schwedischer Finanzwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bengt-Arne Wickström (* 6. April 1948 in Borgsjö, Schweden) ist ein schwedischer Finanzwissenschaftler und Wissenschaftsmanager, der seit 2014 als Herder- und seit 2016 als Gastprofessor[1] an der Andrássy-Universität Budapest tätig ist. Er lehrte von 1992 bis zum Versetzen in den Ruhestand 2013 als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitete dort das Institut für Finanzwissenschaft der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, an deren Aufbau er wesentlich mitgewirkt hat. Wickström verband seine Lehrtätigkeit mit Verwaltungs- und wissenschaftsorganisatorischer Arbeit, mit Forschungs- und Publikationstätigkeit in seinen Schwerpunktbereichen Public Choice-Theorie, Bevölkerungsökonomie, Wohlfahrtstheorie, Theorie der Alterssicherung sowie "Ökonomie und Sprache".[2] Im Zusammenhang damit engagiert er sich in der Gesellschaft für Interlinguistik und der internationalen Esperanto-Sprachgemeinschaft.[3]
Bengt-Arne Wickström machte sein Abitur 1967 an einem berühmten Internatsgymnasium in Sigtuna bei Stockholm.
1969 schloss er ein Studium der Physik und der Mathematik am Bowdoin College in Brunswick im US-Bundesstaat Maine als Bachelor of Arts ab. Sodann ging er in den Bundesstaat New York, setzte sein Physikstudium an der Stony-Brook-Universität fort und schloss es 1970 als Master of Arts ab.
Anschließend studierte er an derselben Universität Volkswirtschaftslehre. Seinen zweiten Mastertitel erreichte er 1973 und promovierte 1975 über Ein Wirtschaftssystem mit veränderlichen Präferenzen (englisch An economic system with changeable preferences) zum Doctor of Philosophy.
Nach einem Jahr als Lehrbeauftragter an der Northwestern University in Evanston (Illinois) ging Bengt-Arne Wickström 1976 als Professor an die renommierte Norwegische Wirtschaftshochschule (NHH) in Bergen. In dieser Stadt blieb er bis 1988 hauptberuflich und von 1988 bis 1992 nebenberuflich tätig, allerdings mit Unterbrechungen durch Forschungsaufenthalte an der Universität Mannheim (Alexander-von-Humboldt-Forschungsstipendium). 1986 wechselte er von der NHH an die Universität Bergen.
Ab 1988 lehrte er als ordentlicher Professor an der Johannes Kepler Universität Linz, Österreich. 1992 nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Finanzwissenschaft an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin an, den er bis zur Versetzung in den Ruhestand 2013 innehatte.
Seit 2003 ist er außerdem Lehrbeauftragter an der Universität Lucian Blaga Sibiu, Rumänien und seit 2007 auch Honorarprofessor der Universidad de La Habana, Kuba.
Zu seinen Lehrgebieten gehören außer der allgemeinen Finanzwissenschaft die Wohlfahrtstheorie, die Theorie der Alterssicherung sowie der Bereich "Ökonomie und Sprache".
Gastaufenthalte führten ihn zwischen 1995 und 2012 unter anderem an die Universitäten in Orléans (Frankreich), Stockholm (Schweden), Bergen (Norwegen), München, Canberra (Australian National University), Paris (Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, Frankreich), in Haifa (Israel), Havanna (Kuba), Ramat-Gan (Bar-Ilan-Universität, Israel), Rom (La Sapienza, Italien), Shanghai (Fudan-Universität, China), in Bozen (Freie Universität, Italien) und Wuhan (Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchinas).
Bereits 2006 bis 2010 behandelten Bengt-Arne Wickström und Jürgen van Buer jeweils in Vorlesungen und Seminaren an der Humboldt-Universität die Beziehungen zwischen Ökonomie und Sprache.
