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zur Betätigung der Abzugsgruppe aus der Waffe ragende Abzugszüngel Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Abzug (englisch trigger) bezeichnet sowohl das zur Betätigung der Abzugsgruppe aus der Waffe ragende Abzugszüngel, als auch das gesamte Abzugsystem (Abzugsgruppe) – die Einrichtung an einer Schusswaffe, mit der die Fingerbewegung über eine Hebelmechanik den schussauslösenden Mechanismus der Waffe auslöst.
Im Waffenwesen ist die Benennung Abzug mehrdeutig. Sowohl der Betätigungshebel – das Abzugszüngel – als auch die gesamte schussauslösende Baugruppe – das Abzugssystem oder technisch, die Abzugsgruppe – werden als Abzug bezeichnet.
Bei frühen Schusswaffen, zum Beispiel der Armbrust, genügte als Abzug ein einfacher Hebelmechanismus, der die Sperrklinke für Bogensehne und Bolzen freigab und somit den Schuss auslöste. In der geschichtlichen Entwicklung von Schusswaffen wurde schon früh der Einfluss des Abzugs auf die Präzision der Treffgenauigkeit einer Waffe erkannt, was zur Entwicklung aufwändiger mechanischer Schlösser zum Spannen und Auslösen von Perkussionswaffen führte. Diese Schlösser hatten zum Teil schon eine sehr hohe Fertigungsgenauigkeit und erlaubten entsprechend präzise Schussabgaben. Mit der Entwicklung moderner Patronenmunition und der Entwicklung halb- und vollautomatischer Waffen wurde die Funktion der Schlösser auf den Verschluss und dessen Spannvorrichtung sowie den Abzug verteilt. Damit wurde konstruktionsbedingt für magazingeladene Waffen die Entwicklung von Abzugsgruppen notwendig. Der Charakter der früher verwendeten Schlösser wurde am längsten in Revolvern erhalten, da diese nicht über Verschluss und Magazin verfügen. Bei militärischen Handfeuerwaffen mit Abzugswahlhebel lässt sich der Abzug von einem vollautomatischen Feuermodus auf einen halbautomatischen wechseln, wobei der vollautomatische sequenziell auf drei bis fünf Schuss begrenzt sein kann. Neueste Waffenkonstruktionen verfügen über elektronische Abzüge verschiedener Auslegung, von der einfachen elektronischen Schussabgabe bis hin zur elektronischen Benutzerkennung mit Auslösesperre.
Durch die lange Geschichte der Schusswaffen und die Vielzahl der Konstruktionen kann die Funktion eines Abzugs nur an einem ausgewählten Beispiel erklärt werden. Dies macht klar, dass es „den Abzug“ nicht gibt.
Die Beherrschung der nicht unerheblichen Einflüsse des Abzugs auf das Schussverhalten und somit auf die Präzision der gesamten Waffe wird als Abzugskontrolle bezeichnet. Eine durch den Schützen ausgeübte Abzugskontrolle bedingt aber einen präzise und sicher ausgeführten Abzug respektive eine Abzugsgruppe, in der alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind. Es ist umstritten, welche Komponenten genau zur Abzugsgruppe zählen; vom Abzugszüngel bis zum Schlagbolzen, oder vom Abzugszüngel bis zum Schlagstück, mit oder ohne Schlagfeder. Jeder Konstrukteur oder Hersteller von Waffen hat in dieser Frage seine eigene Sichtweise.
Die Abbildung zeigt die Komponenten einer Abzugsgruppe bis zum Schlagstück am Beispiel der weit verbreiteten Colt 1911 (Pistol cal .45 M1911A1), auch bekannt als Colt Government Model. Die vorangestellten Zahlen im Text entsprechen den Nummern in der Abbildung.
Andere Schusswaffen verfügen über ähnliche oder völlig abweichende Abzugssysteme und Abzugskomponenten. Im Sportwaffenbereich lassen sich beispielsweise einige dieser Komponenten individuell beeinflussen und auf die individuellen Bedürfnisse der Schützen einstellen.
