Loading AI tools
Stadtteil von Frankfurt am Main Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Gutleutviertel ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main.
Gutleutviertel 10. Stadtteil von Frankfurt am Main | |
---|---|
Koordinaten | 50° 6′ 6″ N, 8° 39′ 34″ O |
Fläche | 1,792 km² |
Einwohner | 7164 (31. Dez. 2022) |
Bevölkerungsdichte | 3998 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 60327, 60329 |
Vorwahl | 069 |
Website | www.frankfurt.de |
Gliederung | |
Ortsbezirk | 1 – Innenstadt I |
Stadtbezirke |
|
Verkehrsanbindung | |
Straßenbahn | |
Bus | 33 35 37 46 N11 N12 N16 |
Quelle: Einwohner mit Hauptwohnung in Frankfurt am Main. (PDF) In: Statistik aktuell, 03/2023. Abgerufen am 7. Juni 2023. |
Das Gutleutviertel liegt am Nordufer des Mains. Im Osten reicht es über die Friedensbrücke hinaus bis zur Wiesenhüttenstraße, wo das Bahnhofsviertel beginnt. Im Westen grenzt es unmittelbar vor der Europabrücke, auf der die A 5 über den Main geführt wird, an den Stadtteil Griesheim. Im Norden wird es vom Gallus und den vom Hauptbahnhof nach Westen führenden Gleisen begrenzt.[1]
Das Gutleutviertel war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kein strukturiertes Stadtviertel, sondern eine landwirtschaftlich genutzte Fläche vor den Toren der Stadt. Dort lag nach einem zeitgenössischen Bericht (1532) vor dem Galgentor ungefähr eine gute viertel Stunde „hart an dem Mayn den Strom hinunter“ der Gutleuthof, der die Geschichte dieses Gebiets prägte.
Die im Grunde freie Fläche des Bahnhofsviertels und des Gutleutviertels nutzten die Stadtplaner Ende des 19. Jahrhunderts zur Errichtung einer Reihe von Infrastrukturobjekten.
1849 wird nahe der Ostgrenze des Viertels die Friedensbrücke (damals: Main-Neckar-Eisenbahnbrücke, später Wilhelmsbrücke) eröffnet.
1877 wurde in diesem Gebiet die Gutleutkaserne errichtet. Sie war bis zum Ende des Kaiserreichs Unterkunft des 1. Kurhessischen Infanterie-Regiments Nr. 81. Nach der Nutzung durch die Wehrmacht wurde die Kaserne im Jahre 1945 von der US Army in Beschlag genommen, die bis 1977 blieb. Im Jahre 1985 renovierte man die Backsteinfassade des Gebäudekomplexes. 1994 wurde nach fünfjähriger Umbauzeit aus dem ehemaligen Militärbau ein Behördenzentrum. Auf dessen sich anschließendem Gelände sind u. a. mehrere Finanzämter, das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Frankfurt der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung sowie das Sozial- und Arbeitsgericht Frankfurt und das Hessische Landesarbeitsgericht errichtet worden.
Unter Oberbürgermeister Miquel wird 1886 der Westhafen am Mainufer im Gutleutviertel eingeweiht. Auf diesem Gelände lag auch der alte „Grindbrunnen“, der bereits im 13. Jahrhundert erwähnt wurde.[2] Der Brunnen war noch im Jahr 1839 neu gefasst worden, wurde aber dann anlässlich der Einweihung des Westhafens ins Nizza, der Main-Uferpromenade des Bahnhofsviertels, verlegt.
An der Nordgrenze des Gebietes wird 1888 auf dem ehemaligen „Galgenfeld“ der Hauptbahnhof eröffnet; die alten Westbahnhöfe an der Taunusanlage werden abgerissen. Auf deren früheren Gleisanlagen entsteht das heutige Bahnhofsviertel.
1894 entsteht die „Centrale“, das erste öffentliche Frankfurter Elektrizitätswerk an der Gutleutstraße. Heute befindet sich dort das Heizkraftwerk West.[3]
Ende des 19. Jahrhunderts beginnt auch der Zuzug der Wohnbevölkerung, wobei das Gebiet nie als vornehme Wohngegend galt. 1984 lebten 6100 Menschen im Gutleutviertel, davon 20 Prozent Kinder und 73 Prozent Ausländer. Es wurde damals begonnen, das Viertel unter Zuhilfenahme zugesagter Bundesmittel zu sanieren.
