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russischer Orientalist, Anthropologe, Historiker und Ökonom Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Andrei Witaljewitsch Korotajew (russisch Андрей Витальевич Коротаев; * 17. Februar 1961 in Moskau) ist ein russischer Orientalist, Anthropologe, Historiker und Ökonom. Er ist Direktor des Moskauer Zentrums der Anthropologie des Ostens. 2003 und 2004 war er auch am Institute for Advanced Study.[1]
Andrei Korotajew studierte am Institut der Länder Asiens und Afrikas der Lomonossow-Universität Moskau und schloss sein Studium 1984 als Historiker ab. 1990 erlangte er den akademischen Grad Kandidat der Wissenschaft (Doktor); 1993 den Ph.D. an der Universität Manchester; 1998 den akademischen Grad Doktor der Wissenschaften in Geschichtswissenschaft.
Seit 1989 arbeitet er am Institut für Orientstudien der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Ab 2002 als leitender Forscher; seit 2012 als Forschungsleiter. 2001 bis 2004 war Korotajew Professor an der Abteilung für Allgemeine Soziologie und Leiter der Programms „Soziologie des Ostens“ an der Nationalen Forschungsuniversität „Hochschule für Wirtschaft“ in Moskau.
Schwerpunkte seiner Forschung sind vier Problemfelder: Er befasst sich mit der langfristigen Evolution von sozialpolitischen Systemen des nordöstlichen Jemen,[2] erforscht die Ursprünge des Islam[3] und die wichtigsten Trends in der Entwicklung der sozialen Systeme im südlichen Arabien.[2] Er hat die Existenz matrilinearen Gruppen im vorislamischen Arabien nachgewiesen.[4]
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt sind interkulturelle Studien (Cross-Cultural Studies).[5] Er hat wichtige Beiträge zur Erforschung der Frage der Determinanten der Matrilokalität geleistet.[6]
Er befasst sich mit der mathematischen Modellbildung der sozialen, wirtschaftlichen und historischen Dynamik („Kliodynamik“).[7] Seine mathematischen Modelle beschreiben im Detail die langfristige politisch-demographische Dynamik Ägyptens;[8] diese nutzte er, um die Revolution in Ägypten 2011 zu analysieren.[9] Schließlich beobachtet und analysiert er die langfristige Entwicklung der globalen Wirtschaftsdynamik (Kondratjew-Zyklus).[10]
Er arbeitet auf den Gebieten der Ökonomie und Ethnografie, speziell in Bezug auf Faktoren der aktuellen demographischen Krise in Russland.[11]
Zusammen mit Darja Andrejewna Chalturina untersuchte Korotajew die Faktoren und Mechanismen der gegenwärtigen russischen demografischen Krise.[12] Die Ergebnisse waren die Grundlage für die mathematische Modellierung der demografischen Zukunft Russlands.[13] Korotajew schlug eine überzeugende mathematische Erklärung der Doomsday Equation Heinz von Foersters des Weltbevölkerungswachstums vor.[14]
Korotajew zeigte mit seinen Kollegen, dass der Protestantismus zur Entwicklung des Kapitalismus beigetragen hat, wobei nicht, wie Max Weber vorgeschlagen hatte, die protestantische Ethik wichtig war, sondern die protestantische Lesefähigkeit infolge der Verpflichtung zum Bibellesen.[15]
Korotajew und Chalturina gehörten zu den Pionieren der Untersuchung der Korrelation zwischen der räumlichen Verteilung der Mythen und der der genetischen, linguistischen und anderer Charakteristika von Menschen, um die frühe Menschheitsgeschichte zu rekonstruieren.[16] Ein Anwendungsfall sind die frühen Wanderungsbewegungen aus Sibirien nach Amerika.[17]
2012 erhielt er die Goldmedaille der Internationalen Kondratieff-Stiftung.[18]
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