Der Abzug bzw. Drücker ist das eigentliche Bedienelement für die Schussauslösung. Der Abzug bei kleinen Schusswaffen und Handfeuerwaffen wird in der Regel mit dem Zeigefinger bedient; bei schwereren militärischen Waffen kommt auch der Daumenabzug zum Einsatz, beispielsweise bei schweren Maschinengewehren, Kanonen oder Maschinenkanonen. Die Mehrheit der Handfeuerwaffen verfügt über einen drehgelagerten Abzug (Abzugszüngel). Manche Handwaffen z. B. Colt M1911 oder Tokarew TT-33 sind mit einem lineargeführten Abzug ausgestattet. Der Daumenabzug (wegen der Form oft Schmetterlingsabzug genannt) ist zwischen zwei Haltegriffen zu finden. Es gibt auch einfache Hebelabzüge, zum Beispiel bei Kanonen, die zurückgezogen und einfach losgelassen werden, um den Schuss abzugeben. Bei modernen schultergestützten kleinen Raketenwerfern wird nur noch ein elektrischer Schalter betätigt. Die möglichen Bauweisen sind also sicher so vielfältig wie die Abzugskonstruktionen selbst.
Um eine Handfeuerwaffe einfacher in einer Tasche eines Kleidungsstücks führen zu können, wird gelegentlich ein Faltabzug verwendet. Zum Verstauen wird der Abzug vom Griff weggeklappt. Einen Abzugsbügel gibt es bei dieser Konstruktion nicht.[2] Ebenfalls für Taschenpistolen war der Ringabzug gedacht.[3]
Beim schweizerischen Sturmgewehr 57 kann ein neben dem Abzug abklappbarer Abzugsbügel (Winterabzug), der über den Abzugsbügel herausragt, zum Schießen mit Fausthandschuhen verwendet werden. Außerdem wird er beim Einsatz von Gewehrgranaten bei nicht abgestützter Waffe verwendet, um durch den starken Rückstoß verursachte Handverletzungen zu vermeiden. Da beim abgeklappten Winterabzug die Gefahr einer ungewollten Schussauslösung besteht, ist er erst unmittelbar vor der Schussabgabe herunterzuklappen und nach dem Schuss einzuschwenken.[4]
Bei Waffen mit Spornabzug ist dieser in einer hornförmigen Auskragung unten am Rahmen eingesetzt und durch diese geschützt. Revolver mit Spornabzug können nur als „Singleaction“-Waffe geschossen werden.
Um den Abzugsweg zu verkürzen, wird bei einigen Waffen ein Triggerstop verwendet.
Bei Geschützen erfolgt die Auslösung in der Regel über eine Abzugsleine.[5]
Bei einigen Waffen ist im Abzug eine Feuerwahlfunktion integriert, womit der Schütze durch unterschiedliche Betätigung des Abzugs zwischen Einzel- und Dauerfeuer wählen kann.
Bei einem zweiteiligen Abzug, z. B. beim MG 34, feuert die Waffe Einzelschüsse, wenn man die eine Hälfte des Abzugs betätigt, während die andere Hälfte für Dauerfeuer genutzt wird.
Einige Waffen, z. B. das Steyr AUG, benutzen einen Abzug mit zwei unterschiedlichen Druckpunkten. Die Waffe schießt Einzelfeuer bei Erreichen des ersten Druckpunktes, Dauerfeuer bei Erreichen des zweiten Druckpunktes.
Bei Handfeuerwaffen ist das Abzugszüngel in der Regel durch einen Abzugsbügel gegen Berührung – und damit gegen unbeabsichtigte Schussauslösung – geschützt. Dieser Abzugsbügel kann Bestandteil des Rahmens bzw. des Griffstücks sein (siehe obige Zeichnung der M1911A1) oder aber angesetzt werden.
Der Abzugsbügel ist so bemessen, dass ein Finger hinein passt. Bei Waffen, die für den Einsatz bei Kälte vorgesehen sind, ist der Abzugsbügel größer, so dass die Waffe auch mit dicken Handschuhen geschossen werden kann. Bei manchen Waffen kann er deshalb abgeklappt oder abgebaut werden. Manche Waffen haben einen so großen Abzugsbügel, dass er die ganze Hand umschließt und so dem Schützen erlaubt, den Abzug auch mit einem Fausthandschuh zu bedienen.[6]
Bei manchen frühen Pistolen und Revolvern ist unten am Abzugsbügel ein Fingerbügel angebracht. Auf diesen wird der Mittelfinger aufgesetzt, was einen präziseren Schuss erlaubt.[7]
Bei Unterhebelrepetierern ist der Abzugsbügel integraler Teil des Repetierhebels.