Wickström bildete dann gemeinsam mit Michele Gazzola und Torsten Templin die Forschungsgruppe „Ökonomie und Sprache“, REAL. Sie hat 2013 die Konferenz „The Economics of Language Policy“, 2015 das Symposium „Economics, Linguistic Justice and Language Policy“ und 2017 das Symposium „Language Skills for Economic and Social Inclusion“ organisiert. Von 2014 bis 2019 war sie an die Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin[4] angebunden und war Teil des interdisziplinären MIME-Projekts (Mobilität und Inklusion in einem vielsprachigen Europa”), welches durch die EU-Kommission gefördert wurde (7. Rahmenprogramm). Seit 2020 ist sie an der Ulster University angesiedelt.[5]
Ziel der Forschungsgruppe ist die Weiterentwicklung und Anwendung des ökonomischen Ansatzes und der Methoden der Politikanalyse in den Sprachwissenschaften. Forschungsschwerpunkte sind Sprachendynamik, Sprachpolitik, Ökonomie der Sprache und Sprachenrechte.
Bengt-Arne Wickström gehörte den Redaktionsausschüssen mehrerer wirtschaftswissenschaftlicher Zeitschriften an: Journal of Population Economics (1988–2006) und Public Choice (1990–2016).
Bengt-Arne Wickström stellte sich unterschiedlichen Verwaltungsaufgaben und der Mitarbeit in einigen Gremien.
Er nahm seit 1988 verschiedene Aufgaben im Verein für Socialpolitik (VfS) wahr; unter anderem war er 2001–2005 Vorsitzender des Ausschusses für Bevölkerungsökonomie des Vereins und 2005–2009 Vorsitzender des Finanzwissenschaftlichen Ausschusses.
Seit 1992 ist er Senator der Internationalen Akademie der Wissenschaften San Marino (AIS).
Das Symposium europäischer Kommunikationskybernetiker und Interlinguisten mit dem Rahmenthema „Kybernetische Visionen - (Re)Vision der Kybernetik“ im November 1999 an der Humboldt-Universität zu Berlin leitete er sowohl als Gastgeber als auch als Dekan der Sektion Kybernetik der AIS San Marino gemeinsam mit Heinz Lohse (Leipzig), Direktor der Institut für Kybernetik Berlin / Gesellschaft für Kommunikationskybernetik e. V. und Siegfried Piotrowski (Hagen), Präsident des Europa Klub / Gesellschaft für sprachgrenzübergreifende europäische Verständigung e. V.[6]
Von 2001 bis 2003 war Wickström Vizepräsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Er leistete seinen Beitrag, um die universitären Forschungskooperationen des DIW weiter auszubauen und sowohl die enge Verbindung mit der Berliner Wissenschaftsszene als auch die internationale Vernetzung insbesondere im europäischen Bereich zu erweitern.
Er war Örtlicher Veranstalter der sechsten Jahrestagung der European Society for Population Economics in Gmunden (bei Linz), Österreich (Juni 1992), Vorsitzender des Programmkomitees und örtlicher Veranstalter der Jahrestagung der European Public Choice Society in Berlin (April 2004) und Vorsitzender des Local Organizing Committee der European Association for Research in Industrial Economics(EARIE) in Berlin (September 2004).
Als externer Gutachter und Mitglied der Planungskommission Gesellschaftswissenschaften des Hochschulstrukturkonzeptes der Universität Osnabrück wirkte er 1996.
Bengt Arne-Wickström war privat und in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit den Problemen der internationalen sprachlichen Kommunikation unmittelbar konfrontiert. Seine Kinder, die in der Esperanto-Jugend aktiv wurden, wuchsen mit Englisch (Sprache der Mutter), Schwedisch (Muttersprache des Vaters), Norwegisch und Deutsch (Sprachen der Länder, in denen die Familie lebte) auf. Wickström beherrscht außerdem Französisch und Spanisch.
Deshalb interessierten ihn zunehmend Probleme der Mehrsprachigkeit, des Sprachenlernens und der Sprachgerechtigkeit.
Die internationale Sprache Esperanto lernte und verwendete Wickström bereits als Schüler und Gymnasiast in Schweden, aber erst in Norwegen und mit der Teilnahme am Esperanto-Weltkongresses in Warschau 1987 wurde er in der Esperanto-Bewegung aktiv und nutzt die Sprache seitdem für die private und wissenschaftliche Kommunikation.[7]
Er war Mitglied des Organisationskomitees für die Esperanto-Weltkongresse in Bergen (1991) und Wien (1992).
