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deutscher Pfarrer, Historiker und Heimatforscher in Westpreußen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bernhard Stadié (auch Bernhard Stadie; * 29. Juli 1833 in Marienburg (Westpreußen); † 26. November 1895 in Weißenfels) war evangelischer Pfarrer und Historiker in Preußisch Stargard, ein aktiver Heimatforscher Westpreußens, Schriftsteller sowie Verleger der Mitteldeutschen Zeitung und Kommunalpolitiker in Weißenfels.
Bernhard Stadié war ein Sohn des Danziger Archivars Wilhelm Stadie aus einer aus Ostpreußen eingewanderten prußischen Familie. Nach einem Theologiestudium in Halle und Königsberg wurde Stadié 1856 Pfarrgehilfe bei seinem zukünftigen Schwiegervater Ernst Wahl im entlegenen Groß Leistenau (Kreis Graudenz) in Westpreußen. Danach war er Rektor in Domnau, 1859–68 evangelischer Pfarrer und Lehrer an der Bürgerschule in Preußisch Stargard, dann 1868–73 Pfarrer in Neukirch, 1873–75 Neumarkt, seit 1875 Graudenz und 1887–89 Groß Krebs (Kreis Marienwerder). Aus unbekannten Gründen war er aus Graudenz strafversetzt worden und wurde dann schon nach zwei Jahren nach Konflikten mit der Gemeinde vorzeitig pensioniert. Angeblich waren Missachtung der Liturgie und seine Freisinnigkeit der Anlass. Er hatte sich allerdings inzwischen einen Namen als westpreußischer Historiker gemacht. Seit den 1860er Jahren engagierte sich Stadié in mehreren historischen Gesellschaften und veröffentlichte Arbeiten über die Geschichte Westpreußens. Besonders wichtig waren seine lokalhistorischen Arbeiten zu Preußisch Stargard, von denen eine von der Universität Jena als Promotion zum Dr. phil. angenommen wurde. Dr. Bernhard Stadie ist „weit über die Grenzen Stargards hinaus bekannt geworden“, heißt es in der 1969 veröffentlichten Stargarder Chronik,[1] er „hatte sich neben seiner amtlichen Tätigkeit mit wissenschaftlicher Forschung beschäftigt und nach sehr eingehendem Quellenstudium die bisher einzige Heimatgeschichte von Pr. Stargard geschrieben.“ Er dokumentierte außerdem frühgeschichtliche Münzfunde in der Region. Der Freimaurerloge „Viktoria zu den drei Gekrönten Thürmen“ zu Marienburg (das jetzige Malbork in Polen) widmete er als deren Mitglied ein gedrucktes Festgedicht, das aber verschollen ist.
Nach seiner Entlassung erwarb er um 1890 Druckerei und Verlag der freisinnigen Mitteldeutschen Zeitung zu Weißenfels a. d. Saale, wo er mit seiner Familie im Novalishaus, Klosterstraße 24, ansässig war. Daneben war Stadié auch kommunalpolitisch in Weißenfels aktiv und eine der führenden Persönlichkeiten in der Stadt. Bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung am 23.–25. November 1891 war er Kandidat und wurde mit der mit Abstand höchsten Stimmenzahl für die Dauer von sechs Jahren gewählt (85,14 %: 510 von 599 Stimmen). 1895 war er der Vorsitzende des Stadtparlaments und Vorstands-Mitglied des Weissenfelser Vereins für Natur- und Altertums-Kunde.
Seine schriftstellerisch tätige Frau Mathilde Wahl war Nachfahrin der westpreußischen Honoratioren- und Pfarrerfamilien Wahl, Kummer, Jackstein, Bobrik und Sperber (u. a. zurückgehend auf den theologischen Publizisten Erhardus Sperber). Sie veröffentlichte unter unbekanntem Pseudonym Romane, um das Einkommen der Familie aufzubessern. Wahrscheinlich sind die ihrem Mann zugeschriebenen patriotischen Romane, veröffentlicht in Mohrungen, in Wirklichkeit von ihr verfasst worden. Sie führte den Verlag ihres Mannes von 1895 bis 1897. Ihre leidenschaftlichen unveröffentlichten Liebesbriefe waren mehrmals Gegenstand historischer Untersuchungen zur Geschichte des deutschen Bürgertums (Budde 1994; Trepp 2000).
Sie hatten acht Kinder, von denen eines bei der Geburt starb. Unter den Nachkommen befinden sich mehrere Schriftsteller und Wissenschaftler. Die Töchter Grete und Erna Stadié wurden als Nachfolger Verlegerinnen der Mitteldeutschen Zeitung (1897 bis 1904). Der jüngste Sohn war der Pfarrer von Großzünder Dr. phil. Johannes Stadie (der um 1900 die Namensform Stadié ablegte), neben seiner Amtstätigkeit westpreußischer Lokalhistoriker und Aramäist (1925 Ruf an die Protestantische Hochschule Riga). Zwei Enkelinnen waren die Dichterin Ruth Niehaus-Stadie[2] und die weitgehend erfolglose westpreußische Schriftstellerin Edda Schultze verw. Barczewski geb. Stadie (Pseudonym Charlotte Esceha); deren Enkelin ist die historische Schriftstellerin Ellen Alpsten und einer ihrer Urenkel ist der Tänzer David Moll.[3]
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