Das Gutleutviertel zählte 7.164 Einwohner (ca. Ausländeranteil 43 %) 2016.[4] Das ehemalige Arbeiterviertel war früher einer der sozialen Brennpunkte der Stadt. Mit der Entwicklung des Wohn- und Gewerbegebietes auf dem ehemaligen Frankfurter Westhafengelände (Projekt „Wohnen und Arbeiten am Fluss“) befindet sich der Stadtteil im Wandel. Es gibt neue Einkaufsmöglichkeiten und es haben sich eine ganze Reihe neuer Gastronomiebetriebe angesiedelt.
Neues Wahrzeichen und architektonisches Highlight ist der im Jahre 2004 fertiggestellte 109 Meter hohe Westhafen Tower – im Volksmund wegen seiner an ein traditionelles Apfelweinglas erinnernden Fassade „das Gerippte“ genannt –, der ganz in der Nähe der Friedensbrücke am Westhafenplatz über die Dächer des Viertels ragt.
Seinen Namen hat das Gutleutviertel vom mittelalterlichen Gutleuthof, einem außerhalb der Stadtmauern gelegenen Spital für Leprakranke, das im Jahre 1286 erstmals erwähnt wird.
Am 24. Juni 1993[5] beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Ausbau des Gutleutviertels auf dem ehemaligen Westhafengelände am Mainufer.
Im Jahr 2008 war die Bebauung des Mainufers mit rund 212.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche (verteilt auf 121.000 Quadratmetern gewerblicher Nutzung und 91.000 Quadratmetern Wohnnutzung[6]) weitgehend vollendet.
Kennzeichen am östlichen Ende des neuen Wohn- und Gewerbegebietes ist der Westhafen Tower. Am westlichen Ende wird das Gebiet durch die Westhafen Pier abgeschlossen: fünf gespreizte Gebäudefinger mit geschuppter Blechfassade auf einem zweigeschossigen Parkhaus.
Es entstand eine ganze Reihe von Appartementhäusern, teils mit Bootsanlegesteg, außerdem eine Marina mit Liegeplätzen und Segelschule, ein neuer Supermarkt und eine ganze Reihe Gastronomiebetriebe. Eine weitere Kindertagesstätte – im Gutleutviertel waren bereits zwei städtische und zwei kirchliche vorhanden – wurde 2007 errichtet.[7]
Im Westen des Viertels nahe der neuen Main-Neckar-Brücke liegt direkt am Mainufer etwas versteckt[8] der Sommerhoffpark mit seinem alten Baumbestand. Der Park ist benannt nach der Familie Sommerhoff, die den vom Frankfurter Bankier Johann Noe Gogel im Jahre 1803 angelegten Herrensitz im Jahre 1928 an die Stadt Frankfurt verkaufte.[9]
Am nordöstlichen Eingang des Behördenzentrums in der Gutleutkaserne mit Blick auf den Stuttgarter Platz und den Südausgang des Hauptbahnhofs liegt der Familie-Jürges-Platz. Ein unauffälliger schlichter Gedenkstein erinnert an Martin Jürges, den ehemaligen evangelischen Stadtjugendpfarrer und Pfarrer der Gutleutgemeinde, und an seine Familie. Pfarrer Martin Jürges setzte sich für benachteiligte Menschen in seinem Stadtteil ein und war ein engagierter Friedenskämpfer.
Martin Jürges kam gemeinsam mit seiner Familie am 22. Mai 1983 beim Flugtagunglück von Frankfurt ums Leben. Ein Starfighter der Kanadischen Luftwaffe stürzte auf die Bundesstraße 44 und Trümmerteile trafen das Auto der Familie. Das Flugzeug hatte an einer Flugschau auf der Rhein-Main Air Base teilgenommen.[10]
Der Osten des Stadtteils ist in zunehmendem Maße von Verwaltungs-, Büro- und Dienstleistungsbetrieben geprägt.
Der Westen des Stadtteils – vom Heizkraftwerk bis zur Autobahn A5 – wird nach wie vor überwiegend industriell genutzt.
Lange in der Diskussion war es, an der Südseite des Hauptbahnhofes auf dem sogenannten Khasanagelände[14] mit dem Campanile eines der höchsten Gebäude Europas zu errichten. Unter anderem wegen der fehlenden Zustimmung und Klage einer Nachbarin, Hannelore Kraus, unterblieb in den 80er-Jahren der Bau des mit 300 m geplanten Bauwerks.
Pläne der Deutschen Bahn, dort einen 210 Meter hohen sogenannten Bahntower zu errichten, der im Wesentlichen für Büroräume der Bahnmitarbeiter genutzt werden sollte, zerfielen. Die Bahn zog in den freigewordenen Silberturm der ehemaligen Dresdner Bank nach längerer Sanierung ein.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.