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Der Ausdruck Agraphie (auch Agrafie) bezeichnet die Unfähigkeit, zu buchstabieren oder Wörter und Texte zu schreiben, obgleich die dafür notwendige Beweglichkeit der Hand (Motorik) und der Intellekt vorhanden sind. Die Dysgraphie (Dysgrafie) ist eine Schreibstörung im Sinne einer leichten Agraphie.[1] Sie gliedert sich in Entwicklungsdysgraphie, bei der es zu Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechtschreibens kommt, und in erworbene Dysgraphie. Hierbei handelt es sich um eine Störung des Schreibens nach vollendetem Spracherwerb.[2]
Die Störung findet sich in der International Classification of Disablities (ICD-10) wieder. Sie wird mit dem Code R48.8 (Sonstige und nicht näher bezeichnete Werkzeugstörungen inklusive Agraphie und Akalkulie) gekennzeichnet.[3]
Der Begriff Agraphia wurde 1869 von John William Ogle (1824–1905) geprägt.
Agraphien sind Folgen von Hirnschädigungen und treten oft gemeinsam mit einer Aphasie auf.
Die häufigste Ursache für eine Aphasie und somit auch für die Agraphie sind Schädel-Hirn-Traumata (80 %). Des Weiteren können Schlaganfälle, Hirn- oder Hirnhautentzündungen, Hypoxien, Hirntumore, Angiome und Epilepsien zu diesem Verlust der Schreibfähigkeit führen.[2]
Agraphie kann Folge von Isolationshaft sein. Viele Patienten haben nach einem Schlaganfall Schwierigkeiten mit dem Schreiben, weil sie unter einer Halbseitenlähmung (Hemiparese) leiden, ebenso bei zahlreichen anderen neurologischen Erkrankungen, wie zum Beispiel dem Pediatric Acute-onset Neuropsychiatric Syndrome (PANS).[4] Ist die Seite der Schreibhand betroffen, ist das Schreiben aufgrund dieser Lähmung oft mühsam oder unmöglich, so dass mit der anderen Hand geschrieben werden muss. Häufig ist dies ebenfalls nicht möglich, weil eine Lähmung der Schreibhand häufig mit einer Aphasie verbunden ist und diese für die Agraphie verantwortlich ist.
Agraphie kann jedoch auch isoliert im Zusammenhang mit einer räumlich-konstruktiven Beeinträchtigung einhergehen.[5]
Es gibt verschiedene Formen von Agraphie, die bis zur kompletten Unfähigkeit zu schreiben reichen können:
Des Weiteren ist es notwendig, die Agraphie vom Analphabetismus abzugrenzen.[2]
Im Bereich der erworbenen Dysgraphie sind weitere Formen zu unterscheiden:
Zum Spontanverlauf und zur Prognose der einzelnen Dysgraphiesyndrome liegen keine Untersuchungen vor. Aufgrund der Lokalisation (linkshemisphärisch) der Schädigung bei den meisten Formen vermutet man ähnliche Verläufe wie bei Aphasien.[8]
Die Erfolgsaussichten einer Therapie beruhen wesentlich darauf, dass die Art und Ursache der Agraphie individuell diagnostiziert sind. Je nach Form der Agraphie können Sprachtherapie, Medikamente, chirurgische Eingriffe oder Kombinationen daraus erforderlich sein.[10] Wenn die Agraphie auf neurodegenerativen Erkrankungen beruht, kann die Behandlung oft nur die Verschlechterung verzögern.[11]
Die Strichführung von Einzelbuchstaben und Silben wird hochfrequent geübt, orientiert an der Standardschreibweise. Wenn der Patient aufgrund der Parese nicht in der Lage ist, seine frühere dominante Seite zum Schreiben zu benutzen, oder wenn ursprüngliche Muster nicht reaktivierbar sind, kann die Standardschreibweise vernachlässigt werden. Orthethische Schreibhilfen können verwendet werden.
Assoziationstherapie: Diese Therapieform bedient sich der Erarbeitung der meisten Grapheme des Deutschen. Dies erfolgt oft innerhalb von ca. 20 Therapiesitzungen. Eine flüssige Schreibweise wird meist nicht erreicht, jedoch kann die Assoziationstherapie als Kompensationsstrategie angewendet werden. Die Therapie erfolgt in drei aufbauenden Stufen.[12]
Wenn die Agraphie eine Folge von Erkrankungen wie Parkinson oder Schlaganfall ist, kann eine ursächliche medikamentöse Behandlung zur Verbesserung der Schreibfähigkeit beitragen. Bei Verkrampfungen der Schreibhand werden krampflösende Medikamente zusammen mit Entspannungstechniken und Bewegungstherapie angewandt.[10]
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