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Deutschland-Achter

Achter der deutschen Ruder-Nationalmannschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Deutschland-Achter
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Als Deutschland-Achter (auch Deutschlandachter) wird der Achter der Männer der deutschen Ruder-Nationalmannschaft bezeichnet. Der Achter gilt traditionell als das „Flaggschiff“ des Deutschen Ruderverbandes.

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Boot des Deutschland-Achters von 1968

Der Begriff „Deutschland-Achter“ wurde ab etwa 1959 für die von Rudertrainer Karl Adam in Ratzeburg betreute Mannschaft genutzt, nachdem der westdeutsche Männer-Achter überraschend deutlich die Europameisterschaft in Mâcon gewinnen konnte.[1] Bei den Olympischen Spielen 1960 beendete der „Ratzeburger Achter“ die Siegesserie der USA, die ab 1920 achtmal nacheinander die Goldmedaille gewonnen hatten.[2] Dies war auch das erste Mal, dass ein Boot bei der 2000-Meter-Olympiadistanz unter 6 Minuten blieb.[3]

Der Deutschland-Achter war in den 1960er-Jahren unter Karl Adam und Hans Lenk und weiter zwischen 1988 und 1996 sowie seit 2009 unter Ralf Holtmeyer besonders erfolgreich. Die Achter-Mannschaft der DDR, die historisch nicht als „Deutschland-Achter“ bezeichnet wurde, war zwischen etwa 1970 und 1987 in der Regel stärker als das westdeutsche Team.

Der Deutschland-Achter wurde siebenmal zur Mannschaft des Jahres in Deutschland gewählt. Inklusive der DDR-Erfolge konnten bisher sechs olympische Goldmedaillen in den Jahren 1960, 1968, 1976 (DDR), 1980 (DDR), 1988 und 2012 gewonnen werden. 19-mal wurde von einem deutschen Achter der WM-Titel gewonnen, außerdem 19-mal EM-Gold (Stand: 2022).[1]

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Geschichte

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Deutschland-Achter 1964

Zwei Olympiasiege in den 1960er-Jahren

Die Erfolgsgeschichte des Deutschland-Achters begann 1959 mit dem Gewinn der Europameisterschaft. Im Jahr darauf siegte das von Karl Adam betreute Boot bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom in der unveränderten Besetzung Klaus Bittner, Karl-Heinz Hopp, Hans Lenk, Manfred Rulffs, Frank Schepke, Kraft Schepke, Walter Schröder und Karl-Heinrich von Groddeck mit Steuermann Willi Padge vor Kanada und Tschechien mit deutlichem Vorsprung.[4] Es folgten vier Europa- und zwei Weltmeistertitel, wobei die Europameistertitel 1963, 1965 und 1967 Weltmeisterschaftscharakter hatten, weil sie u. a. gegen die USA und teilweise gegen Australien gewonnen wurden. 1965 setzte sich der Deutschland-Achter aus einer Renngemeinschaft mit einer Stammbesetzung aus Ratzeburg und Lübeck zusammen. Die Mannschaft mit Horst Meyer, Dirk Schreyer, Christian Prey, Klaus Behrens, Dagobert Thometschek, Jürgen Schröder, Hans-Jürgen Wallbrecht, Klaus Aeffke und Stm. Peter Niehusen gewann nicht nur die Europameisterschaften in Duisburg u. a. gegen die Sowjetunion und die USA, sondern auch den Grand Challenge Cup der Henley Royal Regatta, hier mit Steuermann Bertold Mainka, gegen den Olympiasieger 1964 vom Vesper Boat Club (USA) im Streckenrekord.

Der im Folgejahr vom neuen Schlagmann Horst Meyer und Dirk Schreyer sowie dem 60er-Olympiasieger Hans Lenk als Trainer neu gebildete Deutschland-Achter aus Ruderern einer nun bundesweiten Renngemeinschaft gewann das Achterrennen der Ruder-Weltmeisterschaften 1966 in Bled in der Besetzung Peter Kuhn, Lutz Ulbricht, Michael Schwan, Peter Hertel, Ulrich Luhn, Rüdiger Henning, Dirk Schreyer, Horst Meyer und Stm. Peter Niehusen. Die Europameisterschaften im Achter 1967 in Vichy wurde u. a. gegen die Sowjetunion und die USA gewonnen in der veränderten Mannschaftsbesetzung mit Roland Böse, Jörg Siebert, Egbert Hirschfelder, Wolfgang Hottenrott, Ulrich Luhn, Rüdiger Henning, Dirk Schreyer, Schlagmann Horst Meyer und Stm. Gunther Tiersch.

Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio war der Deutschland-Achter den USA (Vesper Boat Club) unterlegen und gewann die Silbermedaille. Obwohl bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt der Bugmann Roland Böse am Finaltag erkrankt war, konnte in ersatzgeschwächter Besetzung durch Niko Ott, Jörg Siebert, Egbert Hirschfelder, Wolfgang Hottenrott, Lutz Ulbricht, Rüdiger Henning, Dirk Schreyer, Schlagmann Horst Meyer und Stm. Gunther Tiersch in einem knappen Rennen wieder die Goldmedaille errungen werden. Das war der vorläufige Höhepunkt für den Deutschland-Achter, der bei den Olympischen Spielen in München 1972 mit Steuermann Manfred Klein nicht über einen fünften Platz hinauskam. Mit der olympischen Goldmedaille 1968 in Mexiko, der olympischen Silbermedaille 1964 in Tokio und sechs Welt- und Europameistschafts-Siegen 1962, 1963, 1964, 1965, 1966 und 1967 gilt Schlagmann Horst Meyer als der international erfolgreichste Achterruderer.

Erfolgreiche 1980er- und 1990er-Jahre

Erst unter dem neuen Trainer Ralf Holtmeyer konnte man wieder an alte Erfolge anknüpfen. Die Olympischen Spiele 1988 in Seoul bescherten eine im Vorjahr nicht für möglich gehaltene Goldmedaille für das neu formierte Team um Schlagmann Bahne Rabe. Dieser wurde 1989 von Roland Baar abgelöst, der mit seinem Team dreimal in Folge die Weltmeisterschaften gewinnen konnte und in Barcelona 1992 die Bronzemedaille errang. Nach dieser Saison verließ Steuermann Manfred Klein das Team.

Nach WM-Titeln 1991, 1993 und 1995 gewann der Deutschland-Achter in Atlanta 1996 die olympische Silbermedaille. Roland Baar beendete mit diesem Erfolg seine Karriere, in der er zwei Olympiamedaillen errungen hatte und fünfmal Weltmeister geworden war. Neben ihm haben bis 1996 Ruderer wie Ansgar Wessling (olympisches Gold 1988 und Bronze 1992, Weltmeister 1989 und 1991), Dirk Balster (Weltmeister 1989, 1990 und 1991), Thorsten Streppelhoff (Weltmeister 1991 und 1993, olympisches Bronze 1992 und Silber 1996), Martin Steffes-Mies (Weltmeister 1989, 1990, 1991 und 1993) und Frank Richter (Weltmeister 1990, 1993 und 1995, olympisches Bronze 1992 und Silber 1996) die Achter-Crews geprägt.

1998 wurde der Deutschland-Achter mit dem neuen Schlagmann Marc Weber Vizeweltmeister, danach gab es jedoch ein Leistungstief, und das Boot konnte sich nicht für die Olympischen Spiele in Sydney qualifizieren.

Neuaufbau, Weltmeistertitel und olympische Ruderregatta 2008

Nach diesem Misserfolg übernahm Dieter Grahn den Trainerposten, stellte die gesamte Mannschaft neu auf und konnte mit dem um Schlagmann Michael Ruhe neu gebildeten Achter erste Erfolge feiern. Schon 2001 wurde das Boot bei den Weltmeisterschaften in Luzern mit der Bronzemedaille ausgezeichnet, im Jahr darauf erreichte das Team mit Steuermann Peter Thiede den zweiten Rang bei der WM in Sevilla.

Nach dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Athen gewann der Deutschland-Achter um den neuen Schlagmann Bernd Heidicker bei den Weltmeisterschaften 2006 in Eton zum ersten Mal seit 1995 wieder den Titel. Bei den Weltmeisterschaften 2007 in München sicherte der Achter mit dem Gewinn der Silbermedaille die Olympiaqualifikation ab und platzierte sich als beste Männermannschaft des ansonsten enttäuschenden Deutschen Ruderverbandes. Nach schwachen Saisonleistungen im Jahr 2008 wurde dem Erfolgstrainer Dieter Grahn die Verantwortung für das Boot entzogen[5] sowie die komplette Weltmeistermannschaft durch eine neue Mannschaft um Schlagmann Andreas Penkner ersetzt. Der bisherige Assistenztrainer Christian Viedt fungierte als Interimstrainer bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Diese Entscheidung wurde heftig kritisiert. Tatsächlich landete der Deutschland-Achter sowohl im Vor- als auch im Hoffnungslauf jeweils nur auf dem letzten Platz und verlor auch das B-Finale gegen Gastgeber China.

Gegenwart

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Der Deutschland-Achter beim Heimsieg bei der EM 2016

Nach den Olympischen Spielen 2008 übernahm Ralf Holtmeyer zum zweiten Mal als Trainer den Deutschland-Achter. Er schaffte es, das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes wieder auf Kurs zu bringen: Der Deutschland-Achter blieb bis Juli 2013 fünf Jahre ungeschlagen[6] und wurde 2009, 2010 und 2011 Weltmeister. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde er seiner Favoritenrolle gerecht und gewann erstmals nach 1988 wieder die Goldmedaille. 2009 und 2010 war Sebastian Schmidt der Schlagmann des erfolgreichen Bootes, von 2011 bis 2013 war es Kristof Wilke.

