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Das Czech-Marusarzówna-Memorial (polnisch Memoriał Bronisława Czecha i Heleny Marusarzówny; häufig auch Czech-Marusarz-Memorial) war eine zwischen 1946 und 1994 im polnischen Zakopane ausgetragene Wettbewerbsserie im nordischen Skisport sowie in der Alpinen Kombination, welche in Erinnerung an die ehemaligen Skisportler und Widerstandskämpfer Bronisław Czech und Helena Marusarzówna abgehalten wurde. 1946 wurde das Format auf Initiative von Aktivisten des Zakopaner Wintersportvereins SNPTT-1907 ins Leben gerufen. Unter ihnen war mit Stanisław Marusarz ein Bruder der Ermordeten.[1] In den ersten Jahren wurde der Gewinner der zunächst nationalen Veranstaltung aus der Summe der erzielten Punkte im Riesenslalom, Skispringen, Skilanglauf und der Abfahrt ermittelt. Bei den Frauen flossen die Ergebnisse des Slalom- und des Abfahrtrennens in die Gesamtwertung ein. Ab 1952 wurde kein Gesamtsieger mehr ermittelt, sodass stattdessen Sieger in der Alpinen und Nordischen Kombination gekürt wurden. Zudem wurde 1952 neben der Alpinen Kombination auch ein 10-km-Langlauf bei den Frauen hinzugefügt, während bei den Männern das Programm 1955 mit dem 30-km-Langlauf erweitert wurde. Ab 1953 war der Gedenkwettbewerb zudem auch für internationale Athleten geöffnet und wurde zu einer der wichtigsten Sportveranstaltungen im Rahmen der FIS. Als solche erlangte das Memorial auch große Beliebtheit bei Spitzensportlern. So kamen beispielsweise 1956 von rund 250 Sportlerinnen und Sportler über 100 aus dem Ausland, darunter Athletinnen und Athleten aus Österreich, Bulgarien, der Tschechoslowakei, Finnland, Frankreich, Jugoslawien, der DDR, der Bundesrepublik sowie aus Rumänien, der Schweiz, Schweden, Ungarn und Italien.[2] Beim Czech-Marusarz-Memorial 1971 nahmen zum Beispiel über 200 Skisportlerinnen und Skisportler aus elf Ländern teil.[3] Dabei konnten sich unter anderem Olympiasieger wie Helmut Recknagel, Hans-Georg Aschenbach oder Paavo Lonkila in die Siegerlisten eintragen. Die Wettbewerbe erstreckten sich über mehrere Tage und fanden meist im März statt. Bis in die 1980er Jahre war das Memorial das größte in Polen organisierte Ski-Event der Nachkriegszeit. Die Bedeutung nahm mit der Etablierung des Weltcup-Formats in den verschiedenen Disziplinen sowie in Folge des August-Streiks 1980 ab.
Lage des Wettkampfortes in Polen |
Seit einigen Jahren veranstaltet der Skiverband Tatra erneut Czech-Marusarzówna-Memorial-Wettbewerbe in alpinen Disziplinen.
Bronisław Czech wurde am 25. Juli 1908 in Zakopane geboren. Er war einer der vielfältigsten und besten Skisportler in den 1920er und 1930er Jahren. So nahm er an den Olympischen Winterspielen in St. Moritz, Lake Placid und Garmisch-Partenkirchen teil. Neben dem Skifahren übte sich der mehrmalige polnische Meister auch im Segeln, in der Leichtathletik sowie im Bergsteigen. Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 schloss sich Czech einer Widerstandsgruppe an und schmuggelte Menschen sowie wichtige Dokumente über das Tatragebirge nach Ungarn.[4] Sein ehemaliger österreichischer Trainer verriet ihn, sodass er am 14. Mai 1940 als Mitglied der polnischen Heimatarmee inhaftiert, im Hotel Palace gefoltert und als einer der ersten Häftlinge in das KZ Auschwitz deportiert wurde.[5] Als er das Angebot der Nazis, deutsche Skifahrer auszubilden, ablehnte, wurde ihm die härteste Arbeit im Lager zugewiesen. Er starb am 5. Juni 1944 im Lager Auschwitz I im Alter von 35 Jahren.[5]
Helena Marusarzówna wurde am 17. Januar 1918 in Zakopane geboren. In den Jahren 1936 bis 1939 war sie die beste polnische Skirennläuferin. Sie gewann sieben Mal die polnischen Meisterschaften in den alpinen Disziplinen Abfahrt, Slalom und Kombination. Während des Zweiten Weltkriegs war Marusarzówna Kurierin. Sie führte mehrere Dutzend Menschen durch die Tatra in der Slowakei nach Ungarn und transferierte einige Materialien. Sie wurde am 25. März 1940 verhaftet und unter anderem in die Gefängnisse in Preszów, Muszyna, Nowy Sącz und Tarnów gebracht. Am 12. September 1941 wurde sie in Pogórska Wola bei Tarnów von einem Deutschen erschossen.[6]
Der Pokal für den Gewinner des Memorials wurde an einen Teilnehmer vergeben, dessen Punktesumme beim Skispringen, Skilanglauf, Slalom und bei der Abfahrt am niedrigsten war.
Jahr | Sieger | Zweiter | Dritter | Bemerkung | Beleg |
---|---|---|---|---|---|
1946 | Stefan Dziedzic | Marian Woyna-Orlewicz | Mieczysław Gąsienica Samek | [7] | |
1947 | Stefan Dziedzic | Jan Kula | Antoni Wieczorek | [8] | |
1948 | Józef Daniel Krzeptowski | Stefan Dziedzic | Jan Gąsienica-Ciaptak | [9] | |
1949 | Józef Daniel Krzeptowski | Stefan Dziedzic | Tadeusz Kwapień | ||
1950 | Stefan Dziedzic | Józef Daniel Krzeptowski | Jan Kula | ||
1951 | Józef Daniel Krzeptowski | Stefan Dziedzic | Jan Gąsienica-Ciaptak |
Die Wettkämpfe im Spezialsprunglauf fanden meist von der Wielka Krokiew statt, wobei auch hin und wieder von der Średnia Krokiew gesprungen wurde. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die Podestplatzierungen bei den Skisprung-Wettbewerben.
Bis 1951 waren die jeweiligen Disziplinen Teil der Gesamtwertung, sodass beispielsweise erst 1953 der 15-km-Langlauf der Männer als offener Wettkampf ins Programm aufgenommen wurde. Darüber hinaus wurden regelmäßig Staffelrennen abgehalten. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die Sieger in der Nordischen Kombination sowie im Skilanglauf. Bei der Recherche konnten bisher nicht alle Siegerinnen ermittelt werden.
Sieger in der Alpinen Kombination waren unter anderem Egon Zimmermann (1954), Jan Gąsienica-Ciaptak (1955, 1958), Karl Schranz (1957), Eberhard Riedel (1959), Stefan Sodat (1967) und Max Rieger (1970[173]).
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