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Bernina Nähmaschinenfabrik

Internationaler Hersteller von Nähmaschinen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Bernina International AG (vormals Fritz Gegauf AG) mit Sitz in Steckborn in der Schweiz ist ein 1893 gegründeter Nähmaschinenhersteller. Der Ursprung des Unternehmens liegt in der Erfindung der Hohlsaum-Nähmaschine im Jahr 1893 durch Karl Friedrich Gegauf. Die bis heute entwickelten Näh- und Sticksysteme ermöglichen das Nähen, Sticken, Quilten und Overlocken.

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Geschichte

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1890–1926: Karl Friedrich Gegauf und die Erfindung der Hohlsaum-Nähmaschine

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Unternehmensgründer Karl Friedrich Gegauf und seine Söhne

Die Anfänge der heutigen Bernina International gehen auf Karl Friedrich Gegauf (* 1860 in Wahlwies; † 1926) zurück,[3] der bereits als Kind seine Leidenschaft für Technik entdeckte. Nach seinem Abschluss arbeitete er ab 1880 in der Stickmaschinenfabrik Georg Baum in Rorschach. Von 1887 bis 1892 wohnte Gegauf im Okenfiner Haus in Tägerwilen. Dessen Hintergebäude liess er umfangreich umbauen, um darin mit der Fabrikation der von ihm erfundenen Monogramm-Stickapparate zu beginnen. Den Betrieb, den er gemeinsam mit seinem Bruder Georg Gegauf unter dem Namen «Gebrüder Gegauf» leitete, verlegte er 1890 nach Steckborn. 1893 erfand Karl Friedrich Gegauf die erste Hohlsaum-Nähmaschine; damit konnten 100 Stiche pro Minute genäht werden.[4][5] 1895 zerstörte ein Grossbrand die Werkstatt der Gebrüder Gegauf vollständig, lediglich der Prototyp der Hohlsaum-Nähmaschine konnte gerettet werden.

In den 1920er Jahren kam in der Textilbranche die Kunstseide auf, die für Hohlsäume nicht geeignet war. Karl Friedrich Gegauf überlegte daher, wie einige Arbeiten bei der Herstellung von Kunstseide mit Maschinen erledigt werden könnten, wie beispielsweise das Fitzen (Unterbinden der Garnstränge). Er entwarf Pläne für eine Fitzmaschine und richtete eine neue Werkstatt für ihren Bau ein. Kurz bevor die erste Maschine hergestellt werden konnte, starb Karl Friedrich Gegauf. Seine Söhne Fritz und Gustav übernahmen 1926 das Unternehmen und produzierten unter anderem die Fitzmaschine.

1926–1958: Fritz Gegauf und die Entwicklung der ersten Haushaltsnähmaschine «Bernina»

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Fritz Gegauf führte 1932 den Markennamen «Bernina» ein

Fritz Gegauf (1893–1980)[6], einer der Söhne Karl Friedrich Gegaufs, meldete 1919 das Patent für die «Wotan-Hohlsaum-Nähmaschine» an, die für die nun «Fritz Gegauf» genannte Firma ein weiterer internationaler Erfolg wurde. In den Zeiten der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre tat sich Fritz Gegauf mit der Stickereifabrik Brütsch & Sohn in St. Gallen zusammen, die ebenfalls rote Zahlen schrieb. Bis Ende des Jahres 1932 entwickelten sie die erste Haushaltsnähmaschine, die sie «Bernina» nannten.[7][5][8] Am 26. Oktober 1937 verliess die zwanzigtausendste Maschine die Steckborner Fabrik. 1943 brachte Fritz Gegauf die erste «Bernina»-Zickzack-Nähmaschine[4] und 1945 die erste portable Zickzack-Nähmaschine der Welt auf den Markt.[9] Bis Mitte 1963 wurden in Steckborn eine Million «Bernina»-Zickzack-Nähmaschinen produziert – landläufig wurde das Unternehmen seither «Bernina» genannt.

Ab 1954 war das Modell 530, die «Bernina»-Nähmaschine, mit dem Patent eines Nähfusses, den man nur anzustecken brauchte, verkäuflich; sie hatten zudem neue Funktionen wie das halbautomatische Nähen von Knopflöchern sowie Zierstiche.[4][10]

1959–1987: Odette Gegauf-Ueltschi, der Anstecknähfuss und die vollautomatische Nähmaschine

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Odette Ueltschi übernahm 1965 die Unternehmensleitung

Odette Ueltschi wurde seit 1959 mit der Unterstützung ihres Vaters Fritz Gegauf mit der Führung der Firma vertraut gemacht und übernahm nach dem Tod ihres Bruders 1965 die Unternehmensleitung.

