Loading AI tools
islamischer Rechts- und Hadithwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
at-Tahāwī arabisch أحمد بن محمد بن سلامة بن عبد الملك أبو جعفر الطحاوي Ahmad ibn Muhammad ibn Salāma ibn ʿAbd al-Malik Abū Dschaʿfar at-Tahāwī, DMG Aḥmad b. Muḥammad b. Salāma b. ʿAbd al-Malik Abū Ǧaʿfar aṭ-Ṭaḥāwī (* 853 im oberägyptischen Dorf Tahā; † 933 in Kairo)[1] war ein islamischer Rechts- und Hadithwissenschaftler der hanafitischen Rechtsschule mit Wirkungsfeld Ägypten.
Er begann seine Studien bei seinem Onkel mütterlicherseits, dem Gelehrten al-Muzanī († 877), einem der bekanntesten Schüler von Muḥammad ibn Idrīs asch-Schāfiʿī und Überlieferer von dessen Kitāb al-Umm, der Grundlage der schāfiʿitischen Rechtslehre. Trotz seiner Grundausbildung unter dem Einfluss der Lehre von asch-Schāfiʿī schloss er sich schon in seinen Lehrjahren der hanafitischen Rechtsschule Ägyptens an. Im Jahre 881 unternahm er eine kurze Studienreise nach Damaskus, wo er im Kreis des damaligen Qādīs Jurisprudenz studierte. Diesen Aufenthalt schildert Ibn ʿAsākir in seiner monumentalen Gelehrtenbiographie von Damaskus[2] und schmückt sie mit folgender Episode in der Überlieferung eines Augenzeugen aus:
„Ich war bei Aḥmad ibn Muḥammad b. Salama aṭ-Ṭaḥāwī, als eine Frau mit einem kleinen Schriftstück bei ihm erschien und behauptete, dass es eine Frage betreffe, die man an ihn richtete. Da schaute er darauf und da stand geschrieben: ‚Möge Gott demjenigen gnädig sein, der ein Bittgebet für einen Fremden spricht, Geliebte und Freund zusammenführt.‘ Da faltete er das Schriftstück zusammen und gab es ihr mit den Worten zurück: ‚Frau, du hast dich geirrt, das ist nicht der Ort, wohin man dich geschickt hat.‘“
Yāqūt al-Hamawī ar-Rūmī († 1229), der Verfasser des umfangreichen Geographischen Wörterbuchs berichtet in der Beschreibung der oberägyptischen Siedlung Ṭaḥā über aṭ-Ṭaḥāwīs wissenschaftlichen Werdegang wie folgt:
„aṭ-Ṭaḥāwī berichtete: der erste, bei dem ich die Wissenschaften studierte (wörtlich: aufzeichnete), war al-Muzanī und ich folgte (somit) der Lehre von asch-Schāfiʿī - möge Gott Wohlgefallen an ihm haben. Einige Jahre später kam dann Aḥmad ibn Abī ʿImrān[3] als Richter Ägyptens zu uns und ich schloss mich seiner Lehre an (Dieser hat ihn gemäß der Rechtslehre der Kufenser unterrichtet).[4] und gab meine vorherige Lehrmeinung auf. Dann erschien mir al-Muzanī im Traum und sagte zu mir: ‚Aber Abū Ǧaʿfar! ich habe mit dir doch ein Bündnis geschlossen!‘“
In einer weiteren Episode, die adh-Dhahabī († 1348) in seiner Gelehrtenbiographie erzählt, wird auch über Spannungen zwischen aṭ-Ṭaḥāwī und seinem Lehrer al-Muzanī berichtet:
„Er (aṭ-Ṭaḥāwī) war Schāfiʿit und studierte bei Abū Ibrāhīm al-Muzanī. Dieser sagte zu ihm eines Tages: 'bei Gott, möge von dir nichts (an Wissen) kommen'. Abū Ǧaʿfar (aṭ-Ṭaḥāwī) ärgerte sich darüber und schloss sich daraufhin dem (Hanafiten) Ibn Abī ʿImrān an. Als er dann sein Muḫtaṣar (die Zusammenfassung der hanafitischen Rechtslehre) verfasste, sprach er: 'Möge Gott Erbarmen mit Abū Ibrāhīm haben! Wäre er noch am Leben, würde er für seinen Eid Sühne leisten.'“
Als Jurist machte er sich in Ägypten auch als Verfasser von Rechtsverträgen einen Namen. Bis zu seinem Tode galt er in Ägypten als Haupt der hanafitischen Rechtsschule. Der andalusische Gelehrte der Malikiten Ibn ʿAbd al-Barr († 1071) bezeichnet aṭ-Ṭaḥāwī als Vertreter der kufischen Rechtsschule: kūfīy al-maḏhab – nach der Hochburg der Hanafiten – und als großen Kenner aller Rechtsschulen.[5]
In den Gelehrtenbiographien der Hanafiten werden bis zu 22 Bücher mit Titeln angeführt, die Aṭ-Ṭaḥāwī verfasst haben soll. Der irakische Bibliothekar und Buchhändler Ibn an-Nadīm († 995)[18] kannte noch 16 Werktitel.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.