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Im Königreich Jerusalem gab es sechs wesentliche Ämter: der Konstabler, der Marschall, der Seneschall, der Kämmerer, der Mundschenk und der Kanzler. Die ersten vier bildeten die großen Ämter. Zeitweise gab es noch Baillis, Vizegrafen, und Kastellane. Im Wesentlichen entstammten diese Ämter dem nordfranzösischen Feudalismus des 11. Jahrhunderts, der Heimat des Kreuzritteradels von Outremer. Während sie sich in Frankreich und England zur gleichen Zeit weiterentwickelten, geschah dies nicht im Königreich Jerusalem, wo ihre Entwicklung beinahe zum Stillstand kam. Deshalb unterschieden sich Inhalte und Funktionen der Ämter bald von denen der Herkunftsländer der Kreuzritter, wobei die Ämterstruktur des Kreuzfahrerstaates im Vergleich zu den moderneren europäischen Monarchien archaisch wirkte.
Die folgende Liste ist nicht vollständig, zumal Namen und Daten der Beamten zum Teil nicht bekannt sind.
Der Konstabler kommandierte die Armee, bezahlte Söldner und richtete in Rechtsfällen, die das Militär betrafen. Er war der wichtigste Beamte eines Reichs, das sich fast ständig im Kriegszustand befand.
Der Marschall war dem Konstabler untergeordnet und offensichtlich auch dessen Vasall. Er führte die Söldner und kümmerte sich um die Pferde der Armee (den Marstall) und verteilte die Beute aus einer siegreichen Schlacht. Das Amt hatte wenig Bedeutung.
Der Seneschall war in Jerusalem weniger wichtig als in Europa. Der Seneschall richtete die Krönungszeremonie aus und überwachte den Haute Cour in Abwesenheit des Königs. Er beaufsichtigte die königlichen Burgen und organisierte die königlichen Finanzen. Er sammelte auch die königlichen Steuern ein.
Der Kämmerer war mit dem königlichen Haushalt und seinen Dienern befasst, hatte darüber hinaus weitere ehrenvolle Pflichten, wie die Abnahme von Gelübden. Er hatte sein eigenes Lehen, aus dem er sein Gehalt bezog.
Die Pflichten des Mundschenks sind nicht bekannt, es scheint sogar so zu sein, dass das Amt den Wegzug aus Jerusalem nach Akkon nicht überstanden hat.
Die Kanzlei ist ein interessantes Beispiel für die Versteinerung der Ämter im 11. Jahrhundert. Sie bestand aus nur wenigen Sekretären und Schreibern und wurde nie eine große Verwaltung, wie in Europa. Kanzler waren oft Kleriker, wurden oft Bischöfe oder Erzbischöfe, behielten dabei manchmal ihr Amt als Kanzler bei. Die vergleichsweise Unwichtigkeit des Kanzlers spiegelt die relative Dezentralisierung der königlichen Autorität verglichen mit Staaten wie Frankreich oder England wider, die zur gleichen Zeit immer mehr zentrale Autorität entwickelten.
Der Bailli (oder bailiff) verwaltete das Königreich in Abwesenheit des Königs oder seiner Minderjährigkeit mit den Kompetenzen eines Regenten, zum Beispiel während der Gefangenschaft Balduins II. und der Jugend und Krankheit Balduins IV. Im 13. Jahrhundert regierte der Bailli im Wesentlichen selbst wie ein König und war der mächtigste Mann im Reich, zumal die Könige üblicherweise ausländische Monarchen waren, die nicht dauernd im Nahen Osten lebten.
Die beiden Ämter wurden manchmal von einer Person wahrgenommen, manchmal von zweien. Manchmal war aber auch eines oder beide Ämter nicht besetzt. Sie wurden vom König ernannt und bewohnten den Davidsturm, ihre Aufgaben jedoch sind nicht genau bekannt. Der Vizegraf nahm wohl Aufgaben der Rechtsprechung, Verwaltung und wirtschaftlichen Nutzung der gesamten Krondomäne wahr, während der Kastellan für Verwaltungsaufgaben in der Stadtfestung Jerusalem zuständig war – vermutlich mit einem militärischen Schwerpunkt. Mit der zunehmenden Verteilung der Ländereien der Krondomäne als Lehen an Vasallen des Königreichs Jerusalem verlor das Amt des Vizegrafen an Bedeutung und verschwand anscheinend schließlich. Das Amt des Kastellans von Jerusalem wurde nach dem Verlust der Stadt an die Muslime 1187 überflüssig und nicht wieder besetzt.
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