Mehrere wichtige Entwicklungen kamen unter der Leitung der Firma durch Odette Ueltschi-Gegauf auf den Markt: 1963 erschien die erste «Bernina»-Nähmaschine mit patentiertem, knieaktiviertem Nähfussheber. Im selben Jahr wurden in Steckborn die millionste «Bernina»-Zickzack-Nähmaschinen produziert und das Unternehmen wurde seitdem «Bernina» genannt. 1971 folgte die erste «Bernina» mit elektrischer Fusssteuerung, die sich elf Jahre lang als Spitzenmodell etablierte.[4][9] Nach der Entwicklung des Modells 930 im Jahre 1982, das erstmals über eine Stretchstich-Funktion und einen besonders leistungsstarken Motor verfügte, war die erste vollautomatische «Bernina»-Nähmaschine 1130 ein nächster grosser Schritt in der Weiterentwicklung der Nähmaschinentechnik.[9]

1988–2007: Hanspeter Ueltschi, der Nähcomputer und Bernina Thailand

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Hanspeter Ueltschi (links) und CEO Kai Hillebrandt

1988 übernahm Hanspeter Ueltschi die Führung der Firma von seiner Mutter Odette Gegauf-Ueltschi.[4] Die Führungsposition der Firma in der Nähmaschinentechnologie baute er weiter aus, dies namentlich mit der «artista 180», dem ersten Nähcomputer.[9]

Ab 1990 wurde neben dem Stammwerk in Steckborn eine Produktion in Thailand aufgebaut.[4][5] Um dem Trend der Internationalisierung und dem Erfolg der eigenen Marke Rechnung zu tragen, wurde die «Fritz Gegauf AG» in «Bernina International AG» umbenannt.«Bernina Thailand» befindet sich im Besitz der «Bernina International» und wird durch ein Schweizer Management vor Ort geführt. Weiterhin kam 2002 die erste Nähmaschine mit Windows-Betriebssystem auf den Markt.[4]

Ab 2008

Unter der Leitung von CEO Claude Dreyer (2008 bis 2020) diversifizierte Bernina u. a. in den Bereich Langarm-Quiltmaschinen und Mehrnadel-Stickmaschinen («Melco») und lancierte mehrere Nähmaschinen-Serien mit einem neuen «Bernina»-Greifersystem.[11][12] 2020 wurden zwei Overlocker mit Lufteinfädler aus eigener Entwicklung lanciert («L 850» und «L 890»).[11]

Seit 2021 steht das Unternehmen unter operativer Leitung von CEO Kai Hillebrandt. Hanspeter Ueltschi ist Verwaltungsratspräsident. Seine Kinder Katharina und Philipp Ueltschi traten in die Geschäftsleitung ein.[13]

2024 brachte das Unternehmen die Näh- und Stickmaschine «Bernina 990» auf den Markt. Die Maschine, welche sich ab 2017 in Entwicklung befand, verfügt unter anderem über Scanner, Kamera, Touchscreen und Laser. Die Ausstattung ermöglicht eine präzise Platzierung von Stickmustern, da der eingespannte Stoff im Stickrahmen visualisiert werden kann.[2]

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Unternehmen

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Firmenprofil

Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Güter und Dienstleistungen für den textilen Markt, in erster Linie Haushaltsnäh- und Sticksysteme sowie nähverwandte Produkte.[14] Die Marktleistung ist ausgerichtet auf die Bedürfnisse des textilen Gestaltens in den Bereichen Nähen, Sticken und Quilten.[15]

Vertrieb

Die Bernina International beliefert 80 Märkte weltweit über Business-to-Business-Geschäftsbeziehungen. Demnach gibt es weltweit ein Netzwerk selbständiger Händler und keinen Direktverkauf durch das Unternehmen an die Kunden. Der Verkauf erfolgt sowohl in Multibrandstores, also im Mehrmarkenumfeld, als auch vorwiegend in der Schweiz in Monobrandstores, in denen ausschliesslich die rund 300 Artikel der Bernina-Textil-Gruppe verkauft werden. Der Umsatz lag 2023 bei CHF 241 Mio.[1]

Produktionsstandorte

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Bernina-Werke in Steckborn

Die Bernina-Werke befinden sich in Steckborn in der Schweiz sowie in Lamphun in Thailand,[16] das Logistikzentrum in Appenweier.

Tochterunternehmen

Die Bernina-Textil-Gruppe ist eine global agierende Gruppe von 15 Unternehmen und in rund 80 Ländern tätig.[5][8] Tochtergesellschaften sind in Australien, Belgien, Deutschland, Neuseeland, den Niederlanden, Österreich, in der Schweiz, in Singapur und in den USA angesiedelt.[15] Das Tochterunternehmen Benartex mit Sitz in den USA vertreibt bedruckte Textilien, insbesondere Quiltstoffe. Das Tochterunternehmen OESD entwickelt und vertreibt Stickdesigns.[17] Die Firma Brewer beschäftigt sich mit der Distribution von Kurzwaren, vorwiegend in den USA. Eine weitere Tochtergesellschaft, die Melco Embroidery Systems, stellt 1-Kopf- und Mehrkopfstickmaschinen sowie Sticksoftware her.[18]

Bernette

Das Unternehmen bietet unter der Marke «Bernette» Nähmaschinen und Zubehör für Einsteiger und eine jüngere Zielgruppe an. Der Name «Bernette» setzt sich zusammen aus dem Markennamen Bernina sowie dem Namen der ehemaligen Inhaberin Odette Gegauf-Ueltschi.[19]

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Literatur

  • Daniela Dujmic-Erbe: Bernina – Der rote Faden in der Welt des Nähens. 2006, ISBN 978-3-033-01045-1.
  • Fredy Meyer: Der Erfinder Karl Friedrich Gegauf. Medien Konstanz, 2010, ISBN 978-3-942058-00-1.
  • Verein für wirtschaftshistorische Studien: Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik. Zürich 1969, Band 21.
  • 60 Jahre Bernina-Nähmaschinenfabrik. In: Thurgauer Jahrbuch. Bd. 29, 1954, S. 41–44. (e-periodica.ch)
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Commons: Bernina Nähmaschinenfabrik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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