Arras
Gemeinde in Frankreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gemeinde in Frankreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Arras [niederländisch in historischem Kontext Atrecht) ist eine französische Stadt in der Region Hauts-de-France. Sie ist Verwaltungssitz des Départements Pas-de-Calais. Eine erste urkundliche Erwähnung lässt sich auf das Jahr 407 datieren.
] (Arras | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Hauts-de-France | |
Département (Nr.) | Pas-de-Calais (Präfektur) (62) | |
Arrondissement | Arras | |
Kanton | Arras-1, Arras-2, Arras-3 | |
Gemeindeverband | Arras | |
Koordinaten | 50° 17′ N, 2° 47′ O | |
Höhe | 52–99 m | |
Fläche | 11,63 km² | |
Einwohner | 42.600 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 3.663 Einw./km² | |
Postleitzahl | 62000 | |
INSEE-Code | 62041 | |
Website | http://www.arras.fr/ | |
Innenstadt von Arras mit den Plätzen Place des Héros mit Rathaus (links) und Grand'Place |
Die Stadt mit 42.600 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) liegt in der historischen Provinz Artois nahe dem Zusammenfluss der Scarpe und des Crinchon, etwa 50 Kilometer südwestlich von Lille.
Ursprünglich war Arras eine keltische Siedlung (Atrebatae), die vom Stamm der Viromanduer bewohnt wurde. Später wurde sie von den Römern zur Garnisonsstadt Atrebatum ausgebaut.
Bei der Teilung des Frankenreiches fiel Arras an Lothar I. In den westfränkischen Reichsannalen, den Annales Bertiniani, heißt es in Bezug auf den Vertrag von Verdun: „Außerhalb dieser Grenzen erhielt er (Lothar) bloß Arras durch die Güte seines Bruders Karl.“
Arras gehörte jahrhundertelang zur Grafschaft Flandern beziehungsweise später zu den Spanischen Niederlanden, was im Stadtbild bis heute deutlich abzulesen ist.
In dieser Zeit wurden in der Stadt mehrere Verträge geschlossen:
Von 1459 bis 1461 begingen Bürger der Stadt unter dem Namen „Vauderies d’Arras“ bekannt gewordene Denunziationen, Ketzer- und Hexenjagden, die der polnische Schriftsteller Andrzej Szczypiorski in seinem Roman Eine Messe für die Stadt Arras verarbeitete.
Am 6. Januar 1579 wurde in der Stadt die Union von Arras zwischen den katholisch gebliebenen südlichen Provinzen der Spanischen Niederlande geschlossen. Wirtschaftlich lebte die Stadt lange vom Handel. Große Bedeutung errang die Stadt als eines der Hauptzentren der südniederländischen Tapisserie-Herstellung. Diese Erzeugnisse aus den Manufakturen sind auch heute noch namentlich als Arrazzi bekannt. Überdies war es ein wichtiges Zentrum für den Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrüben.
1659 gelangte Arras durch den Pyrenäenfrieden, der den Französisch-Spanischen Krieg (1635–1659) beendete, an Frankreich. Die vom Festungsarchitekten Vauban gebauten Wehranlagen halfen, die Stadt dauerhaft unter französischer Herrschaft zu halten. Während der Französischen Revolution führte Joseph Le Bon 1793/94 die Terrorherrschaft in Arras, der mehrere hundert Menschen zum Opfer fielen.
Während des Ersten Weltkriegs lag Arras nahe der Front. Ab dem 6. September 1914 war die Stadt kurzfristig von deutschen Truppen besetzt, die aber noch im Verlauf des Monats an den Stadtrand zurückgedrängt wurden. Von Herbst 1914 bis 1918 fanden im Gebiet der nördlichen Vororte mehrere große Schlachten statt, so im Mai/Juni 1915 die Lorettoschlacht und die Schlacht bei Arras im April/Mai 1917.[1] Die Alliierten konnten Arras gegenüber allen Angriffen der Deutschen behaupten – nicht zuletzt dank eines gigantischen, unterhalb der Stadt angelegten Tunnelsystems, in dem bis zu 24.000 Soldaten untergebracht werden konnten.[2] Die Stadt wurde während des Krieges fast völlig zerstört: schon am 7. Oktober 1914 brannte das Rathaus und der Belfried stürzte am 21. Oktober 1914 ein. Die Kathedrale wurde am 6. Juli 1915 zerstört. Nach dem Krieg wurde Arras in historischer Form wieder aufgebaut.
Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von Juni 1940 (Westfeldzug) bis Ende August 1944 von deutschen Truppen besetzt, die hier 1943–1944 die Abwehrstelle Arras stationierten. 240 Franzosen wurden von den Besatzern als Mitglieder der Résistance in der Zitadelle von Arras hingerichtet.[3] Am 1. September 1944 erreichten zwei schnell vorrückende Divisionen des ‚British XXX Corps‘ Arras, namentlich die ‚11th Armoured Division‘ und die ‚Guards Division‘.[4]
1950 kam es zu einem vielbeachteten Skandal um den Abgeordneten Antoine de Récy, der unter anderem eine große Geldsumme unterschlagen hatte.[5]
2020 wählte Arras mit Éléonore Laloux die erste Person mit Down-Syndrom in ein öffentliches Amt. Sie ist Mitglied des Stadtparlaments und Beauftragte für Inklusion und Glück.[6]
Das Wappen ist seit 1355 auf Siegeln nachweisbar. Der im roten Wappenschild über den steigenden blaubewehrten goldenen Löwen gelegene kleine blaue Schild mit den goldenen Lilien und dem roten Turnierkragen gilt als das Familienzeichen des ersten Herren Robert d’ Artois.
Wahrzeichen der Stadt sind zwei große Plätze im Zentrum, der Grand'Place und der Place des Héros. Sie sind von einem Ensemble restaurierter Gebäude umgeben, darunter das spätgotische Maison Des Trois Luppars.
Die bedeutsamsten Gebäude der Stadt sind die spätbarock-klassizistische Kathedrale (1778–1833) und das gotische Rathaus (1462–1572) mit einem Belfried, der seit 2005 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Belfriede in Frankreich“ ist.
Die von Vauban errichtete Zitadelle Arras ist seit 2008 ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Festungsanlagen von Vauban“.
Die Boves sind ein gut erhaltenes unterirdisches Tunnelnetz, 10 Meter unterhalb der Stadt. Sie wurden im 10. Jahrhundert erbaut und können besichtigt werden. Die Idee war, ein riesiges unterirdisches Netz zu errichten, um die Keller aller Einwohner durch Tunnel miteinander zu verbinden. Das Aushubmaterial (Kreide) wurde zum Bau von Häusern verwendet. Während der Weltkriege wurden die Boves als unterirdischer Bunker genutzt, um Bewohner und wertvolle Gegenstände vor Bomben zu schützen.
Bereits seit 1956/57 existiert eine Schul-Partnerschaft des Lycée Robespierre und des Lycée Gambetta mit dem König-Wilhelm-Gymnasium der nordrhein-westfälischen Stadt Höxter.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.