Ehemaliges Aquädukt über die Freiberger Mulde und den Churprinzer Bergwerkskanal; ein Teil der Brücke liegt in der Gemeinde Großschirma, OT Rothenfurth (Obj. 08991637), Zeugnis eines der bedeutendsten bergbauwasserwirtschaftlichen Anlagen im Hals Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Altväterbrücke war ein Aquädukt und die bedeutendste wasserwirtschaftliche Anlage des Halsbrücker Bergbaues. Sie wurde zwischen 1686 und 1715 unter der Leitung des sächsischen OberberghauptmannesAbraham von Schönberg errichtet. Im Jahre 1893 wurde sie wegen Baufälligkeit abgerissen.
Da rechtsmuldig kein Aufschlagwasser zur Verfügung stand, wurde das Wasser des Münzbaches im Altväter-Kunstgraben mit der Altväterbrücke zu der bedeutenden Grube „St. Anna samt Altväter“ geleitet. Dabei überquerte diese in 14 Meter Höhe über dem Wasserspiegel die Mulde. An der Grube St. Anna samt Altväter wurde das Wasser über eine Aufschlagrösche dem Kunstrad der Grube zugeführt und dann durch den Annastolln in das Muldental geleitet.
Kunstgraben
Der Altväter-Kunstgraben beginnt ca. 1,5Kilometer oberhalb der Mündung des Münzbaches in die Mulde bei einer Höhe von etwa 330mü.NN. Er ist, einschließlich der Altväterbrücke, bis zur Grube etwa 3 Kilometer lang und kommt dort auf einem Niveau von etwa 325mü.NN ein.[1] Dies entspricht rechnerisch einem Gefälle von 1,7 ‰.
Anna-Stolln
Der Anna-Stolln wurde vermutlich 1470 als Rothenfurther Stolln begonnen, lag aber später eine unbekannte Zeit brach. Ab 1550 setzte der Freiberger BergmeisterSimon Bogner die Arbeiten auf dem nunmehr Bogners tiefer Stolln zu Rothenfurth genannten Stolln fort. Von seinem Mundloch bei Rothenfurth an der Mulde wurde der Stolln insgesamt etwa fünf Kilometer auf dem Halsbrücker Spat, dem Hauptgang des Halsbrücker Bergbaus, bis zu der 1670 verliehenen Grube St. Anna vorgetrieben. Das Mundloch liegt auf etwa 284mü.NN[2], das Gefälle ist zwar nicht bekannt, dürfte aber ausreichend sicher mit 2 ‰ angenommen werden können. Damit beträgt die Fallhöhe des Aufschlagwassers zwischen Aufschlagrösche und Stollnsohle ca. 30 Meter.
Der Anna-Stolln brachte etwa 50 Meter Teufe ein, die Grubenbaue reichten bis zu 260 Meter in die Tiefe.
Kunstrad und Kunstgezeug
Das untertägige Kunstrad trieb das Kunstgezeug im St. Anna Kunstschacht an und dieses hob das Grubenwasser ca. 210 Meter bis auf die Stollnsohle, wo es zusammen mit dem genutzten Aufschlagwasser abfloss.
Die Brücke wurde zwischen Juni 1686 und 1715 neben der vorhandenen Straßenbrücke errichtet.[2] Der 188,5 Meter lange Aquädukt bestand aus zwölf Steinbögen von 10 bis 14 Metern Spannweite, die eine Höhe von maximal 24 Meter hatten. Schon zur Bauzeit galt er als Meisterwerk der Technik, denn die Ausbeutemedaille von 1690 trägt den Spruch: „Was Menschen-Hand durch Gott thun kann, das sieht man hier mit Wunder an.“ Starke Bauschäden an der Bruchsteinmauerung zwangen schließlich 1893 dazu, den oberen Teil der Brücke abzureißen. Die Pfeiler wurden durch Pioniere des sächsischen Pionierregimentes Nr. 12 gesprengt.[3] Heute ist der untere Teil der Altväterbrücke noch als Straßenbrücke benutzbar.
Ab 1788 wurde mit einem Teilstück des Churprinzer Bergwerkskanal ein zusätzlicher Wasserlauf überbrückt. Der Kanal führte durch einen Brückenbogen auf der Ostseite der Mulde, wurde mit deren Wasser gespeist und diente dem Transport von Erz auf Kähnen zur Hütte Halsbrücke.
Bernd Lahl, Jens Kugler:Alles kommt vom Bergwerk her. Das große Buch vom Bergbau im Erzgebirge. Hrsg.: Matthias Zwarg. 3. Auflage. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2006, ISBN 3-937025-13-8.
Bergamtsrath Dr. C Kretschmar:Die Altväter-Brücke bei Freiberg.In:Jahrbuch für das sächsische Berg- und Hüttenwesen – Jahrgang 1894.Abgerufen am 1.Juli 2019.
Autorenkollektiv:Technische Denkmale in der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg.: Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler. 4. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2015, ISBN 978-3-662-44716-1, S.55 (books.google.de– Unveränd. Nachdruck der Ausgabe: Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1989).
Otfried Wagenbreth:Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte. Hrsg.: Eberhard Wächtler. 2. Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1988, ISBN 3-342-00117-8.