Schrift zu Destillaten auf pflanzlicher Basis Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Büchlein von den ausgebrannten Wässern aus dem 15. Jahrhundert wird dem Wiener Arzt Michael Puff zugeschrieben. Es behandelte in 83 Kapiteln Destillate aus pflanzlichen Ausgangssubstanzen.
Als Druckfassung erschien es erstmals 1477 in Augsburg bei dem Drucker Johann Bämler. Diese basierte auf handschriftlichen Fassungen, die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbar sind und als Traktat von Tugenden der ausgebrannten Wässer bezeichnet werden. Ein niederdeutscher Druck aus dem Jahre 1484 (Lübeck, Bartholomäus Gothan) nennt einen „Dr. Bartholomäus von Benevent“ als Autor.[1][2][3] Von Puffs Trakat ist die vergleichbare Abhandlung des „Gabriel von Lebenstein“ zu unterscheiden.
Leopold Senfelder verzeichnete 11 Postinkunabeln für den Zeitraum von 1502 bis 1601.[6]
Unter dem Titel Apotheke für den gemeinen Mann wurde das Büchlein von den ausgebrannten Wässern zusammen mit dem Thesaurus pauperum aus dem Liber de arte distillandi de compositis (= Großes Destillierbuch – 1512) des Hieronymus Brunschwig von 1529 bis 1619 dreißig Mal gedruckt.
In 83 Kapiteln behandelte das Büchlein von den ausgebrannten Wässern Destillate aus pflanzlichen Ausgangssubstanzen. Ein Kapitel (71) beschrieb die Wirkung eines aus tierischer Substanz gebrannten Wassers. Die Destillationsmethoden wurden – mit einer Ausnahme (Kapitel 83) – nicht erläutert. Die Kapitel 83 (Kranwitber) und 84 (Gepranter Wein) stammen nicht aus den als Vorlage dienenden Manuskripten des Traktats von Tugenden der ausgebrannten Wässer, sondern sind anderen Quellen entnommen. Die zuletzt von Walther und Keil (1989, Sp. 909) aufgestellte Behauptung, es handle sich bei den im „Büchlein von den ausgebrannten Wässern“ beschriebenen Destillaten um „alkoholische Destillate“ ist nicht haltbar. Astrid Müller-Grzenda konnte 1996 nachweisen, dass schon aus destillationstechnischen Gründen das Büchlein von den ausgeprannten Wässern nicht als Anleitung zur Herstellung von alkoholischen Destillaten dienen konnte, da die hierzu benötigten gläsernen Geschirre teuer und verschleißanfällig waren. Zielpublikum des Büchleins aber war das „gemeine Volk“.[7]
Weitere Informationen Monographie, Name und Beschreibung des Ausgangsprodukts für das Destillat. Ausgabe J. Blaubeirer, Augsburg 1481. ...
Monographie
Name und Beschreibung des Ausgangsprodukts für das Destillat. Ausgabe J. Blaubeirer, Augsburg 1481.
Steinbrech, das kraut ist vnden geschickt an dem bletlin als ein rosen vnd hat vff dem bletlin lang rot stengel vnd zů öberst an dem spitzen synt auch wenig bletlin.
Arnold C. Klebs: Incunabula scientifica et medica. In: Osiris, Vol. IV, 8. 1-359, Brügge 1938. Nachdruck Olms, Hildesheim 2004, S. 295–297.
Astrid Müller-Grzenda: Pflanzenwässer und gebrannter Wein als Arzneimittel zu Beginn der Neuzeit. Herstellungsverfahren, Hersteller und Handel, Beschaffenheit und Bedeutung für die Materia medica. Stuttgart 1996.
Annarita Pogliani: Le tradizioni delle ‚acque ardenti‘ di Michael Puff aus Schrick. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik Nr. 759). Kümmerle, Göppingen 2010.
Helmuth Walther und Gundolf Keil: Puff, Michael aus Schrick. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. Berlin 1989, Band 7, Sp. 905–910.
Lorenz Welker: Das ‚Iatromathematische Corpus‘. Untersuchungen zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des Spätmittelalters mit Textausgabe und einem Anhang: Michael Puffs von Schrick Traktat „Von den ausgebrannten Wässern“ in der handschriftlichen Fassung des Codex Zürich, Zentralbibliothek, C 102b. (Medizinische Dissertation) Zürich 1988 (= Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen, Neue Folge, 196), S. 85–98 und 226–249.
Michael Puff von Schrick. Von den ausgebrannten Wassern. Bartholomäus Gothan, Lübeck 1484, Einleitung: „… Dit bockk hefft meyster Bartholomeus de Benevento (en doctor in d arstedie) dorch leue vnd bede willen erliker erbaren personen / vth velen boken ghesamelt vnde beschreuen. …“ (Digitalisat)
Astrid Müller-Grzenda. Pflanzenwässer und gebrannter Wein als Arzneimittel zu Beginn der Neuzeit. Herstellungsverfahren, Hersteller und Handel, Beschaffenheit und Bedeutung für die Materia medica. Stuttgart 1996, S. 147–156.
Büchlein von den ausgebrannten Wässern. Bämler, Augsburg 1478, Schnelblůmen, Clapper rot rosen oder schnelblůmen die in dem korn wachssen (Digitalisat)
Büchlein von den ausgebrannten Wässern. Bämler, Augsburg 1478, Seeplůmen, die weissen mit den braiten bletern die do auf den seen schwebent (Digitalisat)
Die Indikationen aus dem Puffschen Kapitel „Valtrian mit wurtzen“ wurden im Kleinen Destillierbuch (Blatt 39v) ins Kapitel „Denmarck wurtzel“ übernommen.
Die Indikationen aus dem Puffschen Kapitel „Baldrian“ wurden im Kleinen Destillierbuch (Blatt 39v) ins Kapitel „Denmarck wasser – wurtzel krut vnd stengel“ übernommen.
Hermann Fischer. Mittelalterliche Pflanzenkunde. München 1929, S. 277: Papaver somniferum … mago, magesamo (althochdeutsch), der groß magen (Macerglossen)…
Die Indikationen aus dem Puffschen Creützwurtz-Kapitel wurden im Kleinen Destillierbuch (Blatt 37v) ins Kapitel „Crützwurtz“ übernommen. Dort wurde das Aussehen der Pflanze so beschrieben, dass sie als Senecio vulgaris gedeutet werden kann.
Hermann Fischer. Mittelalterliche Pflanzenkunde. München 1929, S. 283: ciclim (Hildegard) = Blüten des Holderbaumes. Kleines Destillierbuch 1500, Blatt 55v: Von holder blüt wasser … O Holder blüt wasser ist zickeln wasser… Hieronymus Bock. Kreuterbuch Ausgabe 1546, Buch III, Capitel 23: Holunder … Eusserlich. … Der safft von den Holder zecken (dann also nennet man die Beerlein) …
Lorenz Welker: Das ‚Iatromathematische Corpus‘. Untersuchungen zu einem alemannischen astrologisch-medizinischen Kompendium des Spätmittelalters mit Textausgabe und einem Anhang: Michael Puffs von Schrick Traktat „Von den ausgebrannten Wässern“ in der handschriftlichen Fassung des Codex Zürich, Zentralbibliothek, C 102b. (Medizinische Dissertation) Zürich 1988 (= Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen, Neue Folge, 196), S. 85–98 und 226–249.
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