Das Abzugsblech (auch Abzugblech[8] oder Züngelblech[9]) ist ein Bauteil des Abzugs, welches vor allem bei Waffen mit einem Vollschaft vorkommt. Es befindet sich oberhalb des Abzugsbügels am Schaft[10] und besteht in der Regel aus gehärtetem Gusseisen.[11] Es gibt verschiedene Ausführungen mit verschiedenen Funktionen.[10]
Hier wird die Fingerkraft verzögerungsfrei auf die Schlageinrichtung übertragen; das Abzugsgewicht muss am Anfang überwunden werden.[15] Alle mechanischen Übertragungswege sollten poliert sein, um die aufzuwendende Kraft so gering wie möglich zu halten. Eine schlechte Abzugsmechanik „kriecht“, d. h. der Abzug bewegt sich erst ein Stück nach hinten, bevor der Schuss gelöst wird, und/oder „hakt“. Hier ist eine veränderte Druckausübung auf den Abzug nötig, um den Schuss auszulösen.
Im Gegensatz zum Direktabzug wird beim Druckpunktabzug die Fingerkraft nicht gleich auf die Schlageinrichtung übertragen. Erst muss das Vorzugsgewicht überwunden und der Abzug einen kurzen Vorzugsweg bis zum Druckpunkt zurückgezogen werden. Dann muss das höhere Druckpunktgewicht überwunden werden.[16]
Diese Abzüge übertragen ihre Kraft indirekt, dadurch wird das nötige Abzugsgewicht gesenkt. Beim Stecherabzug wird durch „Einstechen“ eine Feder im Abzug vorgespannt, die dann durch einen nur leichten Druck auf den Abzug entspannt wird. Die Energie der vorgespannten Stecherfeder wiederum löst den Schlagbolzen aus.
Als Anti-Stress-Abzug bezeichnet man einen Abzug bei Faustfeuerwaffen, der die versehentliche Schussauslösung in Stresssituationen verhindern soll, da Menschen – hier der Waffenträger – in solchen Situationen zum Verkrampfen der Hände neigen und so bereits bei gezogener Waffe ungewollt einen hohen Druck auf den Abzug ausüben. Zudem kann es auch zum Zittern der Fingermuskulatur kommen.
Um zu verhindern, dass sich in Bereitschaftssituationen ein Schuss ungewollt löst und möglicherweise zu schweren oder gar tödlichen Verletzungen führt, gibt es verschiedene Ansätze:
Die Firma Walther benutzt einen Abzug, bei dem für den ersten Schuss ein hohes Abzugsgewicht zu überwinden ist. Für nachfolgende Schüsse ist das Abzugsgewicht reduziert (vgl. Single Action), dafür ist der vom Abzug zurückzulegende Weg sehr lang ausgelegt. Zittrige Finger bewegen sich nicht so weit. Dieses Konstruktionsprinzip wird im angestrebten Sicherheitsgewinn den teilvorzuspannenden DAO-Systemen allgemein als unterlegen eingeschätzt und hat sich wegen weiterer bauartbedingter Nachteile gegen diese nicht durchsetzen können.
Das weiterführende Sicherheitsabzugskonzept für moderne Selbstladepistolen stellen die verschiedenen teilvorzuspannenden DAO-Systeme dar. Bekanntester Entwickler und Marktführer ist hier die Firma Glock mit dem sogenannten Safe Action System (siehe unten, Abzugssysteme).
Der Single-Action-Abzug, auch Direkt-Abzug genannt, ist das einfachste Abzugssystem. Hier wird nur der bereits gespannte Schlagbolzen ausgelöst, ohne sonstige mechanische Teile wie beispielsweise die Trommel des Revolvers zu bewegen. Vor dem nächsten Schuss muss der Hahn stets (von Hand oder durch das Waffensystem) neu gespannt werden.
Dies ist das älteste Abzugssystem, bereits Luntenschloss-, Steinschloss- und Perkussionswaffen sowie die ersten Colt-Revolver für Patronenmunition waren reine Single-Action-Waffen. Daher kommt auch die aus Westernfilmen bekannte Revolverhaltung auf Gürtelhöhe, bei der die Handkante der zweiten Hand von oben auf den Hahn schlägt – dadurch wurde die Trommel gedreht und der Hahn gespannt, während der Zeigefinger der anderen Hand den Abzug gedrückt hielt, was schnelle Schussfolgen erlaubte. Allerdings ist anzunehmen, dass diese Art der Schussabgabe nur in Westernfilmen angewandt wurde, da damit der Schlossmechanismus und die Trommelarretierung überbeansprucht wurden.
Bei Selbstladepistolen war zunächst der Single-Action-Abzug gebräuchlich. Entweder löste er den Schlagbolzen oder bei den meisten Pistolen einen Hahn aus. Diese Konstruktionen waren ursprünglich dafür vorgesehen, mit gespanntem Hahn und aktivierter Sicherung getragen zu werden, was bei vielen Anwendern Bedenken auslöste.
