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Wissenschaft vom Verstehen biblischer Texte, eine angewandte Form der Hermeneutik Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Biblische Hermeneutik ist die Wissenschaft vom Verstehen biblischer Texte, eine angewandte Form der Hermeneutik.
Fragen nach dem Verständnis der Bibel, und somit die ersten hermeneutischen Überlegungen, finden sich bereits in der Bibel selbst. „Verstehst du auch, was du liest?“ – diese Frage des Philippus an den beamteten Eunuchen vom äthiopischen Königshof provoziert die Antwort „Wie kann ich (denn), wenn mich niemand anleitet?“ (Apostelgeschichte 8,30 ff.).
Hermeneutik und Exegese sind voneinander zu unterscheiden. Biblische Exegese bezeichnet die konkrete Auslegung eines bestimmten biblischen Textes, Hermeneutik dagegen beleuchtet die Voraussetzungen und Ziele der Auslegung. Die beiden verhalten sich ähnlich wie Sprache und Grammatik.
Wenn Philippus im obigen Beispiel dem Kämmerer den Text erklärt, betreibt er Exegese; dabei hat seine Erklärung eine bestimmte Hermeneutik zur Grundlage: Ein alttestamentliches Prophetenwort ist für ihn von Christus her zu verstehen. Ein rabbinischer Jude sähe das anders und würde daher den Text anders auslegen.
Auf dem Weg vom Bibellesen zu dogmatischen und ethischen Einsichten[1] trifft der Bibelleser viele Entscheidungen. Denn bei der Bibelauslegung wirken mehrere Faktoren mit:[2] Zum Teil handelt es sich dabei um bewusst angewandte Regeln, z. B. „Schrift soll durch Schrift erklärt werden“, d. h., bei der Betrachtung einer einzelnen Bibelstelle ist mit zu berücksichtigen, was die Bibel sonst sagt. Das bedeutet praktisch, dass das aus dem bisherigen Bibellesen gewonnene dogmatische Bild an der Auslegung der jeweils betrachteten Bibelstelle mitwirkt.
Traditionsbewusste Christen möchten auch die bisherige Auslegung der Christenheit mit beachten. Aber auch wenn z. B. den Kirchenvätern keine Autorität zugebilligt wird, werden oft Bibelkommentare herangezogen – und auch darin schlägt sich das bisherige Verständnis der Christenheit nieder.
Andere Faktoren wirken oft unbewusst mit, etwa die Lebenserfahrung und die psychische Veranlagung (z. B. eine Neigung zur Ängstlichkeit) des Bibellesers. Auch die Motive zum Bibellesen können die Auslegung beeinflussen, außerdem die Erwartungen und die Offenheit dafür, den Text auf sich wirken zu lassen. Das Mitwirken des Verstandes als Hilfsmittel beim „Verarbeiten“ schließlich betrifft alle diese Faktoren.[3]
Wer Bibeltexte auslegt, ohne sich mit Hermeneutikfragen zu befassen, stößt rasch an Grenzen. Jede Bibelauslegung, ob an der Universität oder im Bibelkreis, wird beeinflusst von bewussten oder unbewussten theologischen Grundannahmen. Solche hermeneutischen Grundentscheidungen führen z. B. zur unterschiedlichen Beantwortung der Frage, wie die Auferstehungsberichte zu verstehen sind: Als Halluzinationen, als nachträglich entwickelte Mythen oder als historisches Geschehen?
Auch wer, unbelastet von aller Theologie, schlicht glaubt, dass der gesamte Text vom Heiligen Geist diktiert wurde, und dass man den Text einfach wörtlich so verstehen muss, wie er dasteht, stellt damit hermeneutische Regeln auf, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist.
Diese Grundeinschätzungen betreffen folgende Bereiche:
Die Bibelausleger versuchen, ihre Prinzipien philosophisch und theologisch auszuformulieren, auch wenn Entscheidungen für die Grundhaltung selbst oft intuitiv fallen.
Biblische Hermeneutik ist aus praktischen Gründen in die Hermeneutik des Alten und des Neuen Testaments aufgegliedert. Dabei sollte die Einheit der Schrift nicht aus dem Blick geraten, worum sich innerhalb der Systematischen Theologie die dogmatische Schriftlehre bemüht.
Diese Positionen gibt es analog auch in der → Biblischen Exegese; dort werden sie ausführlicher dargestellt.
Biblische Hermeneutiken erörtern die allgemeinen und besonderen Voraussetzungen des Verstehens der Bibel.
Methodenbücher beschreiben das Vorgehen bei der Bibelauslegung Schritt für Schritt. Weitere Literatur unter Biblische Exegese.
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