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Schweizer Literatur- und Kulturwissenschaftler mit Professur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Andreas Benjamin Kilcher (* 11. Juli 1963 in Basel) ist ein Schweizer Literatur- und Kulturwissenschaftler sowie Hochschullehrer.
Andreas Kilcher studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Basel und München. Er war Doktorand an der Hebrew University in Jerusalem und wissenschaftlicher Assistent am Deutschen Seminar der Universität Basel. 1996 wurde Kilcher mit einer Dissertation zur Kabbala promoviert. Im Jahr 2002 habilitierte er sich mit einer Untersuchung der Enzyklopädik der Literatur von 1600 bis 2000.
Von 2004 bis 2008 hatte Kilcher einen Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Tübingen inne. Seit 2008 ist er Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich. Er war Mitglied des Zentrums Geschichte des Wissens an der ETH und Universität Zürich, dessen Leiter er von 2014 bis 2016 war. Er ist Präsident des Kuratoriums des Thomas-Mann-Archivs an der ETH Zürich.[1] Kilcher ist stellvertretender Departementsvorsteher des Departements für Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften an der ETH Zürich.[1]
Kilcher war Mitbegründer und ist seit 2013 Präsident der European Society for the Study of Western Esotericism und wiederholt Fellow am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin. Er war Gastprofessor an der Hebrew University, an der Princeton University und an der Stanford University an der University of California, Davis, sowie Silverman-Professor am Cohn Institut[2] der Universität Tel Aviv. Kilcher schreibt für verschiedene Zeitungen und ist Mitarbeiter des politischen Onlinemagazins Geschichte der Gegenwart.[3]
Kilchers Arbeiten widmen sich zum einen dem Zusammenhang von Literatur und Wissen, was er insbesondere in den beiden Fachgebieten der Enzyklopädie sowie der Esoterik zeigt. Hinsichtlich der Esoterik sind es vor allem Arbeiten zur Kabbala und zum modernen Okkultismus. Zum zweiten beschäftigen sich seine Arbeiten mit der Geschichte der jüdischen Literatur sowie der jüdischen Kultur in Europa, speziell in Deutschland. In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung beschreibt Kilcher seine Forschungsgebiete wie folgt:
«Die jüdische Literatur- und Kulturgeschichte sowie die Geschichte der Esoterik – so weit diese auseinanderliegen – sind beides Forschungsgebiete, die in der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Geltung eine Randstellung haben. Doch noch in dieser Position ausserhalb des Wissenskanons sind sie grundlegend: die jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, indem sie gegen homogenisierende, gar normative Vorstellungen die europäische Kultur in ihrer Pluralität und Transkulturalität begreiflich macht. Und die Esoterik, indem sie gegen die Standardvorstellungen eines empirischen und technischen Wissenschaftsbegriffs das Denken auf eine breitere Basis stellt, das Wissen an die Grenzen der Religion, des Mythos und des Unbewussten heranführt.»[4]
Kilcher hat – gemeinsam mit Karl Jürgen Skrodzki – ab Band 9 der Werkausgaben Briefe von Else Lasker-Schüler für die Herausgabe bearbeitet. Er hat auch Lasker-Schülers 2013 neu aufgefundenes Gedichtbuch für Hugo[5] im Wallstein Verlag herausgegeben.
Kilcher forscht insbesondere auch zu Franz Kafka. Unter anderem verfasste er für den Suhrkamp Verlag die Basisbiographie zu Kafka und berichtete zwischen 2010 und 2019 in zahlreichen Artikeln über den Prozess zu Max Brods und Kafkas Nachlass.[6][7][8][9] 2021 publizierte er im Verlag C. H. Beck einen Band über Kafkas Zeichnungen, der in über zehn Sprachen übersetzt wurde. Er gelangte auf mehrere Bestenlisten, u. a. im Januar 2022 auf die Welt-Bestenliste.[10][11][12] Im Jahr von Kafkas 100. Todestag 2024 erschien von Kilcher die Monographie Kafkas Werkstatt. Der Schriftsteller bei der Arbeit, ebenfalls im C. H. Beck Verlag. Das Buch gelangte im Juni 2024 auf die Sachbuch-Bestenliste (Platz 2).[13]
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