht bereit, den letzten Schritt zu tun, und so muss er zusehen, wie Garance sich mit dem selbstbewussten Schauspieler Lemaître einlässt. Sie verlässt die Stadt mit dem adligen Lebemann de Monteray, nachdem er sie gegen eine falsche Beschuldigung protegiert hat.
Nach Jahren kehrt Garance zurück, und das Liebeskarussell dreht sich erneut. Lemaître gelingt es als einzigem, sich emotional – durch seine Schauspielleidenschaft – zu lösen. Lacenaire tötet den Grafen de Monteray, um sich auf diese Weise von Garance zu befreien und ein Duell zwischen Lemaître und de Monteray zu verhindern. Im mittlerweile verheirateten Baptiste flammt die Liebe zu Garance wieder auf. Er verlässt für eine Nacht Frau und Kind, um sich mit Garance zu treffen. Als seine Frau ihn mit Garance entdeckt und zur Rede stellt, flüchtet Garance. Baptiste folgt ihr, aber Garance entschwindet in einer Kutsche, und er geht im Taumel des Straßenkarnevals unter.
Ein wesentlicher Aspekt, der die Faszination des Filmes begründet, liegt in der Konsequenz seiner Handlung. Alle Männer, so unterschiedlichen Charakters sie auch sind, verhalten sich der Frau gegenüber auf die ihnen durch ihr jeweiliges Wesen vorgegebene Weise. Die vielschichtige und immer wieder unterbrochene und kommentierte Handlung folgt den fünf Personen, die aneinander gekettet scheinen und ihr Schicksal nicht selbst bestimmen können. Bemerkenswert ist die filmische Metapher der tragischen Ironie, wenn am Schluss des Films Baptiste die Spur Garances im Gewühl von als Pierrot verkleideten Karnevalisten verliert, eben jenem Kostüm, in dem er selbst vorher auf der Bühne gestanden hat. Die Macher des Films setzen die Möglichkeiten des Mediums in einen spannungsvollen Kontrast zum Théâtre des Funambules, in dem die Figuren als Schauspieler auftreten. Der Film gilt als einzigartiges Kunstwerk – trotz der schwierigen Umstände, unter denen er im besetzten Frankreich nach dem Waffenstillstand von Compiègne entstanden ist – und entfaltet noch heute seine Wirkung. Bemerkenswert sind neben der dramatischen Stringenz und der eindrücklichen Darstellung Arlettys, Jean-Louis Barraults u. a. die alles durchdringende melancholische Poesie, unterstützt von dem von Alexandre Trauner entworfenen historischen Straßenbild, für das der Boulevard du Temple rekonstruiert wurde.
Alle künstlerischen Produktionen unterlagen der Zensur der deutschen Besatzungsmacht. Weil nur Filme von 90 Minuten Länge erlaubt waren, wurde das Projekt in zwei Halbfilme aufgespalten (Le boulevard du Crime und L'homme blanc). Außerdem musste der Film sich völlig auf private, intime Beziehungen beschränken und in einer weit entlegenen Zeit spielen. Zugleich wurde er von den Produzenten sehr groß angelegt (umfangreiche Equipe, enorme Statisterie, lange Drehzeit), damit es durch die Arbeit für diesen Film möglichst vielen Künstlern ermöglicht wurde, der Rekrutierung durch den berüchtigten STO (Service du travail obligatoire) zu entgehen, der Hunderttausende von Franzosen als Arbeitskräfte nach Deutschland deportierte. Einige Künstler konnten nur unter Pseudonym mitarbeiten, z. B. Joseph Kosma, der schon die Musik für Jean Renoirs von Joseph Goebbels verbotenes Meisterwerk Die große Illusion komponiert hatte und sich Georges Mouqué nannte. Wegen des Nahrungsmittelmangels war es schwierig, Szenen mit üppig gedecktem Tisch zu drehen – er war oft schon leer gegessen, bevor die Klappe geschlagen wurde. Robert Le Vigan, der Darsteller des Jéricho, erwies sich als Kollaborateur und wurde durch Pierre Renoir ersetzt. Carné und Prévert sollen wichtige Filmrollen versteckt gehalten haben, damit sie nicht den Besatzern in die Hände fielen. Die Uraufführung des Films fand einige Monate nach der Befreiung von Paris am 9. März 1945 in Paris statt. Dass auch Arletty wegen einer Affäre mit dem deutschen Luftwaffenoffizier Hans-Jürgen Soehring als Kollaborateurin in Haft kam, vermochte dem Ansehen und dem Erfolg des Films nicht mehr zu schaden. Als Filmarchitekt wirkte Raymond Gabutti mit.
Es existieren zwei deutsche Synchronfassungen. Die erste entstand 1947 bei der Film-Union, Teningen. Ela Elborg schrieb das Dialogbuch und Eugen Berger führte Regie.[2][3] Die zweite entstand 1964 im Auftrag der ARD bei der Beta-Technik Gesellschaft für Filmbearbeitung mbH, München. Manfred R. Köhler schrieb das Dialogbuch und führte Regie.[4][5]
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher (Kino 1947) | Synchronsprecher (TV 1964) |
---|---|---|---|
Garance | Arletty | Tina Eilers | Renate Grosser |
Baptiste Deburau | Jean-Louis Barrault | Walter Plüss | Peter Arens |
Frédérick Lemaître | Pierre Brasseur | Curt Ackermann | Harald Juhnke |
Pierre-François Lacenaire | Marcel Herrand | ? | Reinhard Glemnitz |
Jericho, Kleiderhändler | Pierre Renoir | Werner Schnicke | Walter Holten |
Nathalie | Maria Casarès | ? | Eleonore Noelle |
Graf de Monteray | Louis Salou | ? | Alf Marholm |
Anselme Deburau | Étienne Decroux | ? | Herbert Weicker |
Der Blinde | Gaston Modot | ? | Wolfgang Büttner |
Madame Hermine | Jane Marken | ? | Helen Vita |
Direktor des Funambules | Marcel Pérès | ? | Klaus W. Krause |
Celestin | Robert Dhéry | ? | Werner Uschkurat |
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