Im Olympiazyklus ab 2013 entwickelte sich zwischen dem Deutschland-Achter und dem britischen Achter ein Duell um die Weltspitze. Die deutsche Mannschaft konnte dabei von 2013 bis 2016 viermal den Europameistertitel gewinnen, während die Briten ab 2013 dreimal in Folge das Achterrennen der Weltmeisterschaften vor dem Deutschland-Achter gewinnen konnten. Im Finale des Achterwettbewerbs bei den Olympischen Sommerspielen 2016 behielten die Briten ebenfalls die Oberhand und gewannen Gold vor dem Deutschland-Achter auf dem Silberrang.

Ab der Saison 2017 übernahm Uwe Bender als Trainer den Achter von Holtmeyer, der in der Folge leitender Bundestrainer beim Deutschen Ruderverband wurde. Der Deutschland-Achter um Schlagmann Hannes Ocik aus Schwerin gewann 2017 und 2018 jeweils den Welt- und Europameistertitel.

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Platzierungen

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Weitere Informationen Jahr, Veranstaltung ...

Anmerkungen: Die Teilnahmen des Deutschland-Achters an den Ruder-Europameisterschaften bis einschließlich 1958 sind unvollständig bekannt. Auch über eine mögliche Teilnahme an den Ruder-Weltmeisterschaften 1970 sind keine Daten vorhanden. Die Ergebnisse des Männer-Achters der DDR sind nicht in dieser Liste enthalten.

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Stützpunkt

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Standort Deutschland-Achter am Bundesleistungszentrum Dortmund

Zu Zeiten Karl Adams trainierte der Deutschland-Achter an der Ruderakademie Ratzeburg, wo Adam zu der Zeit als Lehrer arbeitete. Bis 1965 wurde der Achter weitestgehend mit Ruderern aus Ratzeburg und Lübeck besetzt, danach zogen mehr und mehr Ruderer aus dem westdeutschen Bundesgebiet in die Mannschaft ein, die fortan durch eine Renngemeinschaft gebildet wurde. Die Erfolgsserie des Achters in den 1960er-Jahren ist bis heute eng mit dem Standort Ratzeburg und dem dort ansässigen Ruderclub verbunden.

Seit der zweiten Erfolgsserie des Achters ab Mitte der 1980er-Jahre unter Ralf Holtmeyer trainiert der Deutschland-Achter am Bundesleistungszentrum Rudern in Dortmund, wo damals die stärksten westdeutschen Riemenruderer im sogenannten „Ruhrvierer“ trainierten. Bis heute trainieren die Ruderer des Deutschland-Achters in Dortmund, wo auch die aus demselben Kader gebildeten Mannschaften im Vierer ohne Steuermann und im Zweier ohne Steuermann stationiert sind.

Auszeichnungen

Der Deutschland-Achter wurde siebenmal zur Mannschaft des Jahres gewählt: 1959, 1960, 1962 (Ratzeburger Ruderclub), 1968, 1988, 1989 und 2012. Häufiger als der Deutschland-Achter wurde nur die Fußballnationalmannschaft der Männer gewählt. In den Jahren 2009 bis 2011, 2014, 2015 und 2017 bis 2019 wurde der deutsche Achter zudem achtmal als Mannschaft des Jahres von Nordrhein-Westfalen („Felix“) ausgezeichnet.

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Vermarktung

Den Deutschland-Achter vermarktet die in Dortmund ansässige Deutschland-Achter GmbH, die auch über Marken- und Kennzeichenrechte an der Bezeichnung Deutschland-Achter verfügt.[39] Das Verhältnis der Vermarktungsagentur zum Deutschen Ruderverband wurde im Laufe der Zeit auf eine vertragliche Grundlage gestellt. Der Verband erhält danach eine prozentuale Abgabe. Über die Aufteilung der verbleibenden Einnahmen bestimmen bei der Deutschland-Achter GmbH die Sportler durch einen von ihnen gewählten Fachbeirat.

Hauptsponsor ist seit Oktober 2010 die WILO SE aus Dortmund.[40] Der Hauptgeldgeber der deutschen Rudernationalmannschaft und damit auch des Deutschland-Achters ist allerdings das Bundesministerium des Innern über den Deutschen Ruderverband.

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Mannschaft zur Saison 2024

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Deutschland-Achter auf dem Ratzeburger See

Deutschland-Achter

Trainerteam

  • Sabine Tschäge (Trainerin)
  • Thomas Affeldt (Trainer)
  • Alexander Weihe (Trainer)
  • Christian Viedt (Trainer U23)

Literatur

  • Hans Lenk: Ratzeburger Goldwasser – vom Lago Albano bis Lambarene. Ein philosophierender Olympiasieger erinnert sich. Projekverlag, Bochum/Freiburg 2013, ISBN 978-3-89733-290-4.

Einzelnachweise

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