Der diskordianische Kalender (auch: diskordischer Kalender) ist ein Kalendersystem, das von Anhängern des Diskordianismus benutzt wird. Es teilt das Jahr in fünf 73-Tage-Zyklen (seasons) bzw. in 73 Fünf-Tage-Zyklen (Wochen). Der diskordianische Kalender ist ein Sonnenkalender, d. h. Jahreslänge und -wechsel sind identisch mit dem heute üblichen gregorianischen Kalender. Jedes Datum hat eine eindeutige und gleichbleibende Entsprechung im jeweils anderen System. Das diskordianische Kalendersystem wurde erstmals 1969/70 im Rahmen einer der späteren Auflagen der Principia Discordia publiziert. Seine Struktur basiert auf dem diskordianischen Gesetz der Fünf.
Kalenderstruktur
Monate
I | Chaos | Chs | (1. Jan. – 14. Mrz.) |
---|---|---|---|
II | Zwietracht | Dsc | (15. Mrz. – 26. Mai) |
III | Verwirrung | Cfn | (27. Mai – 7. Aug.) |
IV | Bürokratie | Bcy | (8. Aug. – 19. Okt.) |
V | Die Nachwirkung | Afm | (20. Okt. – 31. Dez.) |
Das diskordische Jahr unterteilt sich in fünf Monate zu je 73 Tagen, die auch Jahreszeiten (seasons) genannt werden (in Schaltjahren gibt es einen zusätzlichen Tag zwischen dem ersten und zweiten Monat, der aber zu keinem der beiden gezählt wird).
Der Erisische Kalender und der Zyklus der fünf Jahreszeiten leitet sich aus einer Art Schöpfungsgeschichte ab, vollständig beschrieben in einem der vielen Einschübe der Principia Discordia, dem Book of Uterus.[1] Demnach war am Anfang das Chaos, welches durch einen Zufall aus dem Nichtexistenten Chao entstand, aus dessen Zerfall die aktive Kraft der Zwietracht Discord, eine subtile Manifestation des Nichtexistenten Chao, hervorging, die – sofern sie aktiv war – den Zustand der Verwirrung, Confusion, erreichte. Confusion ist die Zeit von „Balanced Unbalance“ oder „Unbalanced Balance“. Die sich etablierende Verwirrung wurde Bureaucracy („Bürokratie“) genannt. In Zeiten von Bureaucracy wird ein Zustand von „Balanced Balance“ oder Stagnation erreicht. Nach deren Fall läutete The Aftermath („Die Nachwirkung“) ein Zeitalter der Unordnung ein. Aftermath ist die Zeit des Übergangs und der Wiederherstellung des frei fließenden Chaos, dem Zustand der anfänglichen „Unbalanced Unbalance“. Ein Zyklus, der sich fünfmal dreiundsiebzigmal wiederholt haben soll.
Die Göttin Eris selbst wird als Königin des Chaos, Tochter des Discord und Konkubine der Confusion bezeichnet.
Tage
Die 5 Wochentage | |
---|---|
1. Sweetmorn | (SM) |
2. Boomtime | (BT) |
3. Pungenday | (PD) |
4. Prickle-Prickle | (PP) |
5. Setting Orange | (SO) |
Das diskordische Jahr hat genau 73 Wochen. Jede Woche besteht aus 5 Wochentagen. Da 365 durch 5 teilbar ist, hat das diskordianische Kalendersystem die Eigenschaft, dass alle Daten wie z. B. Geburtstage, jedes Jahr auf den gleichen diskordischen Wochentag fallen. So beginnt das Jahr (1.1.) stets mit Sweetmorn, dem ersten Wochentag, und endet zu Silvester (73.5.) stets mit Setting Orange, dem fünften und letzten Wochentag. Wobei im Englischen der Begriff Setting auch für die Umgebung gebraucht werden kann, in der ein Drogenerlebnis stattfindet. Die Wochentage sind benannt nach den fünf diskordischen „Elementen“ sweet (süß), boom (dröhnend), pungent (stechend), prickle (prickelnd) und orange (orange). Sie karikieren die esoterische Vier-Elemente- und Fünf-Elemente-Lehre.
Ebenfalls auf einer Fünf-Tage-Woche basierte der in den 1930er-Jahren in Gebrauch gewesene Sowjetische Revolutionskalender. Das Prinzip der gleichen Wochentage findet sich auch im Konzept eines Weltkalenders.
Die dem Gesetz der Fünf verpflichtete Struktur führt zu einer diskordischen Kalendereinteilung, die ausschließlich auf den Primzahlen 5 und 23 basiert (365 = (5 + 5) × (5 × 5) + 5 × 23), wobei die 23, neben der Fünf, nach der Principia Discordia ebenfalls als „heilig anerkannt“ wird.
Diskordianische Feiertage
Jeweils die fünften und die fünfzigsten Tage der fünf Monate werden zu diskordianischen Feiertagen erklärt.