Der Double-Action-Abzug („Double“ für zwei ausgelöste Vorgänge), auch als DA/SA (Double Action/Single Action) oder Spannabzug bezeichnet, ist eine Weiterentwicklung des Single-Action-Abzuges. Durch Betätigung (Ziehen) des Abzugs wird der Hahn gespannt, bis sich der Schuss löst. Ein vorheriges Spannen des Hahnes ist nicht notwendig, aber manuell möglich. Bei Revolvern wird zusätzlich die Trommel weitergedreht. Bei Pistolen wird jeder weitere Schuss entsprechend dem Single-Action-Abzug ausgelöst.
Bei der „Little Tom“ von Alois Tomiska gab es 1908 dann den ersten Double-Action-Abzug einer Selbstladepistole, der es erlaubte, die Waffe schussbereit mit entspanntem Hahn zu tragen. War dem Tschechen Tomiska noch kein kommerzieller Erfolg beschieden, wurde mit der Walther PP dieses Prinzip ab 1929 bekannt. Heute ist es bei den meisten Pistolen verbreitet. Nachteil dieses Systems ist der erheblich höhere Abzugswiderstand bei Abgabe des ersten Schusses (gegenüber einem Single-Action-System) und der Umstand, dass der Abzugswiderstand zwischen dem ersten Schuss und den weiteren Schüssen deutlich differiert, was das Abkommen (die Schusspräzision) nachteilig beeinflusst.
Beim Double-Action-Only-System (DAO) oder Spannabzug ist das Spannen und Abschlagen des Hahnes nach dem vorherigen Einrepetieren einer Patrone in das Patronenlager nur durch das Betätigen des Double-Action-System-Abzugs möglich. Ein Vorteil der DAO-Bauart ist die Möglichkeit, die Waffe ungespannt und ohne weitere Sicherungsbetätigung sofort schussbereit führen zu können, sowie der gleichbleibende Abzugswiderstand bei jedem Schuss.
Frühe Beispiele hierfür sind der Bündelrevolver Mariette (1836) sowie der Revolver Adams Modell 1851, beides Perkussionswaffen.
Zwischen 1886 und 1937 stellte die Firma Smith & Wesson sogenannte „Hammerless Model“-Kipplaufrevolver in Kalibern zwischen .42 und .44 her, die mit einer Handballensicherung versehen waren. Eine nächste Variante von S & W DAO-Revolvern waren die von 1952 bis 1974 hergestellten „Centennial Model 40“- und „Model 42 Airweight“- Revolver mit ausschwenkbarer Trommel und einer Handballensicherung. Das Model 42 „Centennial Airweight“ wurde anfangs mit einem Rahmen und einer Trommel aus einer Aluminiumlegierung hergestellt, spätere Modelle hatten eine Stahltrommel. Das Model 40 bestand aus Stahl.[17]
Die teilvorzuspannenden DAO-Systeme stellen den Stand der Technik bei den Gebrauchspistolen dar. Bei einem teilvorzuspannenden DAO-Abzugssystem wird die Schlagfeder durch das Zurücklaufen des Schlittens lediglich teilvorgespannt. Eine so teilvorgespannte Waffe – in der Regel eine Pistole – wird nun erst durch die Abzugszüngelbetätigung im Moment der Schussabgabe sowohl vollgespannt und dann sogleich der Schuss ausgelöst, die Feder also wieder teilentspannt. Das Abzugssystem fällt somit im Moment der Schussabgabe sofort in den sicheren teilvorgespannten Zustand zurück. Aus diesem Funktionsprinzip heraus ergeben sich mehrere erwünschte Eigenschaften für die Waffenführung:
Umgesetzt wird das Prinzip des teilvorgespannten DAO durch die Nutzung der beim Zurücklaufen des Schlittens vorhandenen Kraft, gleichgültig ob sie durch die Schussabgabe aufgebaut oder vom Waffenbediener durch das Zurückziehen des Schlittens beim Durchladen (Repetieren) eingebracht wird. Aufgrund dieses Konstruktionsprinzips kann die Waffe immer sicher und dennoch im höchsten Bereitschaftszustand befindlich geführt werden. Fehl- oder Bedienungsverzögerungen wegen der in anderen Systemen nötigen Betätigung weiterer Sicherungselemente werden im Fall der stressbesetzten Schussabgabe beim teilvorgespannten System ausgeschlossen.
Bei modernen Selbstladepistolen dominieren heute die teilvorzuspannenden Abzugssysteme den Markt, dies allerdings unter verschiedenen Bezeichnungen.
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