Als Vorsitzender des Örtlichen Kongresskomitees (Loka Kongresa Komitato) leitete er von 1995 bis Mai 1999 die Vorbereitungsarbeiten für den 84. Esperanto-Weltkongress in Berlin (1999), der unter der Schirmherrschaft des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog mit mehr als 2700 Esperanto-Sprechern aus 66 Ländern zum Kongressthema „Globalisierung – eine Chance für den Frieden?“ stattfand. Wickström kümmerte sich um das Ehrenkomitee des Kongresses, dem hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur angehörten.
Mehr als 190 Einzelveranstaltungen – wissenschaftliche, kulturell-künstlerische und andere – waren in der Durchführungsphase zu koordinieren, in der Wickström Leiter des Kongresszentrums (ICC) war.
Wickström ist seit 1993 Mitglied der Gesellschaft für Interlinguistik. Er hielt Vorträge im Rahmen der Jahrestagungen in Berlin zu den Themen „Ökonomie und Sprache“ (2008), „Sprachplanung und Kosten“ (2016), „Kostenbasierte Sprachplanung“ (2017) und „Prozentregel, Gebietskörperschaft und die erfolgreiche Diskriminierung einer Minderheit: Ein paar Beispiele aus Siebenbürgen und der Südslowakei“ (2019).[8]
Die Vorträge wurden publiziert in den Beiheften zum GIL-Bulletin „Interlinguistische Informationen“, herausgegeben 2009–2010 von Sabine Fiedler und ab 2011 von Cyril Brosch und Sabine Fiedler.
Wickström arbeitet mit anderen GIL-Mitgliedern im Rahmen von Forschungsprojekten zusammen, beispielsweise mit Michele Gazzola, Cyrill Brosch und Sabine Fiedler im Projekt MIME. Siehe auch unter Schriften.[4]
Als Gastgeber eröffnete Wickström das gemeinsame Interlinguistik-Kolloquium für Wilhelm Ostwald der Gesellschaft für Interlinguistik, der Wilhelm-Ostwald-Gesellschaft zu Großbothen und der Esperanto-Liga Berlin mit einer Ostwald-Ausstellung des Archivs der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im November 1996 in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.[9]
Anlass war der Vortrag Ostwalds „Die internationale Hilfssprache und das Esperanto“[10], gehalten 1906 in der gerade im selben Gebäude neu eröffneten Handels-Hochschule Berlin, die als Hochschuleinrichtung mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt mit dem 1886 als volkswirtschaftlich orientiertes Universitätsinstitut gegründeten Staatswissenschaftlich-Statistischen Seminar an der Friedrich-Wilhelms-Universität 1946 zur Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin zusammengeführt wurde.[11]
Mit dem Blick auf die Jubiläen bezog Wickström in seiner Eröffnungsrede die Worte Ostwalds von 1906 „Die Sorge der alten Praktiker, dass der wissenschaftlich gebildete Kaufmann zu gelehrt, das heißt unbrauchbar würde, hat sich als unbegründet erwiesen.“ auch auf die Ausbildung seiner Studenten. Und im Sinne Ostwalds, der feststellte „Das Wesentliche dieser neuen Bewegung[Anm 1] liegt in der Erkenntnis, dass der Wissenschaft alle Gebiete des Lebens zugänglich sind.“ betonte Wickström den Wert der Interlinguistik auch für seine Fakultät.[12]
Bengt-Arne Wickström ist verheiratet mit der US-amerikanischen Sprachlehrerin Judith Wickström-Haber und seit seiner Tätigkeit in Linz österreichischer Staatsbürger. Seine Frau unterrichtet Englisch an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Er hat zwei erwachsene Kinder. Sein Sohn David-Emil (geb. 1978 in Bergen) ist Professor an der Popakademie Baden-Württemberg, seine Tochter Anna-Laura (geb. 1980 in Bergen) promovierte Mathematikerin.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.