Die 5 Apostelfeiertage (Apostle Holydays) finden jeweils am 5. eines jeden der 5 Monate statt. Sie sind jeweils einem der fünf (vermutlich fiktiven) Namenspatrone gewidmet:
- Patron Apostel Hung Mung (Mungtag)
- Patron Apostel Dr. Van Van Mojo’ (Mojotag)
- Patron Apostel Sri Syadasti (Syatag)
- Patron Apostel Zarathud (Zaratag)
- Patron Apostel Malaclypse der Ältere (Malatag)
diskordisch | gregorianisch | Diskord. Feiertag | Wochentag |
---|---|---|---|
5. Chaos | 5. Januar | Mungtag | Setting Orange |
50. Chaos | 19. Februar | Chaoflux | |
– | (29. Februar) | (St. Tib’s Day) | (kein Wochentag) |
5. Discord | 19. März | Mojotag | Pungenday |
50. Discord | 3. Mai | Discoflux | |
5. Confusion | 31. Mai | Syatag | Sweetmorn |
50. Confusion | 15. Juli | Confuflux | |
5. Bureaucracy | 12. August | Zaratag | Prickle-Prickle |
50. Bureaucracy | 26. September | Bureflux | |
5. The Aftermath | 24. Oktober | Malatag | Boomtime |
50. The Aftermath | 8. Dezember | Afflux |
Nach der Principia Discordia, in der die Apostel näher charakterisiert werden,[2] sollte Sri Syadasti nicht verwechselt werden mit Blessed St. Gulik the Stoned, „der nicht dieselbe Person ist, aber derselbe Apostel“.
Die 5 Monatsfeiertage (Season Holydays) finden monatlich am 50. statt. Es könnte auch behauptet werden, sie fänden 23 Tage vor Monatsende statt. Da zwischen den beiden Feiertagen eines Monats neun diskordianische Wochen liegen, mithin ein Vielfaches von 5 Tagen, fallen beide auch immer auf den gleichen Wochentag. Als deutsche Übersetzung der Monatsfeiertage finden sich auch die Bezeichnungen Chaofluss, Zwiefluss, Wirrfluss, Bürofluss und Ausfluss.
Die im Original orthographisch eigenwillige Schreibweise der Feiertage mit y (Holydays) lässt sie auch wie wholly days klingen (analog den phonetischen Wortspielen Holy Cow und Holy Chao mit wholly chao).
Der St. Tib’s Day ist kalendarisch identisch mit dem 29. Februar und findet als Feiertag ca. alle vier Jahre analog zum Schalttag statt. Dass er zwischen dem 59. und 60. Tag des ersten Monats (Chaos) eingeschoben wird und ihm auch kein eigener Wochentag zugeordnet ist, ist der Grund, warum auch in Schaltjahren Tag und Wochentag des diskordischen Kalender immer mit dem gleichen Tag im Gregorianischen Kalender korrespondieren und umgekehrt.
(Schalt)Jahre
1166 v. Chr. | 1 YOLD |
1 v. Chr. | 1166 YOLD |
1 n. Chr. | 1167 YOLD |
1834 n. Chr. | 3000 YOLD |
1959 n. Chr. | 3125 YOLD |
2000 n. Chr. | 3166 YOLD |
2022 n. Chr. | 3188 YOLD |
2023 n. Chr. | 3189 YOLD |
2024 n. Chr. | 3190 YOLD |
Beginn und damit Fixpunkt der Erisischen Zeitrechnung ist das Jahr 1166 v. Chr.
Die Absicht hinter der Jahreszählung dürfte gewesen sein, durch konsequente Anwendung des Gesetzes der Fünf, das diskordische Jahr 55 = 3125 mit dem Gründungsjahr des Diskordianismus zu synchronisieren, woraus sich die genannte Differenz von 1166 Jahren zur gregorianischen Zeitrechnung ergibt: 1959 − 55 = −1166.
In der Principia Discordia wird als Schaltrhythmus „einmal in vier Jahren“ genannt, was zu vereinzelten St.-Tib’s-Day-Disputen führte. Im gregorianischen Kalender entfallen Schalttage in vollen Jahrhunderten, die keine Jahrvierhunderte sind, so dass eine anerisisch-wortgetreue Schaltregelinterpretation ein Auseinanderdriften der Kalendersysteme um ca. drei Tage in vierhundert Jahren zur Folge hätte (analog dem früheren Julianischen Kalender). Jedoch heißt es zweifach, es handele sich um einen „immerwährenden“ und um einen „gregorianischen“ Kalenderschlüssel. Damit ist davon auszugehen, dass der St. Tib’s Day gemäß der gregorianischen Schaltregel in den Jahren 2100 (3266 YOLD), 2200 (3366 YOLD) und 2300 (3466 YOLD) entfallen wird.
Datumsformate
Während das gregorianische Datumsformat standardisiert ist (ISO 8601), sind im Diskordianismus zahlreiche Datumsvarianten möglich (und auch erwünscht). Um Jahresangaben unterscheiden zu können, steht nach diskordischen Jahren häufig YOLD, was so viel bedeutet wie Year of Our Lady of Discord („Jahr unserer Dame der Zwietracht“), eine persiflierende Anspielung an das christliche „Year of Our Lord“.
- Sweetmorn, 1. Chaos 3173 Year of Our Lady of Discord
- SM, 1 Chs 3173 YOLD
- 23. Discord
- Cfn 69
- St. Tib’s Day 3170
- Bureflux 3172
- 73.5.3173
Zur Umwandlung eines Datums in den diskordischen Kalender dient das Programm ddate (discordian date), in dem verschiedene diskordische Datumsformate einstellbar sind; ddate wird in vielen Linux-Distributionen standardmäßig mitinstalliert. Für Microsoft Windows ist ddate in der Programmsammlung CygUtils for Windows zu finden.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
Anhang: Kalendertabelle
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