flämischer Maler (1610–1690) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
David Teniers (getauft 15. Dezember1610 in Antwerpen; † 25. April1690 in Brüssel) war ein flämischer Maler, Zeichner und Kurator. Er war ein äußerst vielseitiger Künstler, der für seine umfangreiche Produktion bekannt ist. Er war ein Erneuerer in einer Vielzahl von Genres wie Historienmalerei, Genremalerei, Landschaft, Porträt und Stillleben. Er ist heute am meisten erinnert als der führende flämische Genremaler seiner Zeit. Teniers ist besonders bekannt für die Entwicklung des Bauerngenres, der Schenkstubenszene, Bilder von Kunstsammlungen und Szenen mit Alchimisten und Ärzten. Er begründete 1664 die Antwerpener Akademie.
Im Jahr 1637 heiratete er Anna Brueghel, eine Tochter Jan Brueghels d.Ä.; Trauzeuge war Rubens. Teniers’ ebenfalls gleichnamiger Sohn David Teniers III. (* 10. Juli 1638; † 11. Februar 1685) erlangte nicht die Bekanntheit seines Vaters. In seiner Tätigkeit als Tapisseriemaler liegt seine Bedeutung auf dem Gebiet der dekorativen Tapisserie.
Teniers wurde 1651 als Hofmaler und Galeriedirektor nach Brüssel berufen. Als solcher betreute er die Kunstsammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm. Für diesen schuf er 1660 das „Theatrum pictorium“, den ersten bebilderten Katalog einer Gemäldesammlung überhaupt.
Er begründete in 1664 die Antwerpener Akademie, wo junge Künstler in Zeichnen und Bildhauen ausgebildet wurden. Man hoffte, dass die Akademie beitragen könnte zur Wiederbelebung der flämischen Kunst, die nach dem Tod der führenden flämischen Künstler Rubens und Anthony van Dyck einen steilen Rückgang erlebt hatte.
David Teniers d.J. war in seinen beinahe 80 Lebensjahren sehr produktiv, hunderte seiner Werke sind erhalten, sie hängen in so gut wie jeder namhaften Gemäldegalerie. Seine Genreszenen waren bei den Sammlern seiner Zeit äußerst beliebt.[1]
Teniers schuf unter anderem bäuerliche Schenkstubenszenen mit Trinkern, Rauchern und Kartenspielern neben Motiven wie Volksfesten, Soldatenwachtstuben, Alchimisten- und Hexenküchen – insgesamt etwa 800 Bilder. Einen großen Teil seines Œuvres bilden Die Versuchungen des heiligen Antonius, von denen schätzungsweise 100 bis 200 – Teniers und seinen Schülern zugeschriebene – Versionen existieren.
Teniers ist der fruchtbarste der flämischen Bauernmaler, der sich jedoch von seinen Kunstgenossen durch eine maßvollere, minder derbe und gelassenere Auffassung der bäuerlichen Vergnügungen unterschied. Seine Bilder sind durch gemütlichen Humor, eine reiche, wohldurchdachte Komposition, eine leuchtende, frische, bisweilen an das Bunte streifende Färbung, durch geistreiche Charakteristik und frische Lebendigkeit der Darstellung ausgezeichnet. Außer Bauerntänzen, Dorfkirmessen, Schlägereien und Wirtshausszenen malte er genrehaft aufgefasste Szenen aus der Bibel, phantastische Szenen, wie die Versuchung des heiligen Antonius, Alchimisten in ihren Laboratorien, Wachtstuben mit Soldaten, das Tun und Treiben der Menschen parodierende Tierstücke (Affen, Katzen etc.), Landschaften mit Figuren und dergleichen mehr. Anfangs in einem kräftigen, bräunlichen Ton malend, eignete er sich in seiner besten Zeit einen warmen Goldton an, an dessen Stelle seit etwa 1650 ein feiner Silberton trat.
Erzherzog Leopold Wilhelm in seiner Galerie in Brüssel. Öl auf Leinwand, 123×163 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien
Das Brüsseler Vogelschießen. Öl auf Leinwand, 172×247 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien
Abrahams Dankopfer. Öl auf Leinwand, 132×103 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien
Bauernhochzeit (Bauernfreud), 1648, Öl auf Leinwand, 76,5×114 cm, Kunsthistorisches Museum Wien
Überfall auf ein Dorf (Bauernleid), 1648, Öl auf Leinwand, 77×114 cm, Kunsthistorisches Museum Wien[3]
Antonio von Moncada besiegt Bernardo Cabrera. Öl auf Kupfer, 57×70 cm. Kunsthandlung Xaver Scheidwimmer, München
Niederländische Sprichwörter, 1645–1647, Öl auf Leinwand, 120 × 207 cm, Bez.u.M.: DAVID TENIERS FEC Grantham, Belvoir Castle, Lent by the Trustees of His Grace the Duke of Rutland
Oscar Doering: David Teniers der Jüngere. In: Velhagen und Klasings Monatshefte, Jg. 9 (1894/95), Bd. 2, Heft 11, Juli 1895, S. 515–530.
Helge Siefert: Zum Ruhme des Helden. Historien- und Genremalerei des 17. und 18. Jahrhunderts aus den Beständen der Alten Pinakothek. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München 1993 (Ausstellungskatalog, München, Alte Pinakothek, 23. April – 11. Juli 1993).
Dominik Fugger: Der gnädige Blick. Das Bild des Menschen bei David Teniers d.J. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 251, 19./20. Nov. 2005, S. 69.
Margret Klinge (Kat.): Adriaen Brouwer, David Teniers the younger. Ausstellungskatalog, London, New York, Maastricht: Noortman & Brod, 1982.
Margret Klinge, Dietmar Lüdke (Hrsg.): David Teniers der Jüngere 1610–1690. Alltag und Vergnügen in Flandern. Kehrer, Heidelberg 2005, ISBN 3-925212-63-9 (Ausstellungskatalog, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 5. November 2005 – 19. Februar 2006).
Hans Vlieghe: David Teniers the Younger (1610–1690). A Biography. 2011 Brepols Publ., Turnhout (Belgien), ISBN 978-2-503-53677-4
M. Guerriaud: La gravure Mystérieuse. In: Revue d’histoire de la pharmacie, 2011. 59(371), S. 394–415. (französisch)
Klaus Bußmann, Heinz Schilling: 1648 – Krieg und Frieden in Europa. Katalogband und zwei Textbände, Münster 1998 [Dokumentation der Europaratsausstellung zum 350-jährigen Jubiläum des Westfälischen Friedens in Münster und Osnabrück.] Münster/Osnabrück 1998, ISBN 3-88789-127-9, S. 132