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Alfred Führer
deutscher Orgelbauer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Alfred Führer (* 8. November 1905; † 27. Mai 1974) war ein deutscher Orgelbauer, dessen Orgelbauwerkstatt bis 2003 in Wilhelmshaven bestand.

Biografie
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Führer stammte aus einer Familie mit vielen Handwerkern. Sein Vater Friedrich war Marinelotse. Er erlernte das Geigenspiel. Nach dem Abgang vom Realgymnasium Rüstringen im Jahr 1919 folgte von 1920 bis 1924 eine Tischlerlehre, mit dem Ziel Innenarchitekt zu werden. Durch den Umbau der Orgel in Bant lernte er 1922 den dortigen Organisten und Musikpädagogen Georg Hackstette (1890–1963) kennen, der sein Interesse am Orgelbau weckte. Ab 1924 schloss sich eine zweite Lehre als Orgelbauer bei der damals renommierten norddeutschen Firma P. Furtwängler & Hammer an, die dem romantischen Orgelbau verpflichtet war. Ab 1928 vertiefte Führer sein Können in der Schweiz und den USA, um 1931 wieder in seinen Lehrbetrieb zurückzukehren. Ermutigt durch seinen Freund Hackstette, der ein Anhänger der Orgelbewegung war, machte Führer sich 1933 in Rüstringen selbstständig.[1] Sein erstes Projekt war die Restaurierung der Orgel von Joachim Kayser in Waddewarden, deren originale Disposition der Manualwerke er wiederherstellte. 1934 heiratete er die Sängerin Liddy Strecker (1906–2001), die das Büro ihres Mannes übernahm; die Ehe blieb kinderlos. Führers Meisterstück war die 1937 erbaute Orgel der St.-Elisabeth-Kirche im wangerländischen Westrum, die mechanische Schleifladen und einen Freipfeifenprospekt erhielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte sich das Absatzgebiet der Firma auf große Teile Norddeutschlands aus.
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Orgelbauwerkstatt Führer
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Aus Führers Werkstatt stammen über 700 Orgelneubauten. Darüber hinaus wurden zahlreiche Orgeln restauriert und erweitert. Bei historischen Instrumenten strebte Führer eine Rückführung auf den originalen Zustand unter Beibehaltung des historischen Materials an. Umbauten aus späterer Zeit wurden rückgängig gemacht. Führer baute seine Orgeln von Anfang an ausschließlich mit mechanischer Schleiflade und wandte sich ab den 1960er Jahren unter dem Einfluss von Fritz Schild endgültig gegen den romantischen Orgelbau. Nachdem zunächst Freipfeifenprospekte zum Einsatz gekommen waren, baute die Firma, inspiriert durch den Architekten Heinz Wolff (Hannover), zunehmend Gehäuse aus Massivholz. Das Orgelmetall der Pfeifenlegierungen erhielt statt Zink und Kupfer einen höheren Anteil an Blei und hochprozentigem Zinn.[2]
Fritz Schild (* 1933), Sohn des gleichnamigen Organisten Fritz Schild, eines Vetters von Führer, lernte bei ihm von 1951 bis 1956 das Tischlerhandwerk und den Orgelbau und kehrte nach Jahren in verschiedenen ausländischen Betrieben 1960 wieder in die Firma zurück. 1962 legte er die Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Hannover ab. Nach dem Tod Führers 1974 übernahm Schild zusammen mit der Witwe Liddy Führer die Geschäftsführung der Firma.
Die Orgelrestaurierungen Führers aus den 1940er bis 1960er Jahren galten damals als Pionierleistungen, werden aus heutiger Sicht jedoch vielfach als unzulänglich betrachtet. Nicht selten ging historische Substanz verloren und wurde auf einen fälschlich angenommenen Ursprungszustand hin rekonstruiert, sodass die meisten dieser Maßnahmen in den letzten Jahrzehnten wieder „re-restauriert“ werden mussten.[3] Die Neubauten aus dieser frühen Phase wiesen in der Regel eine neobarocke Disposition auf. Durchweg wurde jedoch solide gearbeitet und der Einsatz von langlebigen Materialien bevorzugt.
Unter der neuen Leitung vollzog die Firma eine stärkere Hinwendung zu aus ihrer Sicht traditionellen Materialien, handwerklichen Techniken und eine Rückbesinnung auf die klassischen Klangideale des Orgelbaus. Modellhaft steht die Orgel der altreformierten Kirche in Bunde (1979/1980) für diese Neuorientierung.[4]
Schild führte neben Neubauten auch Restaurierungen durch und erstellte umfangreiche Dokumentationen.[5] Als Schild im Jahr 2000 in den Ruhestand ging, übernahm Heiko Lorenz (* 1959) die Firma. Die sich schon länger abzeichnende Krise konnte nicht mehr abgewendet werden: 2003 musste das Unternehmen wegen Insolvenz aufgegeben werden.[6] Mitarbeiter gründeten den Betrieb in Wilhelmshaven 2004 unter dem Namen Heiko Lorenz Orgelbau GmbH neu.[6] Andere ehemalige Mitarbeiter gründeten im selben Jahr den Ostfriesischen Orgelservice.[7]
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Werke (Auswahl)
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Die unvollständige Liste führt einige Orgelneubauten und bedeutende Restaurierungen an. Die Größe der Instrumente ist mit der Zahl der Manuale (römisch) und Zahl der klingenden Register (arabisch) angegeben. Ein selbstständiges Pedal wird durch „P“ angezeigt, ein angehängtes Pedal durch ein kleines „p“.
Neubauten
Restaurierungen
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Literatur
- Bernhard Schönbohm: Alfred Führer. In: Bernhard Schönbohm (Hrsg.): Bekannte und berühmte Jeverländer. Mettcker, Jever 1981, S. 243–245.
- Fünfzig Jahre Orgelbau-Führer. 2. Auflage. Pape, Berlin 1983, ISBN 3-921140-26-9.
- Alfred Führer: Orgelbau. Führer, Wilhelmshaven (Jahresbericht, 1933 ff.).
- Christoph Keggenhoff: Führer. In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York / London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S. 215–216 (books.google.de).
- Uwe Pape: Führer Orgelbau. In: George Grove, Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Band 9. Macmillan/Grove’s Dictionaries Inc., London / New York 2001, ISBN 0-333-60800-3, S. 332–333.
- Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974–1991. 2 Teile: Backmoor–Groothusen und Hage–Wiesens. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 3-7959-0862-0.
- Fritz Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2008, ISBN 978-3-7959-0894-2.
- Martin Stolzenau: Orgelbau-Meister mit Pioniergeist. Vor 50 Jahren starb Alfred Führer – Viele Orgeln restauriert und 700 Instrumente neu gebaut. In: Jeversches Wochenblatt. Nr. 121. Medienhaus BruneMettcker GmbH, Jever 27. Mai 2024, S. 6.
- Harald Vogel: Kleine Orgelkunde. Dargestellt am Modell der Führer-Orgel in der altreformierten Kirche in Bunde. 2. Auflage. Noetzel, Wilhelmshaven 2008, ISBN 978-3-7959-0334-3.
- Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. 2. Auflage. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1997, ISBN 3-928327-19-4.
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Weblinks
Commons: Führer organs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Karl Veit Riedel: Führer, Alfred. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 213–214 (online, PDF).
- Organ index: Alfred Führer Orgelbau
Einzelnachweise
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